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Zoff um Motorradlärm in der Region: Jetzt äußern sich Biker selbst zu der Kritik

Neufra / Lesedauer: 4 min

Egal ob Donautal, Albaufstieg oder Laucherttal, die Diskussion um Lärmbelästigung erregt immer wieder die Gemüter. Neufraer Motorradfahrer äußern sich nun dazu - mit durchaus interessanten Meinungen.
Veröffentlicht:20.10.2022, 11:45

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Zu laute Motorräder erregen immer wieder die Gemüter, beschäftigten erst vor Kurzem den Verkehrsausschuss des Sigmaringer Kreistags . Denn so reizvoll die Strecken im Donautal und im Laucherttal für Biker auch sind: Vor allem Anwohner halten den vielen Verkehr für nicht länger tragbar.

Wie aber verfolgen die Motorradfahrer selbst die nicht enden wollende Diskussion? Ein Besuch beim Motorradclub Neufra gibt Aufschluss darüber.

Jeder hat seine eigenen Lieblingsstrecken.

Motorradfahrer Jürgen Fuchs

Jürgen Fuchs, Armin Acker, Armin Dietmann und Hubertus Osswald haben vor 39 Jahren schon an der Gründung des Motorradclubs mitgewirkt. Seit rund vier Jahrzehnten sind sie in der näheren und weiteren Umgebung mit ihren Motorrädern unterwegs. „Jeder hat so seine eigenen Lieblingsstrecken“, sagt Fuchs. Ob alleine oder in der Gruppe: Die Herausforderung sei, eine Strecke zu finden, auf der nicht allzu viel los ist.

 Biker am südlichen Ortsausgang von Hettingen. Nach Messungen des Landesverkehrsministeriums gilt dieser Streckenabschnitt im Laucherttal als Schwerpunkt für Motorradlärm.

Gerade deshalb aber meiden die Neufraer beliebte Routen wie beispielsweise durchs Donautal – zumindest an den Wochenenden. „Dann sind dort nicht nur viele Motorräder aus dem Raum Stuttgart oder Esslingen unterwegs, sondern auch noch Autos, Fahrräder und Wohnwagen“, sagt Armin Acker. Der Fahrspaß bleibe dabei ganz schön auf der Strecke.

Gerne schnell – aber nicht laut

Was die Mitglieder des Motorradclubs im Laufe der Zeit beobachtet haben: Unangenehm laut sind in der Regel nicht diejenigen, die in Gruppen unterwegs sind, sondern einzelne Maschinen. „Generell ist das Problem nicht das Motorrad, sondern derjenige, der drauf sitzt“, sagt Hubertus Osswald .

Was das Reizvolle daran ist, möglichst laut zu sein, das erschließt sich selbst den eingefleischten Motorradfahrern aus Neufra nicht. Auch sie seien gerne mal schnell unterwegs, sagen sie – aber damit nicht automatisch auch besonders laut.

Umgekehrt haben die Männer aber auch nicht den Eindruck, dass die breite Öffentlichkeit zunehmend ein Problem mit Motorradfahrern hat. „Es ist jetzt auch nicht so, dass die Leute im Donautal mit erhobenen Fäusten an der Straße stehen“, sagt Armin Dietmann. Auch die massiven Beschwerden kämen eher von einzelnen. Da seien die Vorbehalte gegenüber Motorradfahrern bei der Vereinsgründung vor fast 40 Jahren generell größer gewesen.

Auch Lastwagen werden zur Last

Insofern haben die Neufraer auch kein Problem damit, eine Diskussion über Motorradlärm zu führen. Sie geben aber zu bedenken, dass der Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt zugenommen hat. „Ein voll beladener Lastwagen ist mit Sicherheit eine größere Lärmbelastung als eine Gruppe Motorradfahrer, die in normalem Tempo unterwegs sind“, sagt Hubertus Osswald.

Gegen Maßnahmen gegen Verkehrslärm haben die Männer deshalb auch nichts einzuwenden. Deutliche Worte finden sie aber über Regelungen, die sich allein gegen Motorradfahrer richten. „Dass alle über einen Kamm geschoren werden, ist nicht in Ordnung“, sagt Osswald. Regelungen wie im Großen Lautertal lehnen er und seine Vereinskollegen deshalb entschieden ab: Dort gelten für Motorräder schärfere Geschwindigkeitsbegrenzungen als für andere Fahrzeuge. „Das kann’s einfach nicht sein“, sagt Armin Dietmann.

Auch die Sperrung ganzer Streckenabschnitte für Motorräder halten die Clubmitglieder für falsch. „Das Motorrad ist mein Fortbewegungsmittel“, sagt Armin Acker. „Solche Regelungen empfinde ich deshalb als Diskriminierung.“ Die Fahrer getunter Autos zum Beispiel würden bei solchen Sperrungen außen vor bleiben, kritisiert Hubertus Osswald. „Man müsste schon gezielt gegen diejenigen vorgehen, die tatsächlich zu laut sind“, sagt Armin Dietmann.

25 Jahre ohne Kontrolle

Das ist aus Sicht der Männer auch die einzige Möglichkeit, sinnvoll etwas gegen Motorradlärm zu unternehmen. „Es müsste mehr Kontrollen geben, um die schwarzen Schafe aus dem Verkehr ziehen“, sagt Jürgen Fuchs. Dafür aber werde generell viel zu wenig kontrolliert. „Ich bin regelmäßig mit dem Motorrad unterwegs – und seit bestimmt 25 Jahren in keine Kontrolle mehr gekommen“, sagt Armin Acker.

Vermutlich fehle es der Polizei am entsprechenden Personal, ergänzt Armin Dietmann. „Wenn es aber die treffen soll, die tatsächlich zu laut sind, kann das nur über mehr Kontrollen funktionieren.“