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Oberschwabenkaserne

Bubeck blickt im SZ-Gespräch aufs Jahr 2017 zurück

Mengen / Lesedauer: 6 min

Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck blickt auf das Jahr 2017 zurück
Veröffentlicht:28.12.2017, 15:43

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Die größte Enttäuschung, die Stefan Bubeck in diesem Jahr als Bürgermeister erlebt hat, hängt gar nicht unmittelbar mit der Stadt Mengen zusammen. „Aber dass es nur an den überzogenen Forderungen des Eigentümers gescheitert ist, die Polizeischule in die ehemalige Oberschwabenkaserne zu holen, ist wirklich enttäuschend“, sagt er. Jennifer Kuhlmann hat sich mit ihm am Jahresende über den geplanten Windpark, Baumaßnahmen und die zum Verkauf stehenden Gebäude unterhalten.

Herr Bubeck, was waren für Sie als Bürgermeister die schönsten Momente im Jahr 2017?

Ich erinnere mich besonders gern an viele nette Begegnungen. Vor allem an den Heimattagen bin ich auf viele dankbare Menschen getroffen und hatte interessante Gespräche mit einigen Altmengenern. Aber auch die Kontakte zu den Vertretern aus den Partnerstädten Boulay und Novska waren in diesem Jahr sehr intensiv. Und nicht vergessen möchte ich die vielen schönen Begegnungen mit den Besuchern des Martini- und Weihnachtsmarktes.

Ist beim Weihnachtsmarkt alles gut gelaufen?

Bei mir sind nur positive Rückmeldungen angekommen. Die Standbetreiber waren zufrieden und einige sogar schon ausverkauft, bevor der Markt am Samstagabend geschlossen hat. Klar: Viele hätten gerne, dass er länger als 21 Uhr geöffnet ist, aber wir sind der Meinung, dass die Öffnungszeiten ausreichend sind.

Auf was hätten Sie gut verzichten können?

Dass es kurz vor dem Zieleinlauf mit der Polizeischule für Hohentengen nicht geklappt hat, das war schon sehr enttäuschend. Alle Beteiligten, Bürgermeister Peter Rainer, die Landrätin und die beiden Landtagsabgeordneten, haben sich gemeinsam beim Land für die ehemalige Oberschwabenkaserne als Ausbildungsstandort eingesetzt. Vor einem Jahr hat in Stuttgart noch keiner den Standort Hohentengen gekannt und dann war er plötzlich in aller Munde. Die Zusage lag inoffiziell schon vor, und dann ist es an den übertriebenen Preisvorstellungen von Ehoch4-Geschäftsführer Jürgen Gaugel gescheitert.

In welche Projekte haben Sie die meiste Zeit investiert?

Ziemlich viel Zeit haben das interkommunale Gewerbegebiet und das Thema Windpark gekostet. Aber die vielen Gespräche und Verhandlungen mit dem Windkraftanlagenhersteller Enercon , der Gemeinde Krauchenwies und der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern sind aus Sicht der Verwaltung erfolgreich verlaufen, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen. Wir konnten mit 1400 Metern einen Mindestabstand zur Wohnbebauung erreichen, der doppelt so groß ist wie in Baden-Württemberg erlaubt. Das Fürstenhaus verzichtet auf weitere Anlagen, das ist ebenfalls ein Erfolg.

Aber private Waldeigentümer aus Rulfingen oder Rosna könnten ihre Flächen Enercon trotzdem anbieten?

Da haben tatsächlich schon einige Interesse bekundet und bei Enercon angefragt. Allerdings hat sich Enercon im Nutzungsvertrag verpflichtet, ohne das Einverständnis der Stadt Mengen, der Gemeinde Krauchenwies und des Fürstenhauses keine weiteren Anlagen auf privaten Flächen zu planen. Mit Enercon ist die Realisation von Anlagen auf privaten Flächen also sehr unrealistisch. Grundsätzlich könnten die Privatleute aber auch an andere Windkraftanlagenhersteller oder Projektierer herantreten. Darauf hätten wir dann keinen Einfluss.

Wie weit ist die Stadtverwaltung mit der Vermarktung der zum Verkauf stehenden Gebäude wie dem Römermuseum und der Kazede?

Weil die zuständigen Mitarbeiter im Rathaus aktuell intensiv mit den Grundstücksverhandlungen für neue Baugebiete und den interkommunalen Gewerbepark beschäftigt sind, haben wir die Vermarktung der Immobilien an externe Makler weitergegeben. Diese hatten zunächst etwas Zeit benötigt, um die Daten der Gebäude aufzunehmen und Exposés zu erstellen. Einige haben schon mit infrage kommenden Kandidaten aus ihrem Kundenpool gesprochen und lose Anfragen erhalten. Bis April oder Mai 2018 werden uns von den Maklern die eingegangenen Angebote und Nutzungskonzepte vorgelegt. Anschließend werden wir uns im Gemeinderat wieder damit beschäftigen.

Solange müssen dann auch der Narrenverein und die Vereine aus Ennetach warten, die sich für die Kazede und das alte Schulgebäude interessieren?

Genau. Wir gehen nach dem Motto „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ vor. Am Ende zählen nicht nur das höchste Gebot, sondern auch schlüssige Nachnutzungskonzepte für die Gebäude. Es nützt uns nichts, wenn jemand etwa den Alten Fuchs kauft und das Haus dann jahrelang leer steht, wie das etwa beim Kuhn’schen Haus der Fall ist.

Da geht es einfach nicht voran. Worauf wartet Manfred Löffler?

Auf möglichst viele Zuschüsse. Weil das Gebäude in Mengen ja aufgrund seiner prominenten Lage und Geschichte schon eine Sonderstellung einnimmt, sind Verwaltung und Gemeinderat bereit, bei der Städtebauförderung an eine gewisse Schmerzgrenze zu gehen. Bisher war das aufgrund der zu geringen Zuschüsse des Landes leider nicht möglich.

Sie sprachen gerade von einem neuen Baugebiet. Wo soll das entstehen?

Westlich der Granheimer Straße, im Gewann Ziegeleschle. Dort sind etwa 40 Bauplätze für Einfamilienhäuser geplant. Die sind dringend notwendig, da wir in Mengen derzeit über keine Bauplätze mehr verfügen, die Nachfrage aber sehr hoch ist. Einzig die Bauplätze auf dem ehemaligen Gelände der Alten Ziegelei stehen aktuell zur Verfügung. Sie werden aber direkt von der Firma Max Wild vermarktet.

Mengen ist die letzte der sieben beteiligten Kommunen, deren Gemeinderat noch entscheiden muss, ob sie sich an den Planungskosten für die Nordtrasse beteiligen will.

Ja, das wird der Gemeinderat voraussichtlich im Februar entscheiden. Es geht um 300 000 Euro in zehn Jahren, das ist keine kleine Summe, aber ich hoffe, dass die Gemeinderäte dem Projekt trotzdem zustimmen.

Dabei wäre die Nordtrasse für Mengen doch gar nicht mehr so wichtig.

Naja, wir haben zwar unsere örtlichen Umfahrungen, sollten uns aber trotzdem beteiligen. Einmal geht es um den Solidaritätsgedanken. Solche Großprojekte hören nicht an der Gemarkungsgrenze von Gemeinden auf. Außerdem soll die Abzweigung der Bundesstraße irgendwo zwischen Ennetach und Scheer verlaufen, da sollten wir schon mitreden können.

Was steht im kommenden Jahr Wichtiges an?

Die Gemeinderäte haben in der Klausurtagung eine Prioritätenliste für die anstehenden Tiefbauarbeiten mit Straßenerneuerungen, Kläranlage und Wasserversorgung erstellt. Außerdem wird es um das Thema Breitbandausbau gehen. Die Planungen für die Hallensanierung in Blochingen, das Gymnasium und das Freibad werden vorangetrieben. Wir wollen mit den Planungen so weit wie möglich sein, wenn sich irgendwo ein passender Fördertopf auftut, von dem wir profitieren können.

Aber da bei den Haushalt nicht vergessen...

Wir haben bislang etwa zwei Drittel der „enkeltauglichen Maßnahmen“ zur Haushaltskonsolidierung abgearbeitet. Entgelte und Gebühren müssen wir natürlich regelmäßig überprüfen und eventuell anpassen. Im kommenden Jahr werden wir darüber sprechen, ob wir die Anzahl der öffentlichen Toiletten reduzieren sollten und ob das First-Responder-Konzept der Feuerwehr weitergeführt werden muss, obwohl wir wieder eine 24-Stunden-Wache haben. Außerdem werden wir einen Blick auf die Schulbudgets werfen und ob die angesichts sinkender Schülerzahlen gleich bleiben müssen.