So bestraft die Dorauszunft Saulgau zwei Binzwanger Narren
Bad Saulgau / Lesedauer: 3 min

Zwei junge Männer von den Gai–Hexen Binzwangen haben in der Nacht am Gompiga Donnschtig in der Bad Saulgauer Innenstadt die aus Holz geschnitzte Fasnetsfigur des Dorausschreiers mutwillig beschädigt. Inzwischen haben sich die Täter bei der Dorauszunft Saulgau entschuldigt und erhalten ihre Strafe.
Die sechs lebensgroßen Narrenfiguren der Dorauszunft stehen seit Anfang der Woche wieder in der Zunfthalle — darunter auch der Dorausschreier ohne linke Hand und ohne Korb. Der Dorausschreier stand vor dem Optikergeschäft Bollmann, als die 18– und 21–jährigen Männer mit voller Absicht mehrfach auf die Figur eingeschlagen und eingetreten haben.
Sofort kontaktiert
Eine Videoüberwachung zeigte den Vorfall, der in sozialen Medien mehrfach heftig kommentiert worden war. Als die Identität der Männer trotz der dunklen Videobilder geklärt werden konnte, kontaktierte der Vorstand der Binzwanger Gai–Hexen unverzüglich die Dorauszunft, um die beiden Mitglieder zu melden. „Wir waren aber nicht als Verein in Bad Saulgau. Die beiden Mitglieder waren privat dort“, sagt Andreas Geißelmann, Vorsitzender der Gai–Hexen Binzwangen.
Gespräch nach der Fasnet
Geißelmann und ein Vorstandskollege hatten sich mit dem Vorstand der Dorauszunft zu einem Gespräch nach der Fasnet getroffen, um die Straftat gemeinsam aufarbeiten zu können. „Das war ein sehr gutes Gespräch“, sagt Raphael Osmakowski–Miller, Zunftmeister der Dorauszunft Saulgau, der auch froh darüber war, dass die Gai–Hexen sich bei der Dorauszunft gemeldet hatten, nachdem auch andere Zünfte verdächtigt waren, als das Video zu sehen war. Mittlerweile wurde es gelöscht.
Sie entschuldigen sich
Der beschädigte Dorausschreier muss in Renhardsweiler in der Werkstatt des Skulpturenkünstlers Michael Tamoszus wieder repariert werden. Die entstehenden Kosten übernehmen die jungen Männer, die längst Reue gezeigt und sich für ihr Fehlverhalten entschuldigt haben.
„Sie müssen außerdem den Transport zurück in die Zunfthalle organisieren und sich um alles kümmern“, so Osmakowski–Miller. Das ist in diesem Fall nicht so einfach, weil für die zwei Tonnen schwere Narrenfigur ein Gabelstapler und ein Zugfahrzeug notwendig sind, für die die beiden keinen Führerschein haben.
„Sie sollen merken, wie viel Aufwand dahinter steckt“, ergänzt Osmakowski–Miller, der sich mit Andreas Geißelmann darüber einig ist, dass ein finanzieller Ausgleich des Schadens zu kurz gedacht sei. „Mit Geld alleine erzielen wir hier keinen Lerneffekt“, sagt Geißelmann.
Die Dorauszunft behält sich dennoch weiter vor, Strafanzeige gegen die Täter zu stellen, sieht aber davon ab, wenn die beiden die Sache bereinigt haben. „Dann ist der Fall für uns erledigt“, sagt Osmakowski–Miller. Für den Vorstand der Gai–Hexen sei dies eine vernünftige Lösung.
Keine Toleranz
Geißelmann und seine Vorstandskollegen überlegen indes noch, wie sie beiden Mitglieder vereinsintern bestrafen. Selbst ein Ausschluss ist möglich. „Was da passiert ist, können wir nicht so einfach tolerieren“, so Geißelmann. Allerdings könne er sich auch vorstellen, die beiden Mitglieder in Zukunft stärker in die Vereinsarbeit einzubinden, „damit sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist wie eine charakterbildende Maßnahme“, ergänzt Geißelmann.
Denn schließlich — und auch darüber herrscht Einigkeit bei beiden Zünften — soll so etwas nie wieder vorkommen. In einer Sitzung am Mittwoch, 1. März, will der Vorstand eine Entscheidung treffen.
Nicht die erste Beschädigung
Für die Dorauszunft steht fest, die Figuren auch 2024 nach dem Häsabstauben wieder aufzustellen — trotz der Beschädigung, die nicht die einzige war. Der Wedel des Blumennärrle wurde bereits zweimal abgebrochen und weit weg vom Standort der Figur wieder gefunden. „Wir lassen uns davon nicht entmutigen“, sagt Osmakowski–Miller.