StartseiteRegionalRegion LindauWasserburgEine Wirtin mit Herzblut und Leidenschaft

Herzblut

Eine Wirtin mit Herzblut und Leidenschaft

Wasserburg / Lesedauer: 4 min

Inge Litz führt zusammen mit ihrem Sohn Vincent Schäfler das Eulenspiegel und hat ihre Bestimmung gefunden
Veröffentlicht:09.11.2011, 16:30

Artikel teilen:

Inge Litz und das Eulenspiegel – es ist als hätte es nie etwas anderes gegeben. Souverän bewegt sie sich zwischen Theke und Tischen, hat ein offenes Ohr für jeden Gast und nimmt sich gerne Zeit für einen kleinen Plausch. „Ich habe hier gefunden, was ich immer gesucht habe“, sagt sie versonnen. „Das Komische ist, mir war nie bewusst, dass ich überhaupt etwas suchte.“

Das Schicksal habe sie erneut mit dem Eulenspiegel und den Menschen dort zusammengeführt. „Ich bin eine alte Eulenspieglerin. Ich hab hier früher viel Zeit verbracht.“ Schließlich war das Kulturzentrum war ab Mitte der 70er-Jahre Anziehungspunkt für viele Menschen in der Region. 1976 machte sich Peter Schilinski in Wasserburg für eine andere Form des Zusammenlebens stark. Die Gruppe um ihn herum, das Modell Wasserburg, betrieb eine Gaststätte als Kulturzentrum im Sinne der sozialen Dreigliederung.

Damit war das Haus in der Dorfstraße ein Platz, wo zusammen gelebt und gearbeitet wurde und niemand nach persönlichem Profit strebte. Es gab damals nicht nur die Arbeit in der Gaststätte – es wurde Kultur und in gewisser Weise sogar Politik gemacht. Schilinski sah es als elementar an, dass politische Arbeit nicht unabhängig von persönlicher Arbeit an sich selbst geleistet werden kann. Die politischen Ideale sollten auch in der kleinen Gemeinschaft verwirklicht werden.

Knapp 20 Jahre später hatte sich diese Lebensform überlebt – die Arbeits- und Lebensgemeinschaft löste sich endgültig auf. Zurück blieb der Verein Modell Wasserburg, der die Gaststätte verpachtete und im selben Haus den Kulturbetrieb weiterführte. Ende 2010 gab es einen neuen Schnitt. Der Verein trennte sich vom Pächter und begann sich neu auszurichten.

Im Nebenzimmer des Lokals entstand ein Bio- und Projektladen. In dem acht Quadratmeter kleinen Raum, der ehemals als Abstellraum genutzt wurde, eröffnete der „Bodensee Art Fund“ (BAF) eine konzentrierte Kunstkammer. Beide Ideen kommen gut an. Vor allem der Bioladen werde von der Bevölkerung gut angenommen, berichtet Dieter Koschek, der seit über 20 Jahren Mitglied im Verein ist. Das Vorhaben „der Verein wird wieder Wirt“ habe sich dagegen relativ schnell wieder zerschlagen: „Das hat einfach nicht hingehauen.“

Für die Inge Litz ein absoluter Glücksfall, sonst wäre die Langenargenerin heute wohl nicht gemeinsam mit ihrem Sohn Vincent Schäfler Pächter der gemütlichen Gastronomie. Der 27-jährige Vincent ist Koch und Fischer und zeichnet sich für die kleine aber feine Speisekarte im Eulenspiegel verantwortlich. „Mein Sohn war von der Idee sich selbstständig zu machen erst wenig begeistert“, räumt Inge Litz ein. „Aber als er das Haus gesehen und die lieben Menschen hier kennengelernt hat, war klar: Wir übernehmen den Eulenspiegel.“

Genau am 35. Geburtstag des Eulenspiegels – am 26. Mai 2011 – unterschrieben Mutter und Sohn den Pachtvertrag. „Auch wieder so ein Zufall“, sagt Litz. Doch Koschek verbessert sofort: „Das war Schicksal.“ Schlussendlich ist es aber auch egal, ob Zufall oder Schicksal: Inge Litz hat mit 54 Jahren ihre Bestimmung gefunden – mit Leidenschaft und einem großen Schuss Herzlichkeit bewirtet sie ihre Gäste. Diese finden im Eulenspiegel eine kleine Karte mit saisonalen Angeboten vor, deren Zutaten zum Großteil aus der Region, dem Allgäu und dem Bregenzerwald stammen.

Mit ihrem ersten halben Jahr als Wirtin in Wasserburg ist Inge Litz mehr als zufrieden: „Ich treffe hier ganz tolle interessante Menschen. Das möchte ich nicht mehr missen.“ Dieter Koschek hat seine eigene Theorie, warum seit der neuen Pächterin so viele nette Gäste ins Eulenspiegel kommen: „Die Menschen spüren den Geist der Begegnung und des Miteinanders der hier wieder lebt und genau das schätzen sie.“

Kompakt:

Der Eulenspiegel in der Wasserburger Dorfstraße hat im Winterhalbjahr mittwochs, donnerstags und freitags von 18 bis 23 Uhr und am Wochenende von 12 bis 23 Uhr für seine Gäste geöffnet.

Ein paar Monate haben sie geübt, die Menschen, die dem Eulenspiegel in Wasserburg neues Leben eingehaucht haben. Seien es das Team des Bio- und Projekteladens oder die neuen Pächter. Grund genug am Freitag, 11. November, ein Einweihungsfest zu feiern. Ab 19 Uhr können Besucher die BAF-Galerie mit der neuen Installation von Francesca Motta bewundern, den Kulturraum und den Bio- und Projekteladen besichtigen. Francesca Motta öffnet die Türe ihres Ateliers und im Café gibt es ein Kürbissüppchen sowie ein Begrüßungsgetränk. Für die musikalischen Bedürfnisse sind die Bartlis für die Überraschungen die Eulenspiegler selbst zuständig.