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Besondere Aktion

Vom Krebs geheilt: Michaela Bock will anderen Frauen Mut geben

Kreis Lindau / Lesedauer: 5 min

Michaela Bock trifft es mitten im Leben. Mit 56 Jahren wird bei ihr Krebs festgestellt. Mittlerweile hat sie die Krankheit überstanden. Wie sie anderen helfen will.
Veröffentlicht:04.02.2023, 12:00

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Michaela Bock steht mitten im Leben, als es sie trifft. Mit 56 Jahren wird bei ihr Krebs festgestellt. Sie erlebt eine schwierige Zeit, besiegt aber den Krebs. Wie sie jetzt gemeinsam mit anderen Frauen Mut machen will.

Eher zufällig hat die Lindauerin die geschwollenen Lymphknoten unter ihren Achseln gespürt. „Ich bin direkt zu meiner Frauenärztin gegangen, ohne an etwas Schlimmes zu denken“, sagt Michaela Bock. Nach einer Mammografie und Biopsie kurz vor Weihnachten bekam sie Anfang 2022 die Diagnose: Es ist Brustkrebs. Darauf folgten weitere Untersuchungen und schließlich die Chemotherapie.

„Ich hätte nie gedacht, dass es mich trifft“, sagt die 57-Jährige heute. Die Diagnose war für sie schlimm, aber sie beschloss zu kämpfen. Um die schwere Zeit zu überstehen, zog Michaela Bock sich vom öffentlichen Leben zurück. Normalerweise engagierte sie sich viel im Ehrenamt, liebte ihren Beruf im Seniorenheim in Hege. All das ließ sie sein. „Man muss das normale Leben loslassen und abschalten“, sagt die Lindauerin. „Man braucht die Kraft.“

Brusterhaltende Therapie ist meistens möglich

Michaela Bock ist eine von 20 bis 30 Frauen, die im Jahr in der Lindauer Asklepios-Klinik nach einer Brustkrebs-Diagnose operiert werden, sagt Mark Boockmann, Chefarzt der Gynäkologie. In den meisten Fällen, so der Gynäkologe, müssten die Brüste der Frauen nicht abgenommen werden. Weil Gewebe durch Stanzbiopsie des auffälligen Bereichs entnommen wird, könne die Operation außerdem genau geplant werden. Das hilft.

Michaela Bock hat eine schwierige Zeit hinter sich. 2022 bekommt sie die Diagnose Brustkrebs. Jetzt will sie anderen etwas Gutes tun, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie es war.
Michaela Bock hat eine schwierige Zeit hinter sich. 2022 bekommt sie die Diagnose Brustkrebs. Jetzt will sie anderen etwas Gutes tun, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie es war. (Foto: Ronja Straub)

Michaela Bocks Operation stand im Juni 2022 an. Die Chemotherapie hatte sie bereits hinter sich und relativ gut vertragen. Sie hatte Glück: „Der Tumor konnte bei der anschließenden Operation nicht mehr nachgewiesen werden und auch die Lymphknoten waren nicht mehr befallen“, erklärt ihr Arzt Mark Boockmann.

Dass es für sie so gut gelaufen ist, hat nicht nur medizinische Gründe, glaubt Michaela Bock. Sie habe viel Unterstützung von anderen bekommen. Familie und Freunde statteten ihr einen Besuch ab, andere riefen sie an und sprachen ihr Mut zu. „Wir haben auch viel zusammen gelacht“, sagt die Lindauerin.

Kurz vor ihrer OP erreichte Michaela Bock ein Paket. Eine Bekannte aus Scheidegg schickte ihr ein Kissen. Allerdings nicht irgendein Kissen, sondern eines in Herzform, das sie sich zur Schmerzlinderung nach der Operation unter die Achsel klemmen konnte. „Das tut gut bei Narbenschmerzen und Lymphschwellungen“, sagt Michaela Bock. Es entlastet das Gewebe beim Liegen und schützt beim Autofahren vor Druckstelle. Aber nicht nur das. Vor allem die nette Geste habe sie motiviert, weiterzumachen.

Herzkissen-Aktion gab es in Lindau nicht

Das gute Gefühl, das man hat, wenn andere in schweren Situationen an einen denken, war wichtig. Sie wollte es auch weiteren Frauen ermöglichen. In Wangen und anderen Städten in der Region nähten Frauen die Kissen schon seit Längerem und spendeten sie an die Krankenhäuser. In Lindau gab es die Aktion noch nicht.

Also schloss sich die Lindauerin mit anderen Frauenbund-Frauen aus den acht Zweigvereinen in Lindau zusammen. An Wochenenden oder am Abend nähten die Frauen Bezüge und füllten sie mit einem speziellen, waschbaren Material. Allein bei einer Nähaktion am vergangenen Wochenende von den Frauen aus Weißensberg, Hergensweiler und Sigmarszell sind so 62 Kissen zusammengekommen. „Es kann jede von uns treffen“, sagt Alexandra Kaeß aus Weißensberg. Die Frauen aus Oberreitnau, Aeschach, Nonnenhorn, Wasserburg, Sigmarszell und Weißensberg brachten die Kissen dann bei der Gynäkologie der Asklepios-Klinik vorbei.

Alexandra Kaeß aus Weißensberg und Heidi Mahl aus Sigmarszell haben mit den Frauen aus dem Frauenbund viele Herzkissen genäht. Es geht ihnen um die Solidarität mit anderen Frauen.
Alexandra Kaeß aus Weißensberg und Heidi Mahl aus Sigmarszell haben mit den Frauen aus dem Frauenbund viele Herzkissen genäht. Es geht ihnen um die Solidarität mit anderen Frauen. (Foto: rst)

Es ist die Station, auf der auch Michaela Bock operiert wurde. Drei Tage musste sie damals in der Klinik bleiben, die weitere Behandlung fand ambulant statt. Nach einer Bestrahlung und anschließender Reha geht es der Lindauerin heute wieder gut. „Würde der Krebs wieder zurückkommen, würde ich den Kampf wieder aufnehmen“, sagt Michaela Bock.

Mit ihrer Krankheit geht sie offen um. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass es hilft, darüber zu sprechen. Die Lindauerin weiß aber auch, dass nicht jede Frau so viel Glück hat wie sie.

Frauen aus der Region nähen Kissen

Unter dem Motto „Frauen helfen Frauen“ beteiligen sich die Frauenbund-Frauen des Bezirks Lindau an der Initiative des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und nähen Herzkissen für Brustkrebspatientinnen der Asklepios Klinik. Die Herzkissenidee stammt von einer dänischen Krankenschwester und hat ihren Ursprung in den USA. 2018 wurde die Aktion vom Katholischer Deutscher Frauenbund in Bayern übernommen. Seitdem nähen Frauen tausende von Kissen für die Betroffenen.

Sie selbst finanzieren Stoffe, Nähseide und das Füllmaterial. Das Projekt solle über Jahre weiterverfolgt und unterstützt werden, betont Michaela Bock vom Frauenbund Oberreitnau.

Die Frauen vom Frauenbund nähen die Bezüge und befüllen sie mit einem speziellen Material.
Die Frauen vom Frauenbund nähen die Bezüge und befüllen sie mit einem speziellen Material. (Foto: Alexandra Kaeß)