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Postkartenräuber

Mutiger Bankkunde hat „einfach gehandelt“

Lindau / Lesedauer: 2 min

Mutiger Bankkunde hat „einfach gehandelt“
Veröffentlicht:06.09.2017, 19:18

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Was wäre, wenn die Waffe echt gewesen wäre? Was, wenn er noch einen Komplizen gehabt hätte? Als das Adrenalin nachlässt, kommen die Gedanken. „Dann fängt man mit dem Überlegen an“, sagt der Heimenkirchener, der den Bankraub durch sein beherztes Eingreifen vereitelt hat. „Meine Freundin hat mich ganz schön zurechtgewiesen“, sagt er. Am Montagnachmittag hat er nicht gedacht, sondern „einfach gehandelt“. „Ich hab mein Hirn ausgeschaltet und bin einfach hinterher.“

Der 32-Jährige füllt in einer Sitzecke der Raiffeisenbank gerade seinen Überweisungsträger aus, als er die Bankangestellte sagen hört: „Ich habe hier kein Geld!“ Als der Kunde aufblickt, sieht er einen maskierten Mann mit einer Plastiktüte und den Lauf einer Pistole. Als dieser ohne Beute die Bank verlassen will, geht er ihm hinterher. An der ersten Tür versucht der 32-Jährige dem Räuber die Waffe zu entreißen, es kommt zum Handgemenge und zu einer eindeutigen Drohung: „Lass mich los, oder ich schieße“, schreit der vermeintliche Bankräuber. Doch der Heimenkirchener lässt sich nicht einschüchtern, wie er erzählt: Er packt die Pistole, schmeißt sie in die Ecke und hält den 54-Jährigen schließlich am Boden fest, bis er sich ergibt. Gemeinsam mit einem Bankangestellten versperrt er den Ausgang der Bank und wartet auf die alrmierte Polizei.

Als der vermeintliche Bankräuber auf dem Boden saß, verschwitzt und ohne Maske, „da tat er mir im Endeffekt fast leid“, sagt der Mann. „Auf die Frage, warum so was macht, hat er ganz ruhig geantwortet, dass er das Geld braucht.“

Als die Polizei kommt und ihre Arbeit aufnimmt, beendet der mutige Bankkunde erst einmal seine Überweisung. „Dabei habe ich mich beruhigt“, sagt der 32-Jährige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Da er sich „nicht als Held hervortun will“, habe er bisher nur seiner Freundin und seiner Tante von seiner Aktion erzählt.

Dass er mit seinem beherzten Eingreifen vermutlich den schon lange gesuchten Postkartenräuber gestellt hat, hat er erst aus der Zeitung erfahren. Der Vorstand der Raiffeisenbank Westallgäu brachte dem mutigen Kunden ein kleines Dankeschön vorbei. Martin Öfner ist erleichtert, dass der versuchte Banküberfall gut ausgegangen ist: „Ich bin froh, dass sich niemand verletzt hat.“