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Streuobstwiese

Streuobstwiesen liefern Luxus-Holz

Riesbürg / Lesedauer: 2 min

Rinder beweiden die Plantagen, in denen hochwertige Birn- und Walnussbäume wachsen
Veröffentlicht:02.08.2012, 20:30

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Streuobstwiesen sind rar geworden. Die schattigen, farbenfrohen Obstgärten mit ihren unzähligen Tier- und Blumenarten an den Dorfrändern mussten als erstes Neubausiedlungen weichen. Mit einer pfiffigen Idee belebt Bopfingens Forstdirektor Werner Vonhoff die Streuobstwiesen neu: Er züchtet in ihnen edle Obstbaumhölzer. Die Pflege der Plantagen übernehmen unter anderem mächtige Galloway-Bullen.

Ernstl, Gernstl, Wotan und Adrian trotten zwischen Birnbaum, Kirschbaum und Walnussbaum herum und knabbern am niedrigen Gestrüpp. Der Herkheimer Nebenerwerbslandwirt Ulrich Eisenbarth und sein Bruder Stefan beweiden die Wiese nahe der Ringlesmühle bei Utzmemmingen mit ihren Galloway-Rindern. So liefert die artenreiche Wiese mit edlem Holz und edlem Fleisch, das die Brüder per Mundproganda vermarkten, gleich zwei ausgesuchte Produkte.

Wer mit Bäumen zu tun hat, denkt langfristig: „In 20 Jahren hat diese Kirsche einen Durchmesser von 45 Zentimetern und ist bestes Furnierholz“, sagt Vonhoff, und zeigt auf einen Obstbaum, dessen kerzengerader Stamm viereinhalb Meter in die Höhe wächst. Anders als bei herkömmlichen Obstwiesen spielt hier nicht der Ertrag die großen Rolle – das Fallobst lassen sich die Bullen schmecken – sondern die Qualität des Holzes. So lange die Bäume jung sind, müssen regelmäßig störende Seitentriebe entfernt werden. Agroforestry oder Agroforstwirtschaft heißt es, wenn eine von Bäumen bewachsene Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Die Idee der Streuobstwiese als Wertholzplantage, die er seit rund 15 Jahren im Ostalbkreis im Ostalbkreis erprobt, setze sich auch andernorts immer mehr durch, betont Vonhoff.

Rinder können sich schaben

Für Landwirt Eisenbarth ist es ein Glücksfall: Seine Rinder grasen von Anfang Mai bis Mitte Dezember auf den Streuobstwiesen, dann kommen sie auf die Winterwiese. „Im Gegensatz zu einer normalen Wiese haben sie hier Schatten und Struktur, sie können sich an den Bäumen schaben und zwischen ihnen verstecken“, sagt er.

Streuobstwiesen, auf denen edle Hölzer wachsen, gibt es mittlerweile auch bei Schloss Kapfenburg, auf dem Submissionsplatz, bei Röttingen und nahe der Alten Bürg, wo sich zusätzlich ein Imker die Artenvielfalt der Wiese zunutze macht.

Auch in der Gemeinde Kirchheim, zwischen Benzenzimmern und Dirgenheim, wachsen auf einem knappen Hektar imposante Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Noch muss die Plantage durch einen jährlichen Mulchschnitt gepflegt und zudem gemäht werden. Vonhoff findet, dass auch hier noch etwas fehlt: „Wer auch immer die Fläche beweiden möchte, ob mit Rindern oder Schafen, ist herzlich willkommen“, sagt er.