Festival Schloss Kapfenburg
„La BrassBanda“: Blasmusik auf Speed
Lauchheim / Lesedauer: 3 min

Anja Lutz
Acht Jungs vom Chiemsee haben am Sonntagabend das Kapfenburg–Publikum ordentlich aufgewärmt. Denn wenn „La BrassBanda“ spielen, geht die Post ab.
„Alpen–Jazz–Techno“ zum Abschluss des Festivals
„Caravãna Sun“, eine Indie–Elektro–Pop–Band aus Sydney, und die Stadtkapelle Lauchheim spielen im Vorprogramm, eine perfekte Mischung für das, was kommt. Denn musikalische Grenzen kennen „La BrassBanda“ eigentlich keine. Ihren Stil haben sie selbst einmal als „Bayrischen Gypsy Brass“ oder „Alpen–Jazz–Techno“ bezeichnet. Und davon gibts bei ihrem Konzert auf der Kapfenburg, wo die Band übrigens schon zum dritten Mal auftritt, ganz schön viel. Barfuß und in Lederhosen, ein Markenzeichen der Band, stürmen sie auf die Bühne.
Leadsänger Stefan Dettl erklärt noch schnell, wie man zu einer „Speedpolka“ tanzt (rechter Fuß hoch, linker Fuß hoch, und das Ganze dann schnell im Wechsel) und los geht die wilde Fahrt auf der „Autobahn“, einem ihrer ersten Songs, die sie überhaupt geschrieben haben.
Dettl wirbelt über die Bühne, singt und spielt abwechselnd Trompete. Richtig warm ist es an diesem Sonntagabend nicht, aber kein Problem, sagt Dettl: „Mir miasn a bissl mehr danzn“. Und wie das geht, weiß er auch. Nämlich den eigenen Körper lieb haben und spüren, einmal mit den Händen vom Kopf nach unten über die Hüften fahren, über den „Weißbierspoiler“, und schon fühle man sich besser.
In „Danzn“ grooven die Blechbläsern etwas gediegener, bevor der „Discobauer“ mehr Fahrt aufnimmt. Der Text mahnt dazu, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen: Lieber Krautsalat statt Avocadobrot.
Tanzmusik in Hochgeschwindigkeit
Es gibt kein Halten mehr, „La BrassBanda“ machen Tanzmusik in Hochgeschwindigkeit. Bei verschiedenen Songs stellt Dettl die einzelnen Bandmitglieder vor. Abwechselnd darf sich jeder einmal austoben. Der letzte Neuzugang ist Julian Buschberger. Der Gitarisst, der schon mit Größen wie dem britischen Violinisten Nigel Kennedy gespielt habe, wie Dettl erzählt, ist seit 2022 dabei. Buschberger zeigt mit einer beeindruckenden Gitarrenversion von „Kaffee vs. Bier“ was er kann.
Dazwischen wird´s kurzzeitig ruhiger, reggaelastiger. „Ujemama“ ist ein Lied zum Mitsingen, ein Danklied an den Wald und die Natur. Die ist allgemein ein großes Thema in den Texten von „LaBrass Banda“. In „IndiHö“ geht es um Berge, Vögel die Natur und Bienen.
Für die bittet Dettl auch direkt um Applaus, denn er ist Hobby–Imker. Nicht fehlen darf natürlich auch „Nackert“, ein Titel mit dem die Band 2013 an der Deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teilgenommen hat.
Dazwischen erzählt Dettl kleine Anekdoten, etwa vom Konzert beim dänischen Roskilde–Festival im Jahr 2009, als die Band parallel zu Oasis spielt und sie erst keiner sehen wollte. Später füllt sich das Zelt dann doch und ein Däne beißt Dettl in die Nase. Wohl eine Art freundschaftliche Begrüßung in nordischen Gefilden, sagt der Sänger.
Die Kapfenburg bebt schon fast, als Dettl zu „500 Circle–Pits, auch auf der Tribüne“ aufruft. Immer zwei oder vier Zuschauer sollen einen Kreis bilden und tanzen. Und das tun sie. Die Band hat das Publikum und die Stimmung im Griff. Es wird getanzt, gefeiert, geklatscht und mitgesungen.
Nach zwei Stunden im Temporausch geht das Kapfenburg–Konzert der Brass–Fire–Tour schließlich zu Ende. Ein paar Grad wärmer ist es bestimmt geworden. Gefühlt auf jeden Fall.