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Mehr als 500 Mitarbeiter

Kiener Maschinenbau stellt Insolvenzantrag

Lauchheim / Lesedauer: 3 min

Die Belegschaft wurde bereits über die aktuelle Situation informiert. So geht es jetzt mit dem Unternehmen weiter.
Veröffentlicht:16.05.2023, 18:24
Aktualisiert:16.05.2023, 18:48

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Die Kiener Maschinenbau GmbH in Lauchheim hat am Dienstag beim Amtsgericht Aalen einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Patrick Wahren von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner, Neu–Ulm, bestellt. Das teilt das Unternehmen am Dienstag mit. Geschäftsbetrieb und Produktion gehen uneingeschränkt weiter. Die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld bis Ende Juli 2023 gesichert. Die Belegschaft habe man über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte informiert, heißt es weiter.

Die beiden Unternehmen Kiener und Lacom beschäftigen mehr als 500 Mitarbeitende an den Standorten Lauchheim, Bopfingen, Westhausen und Neunheim. Die Kiener Firmengruppe, zu der auch die Unternehmen Comag Engineering GmbH (Österreich), Kiener Hungaria Kft. (Ungarn) und Kiener Suzhou Ltd. (China) gehören, hat über 700 Mitarbeitende. Das 1980 gegründete Unternehmen entwickelt und produziert Sondermaschinen und -anlagen für Automatisierung, Prüftechnik und Beschichtungstechnik. Zudem vertreibt es standardisierte Module für die Verkettung von Anlagen. Zu den Kunden gehören Automobilhersteller und Zulieferer der Automotive–Industrie sowie Forschungsinstitute und Unternehmen aus der Batterie– und Brennstoffzellentechnologie.

Durch den Wegfall von Kundenprojekten — insbesondere während der Pandemie — habe Kiener bereits in den vergangenen Jahren Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Bei neuen Projekten, die nach der Pandemie akquiriert werden konnten, habe die nicht vorhersehbare Problematik in den Lieferketten einen wesentlichen Einfluss auf die Beschaffung und die komplette Projektabwicklung gehabt. Dies habe zu erheblichen Mehrkosten bei den Projekten und zu Ausfällen beziehungweise deutlichen Verschiebungen von Zahlungen bei zahlreichen Kunden geführt, wodurch Kiener in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sei. Dabei habe sich die Marktlage zwischenzeitlich deutlich verbessert, und Kiener könne aktuell den größten Auftragsbestand seiner über 40–jährigen Firmengeschichte verzeichnen.

Um weitere Schäden zu vermeiden, hätten die Gesellschafter versucht, im Rahmen einer eigeninitiierten Restrukturierung zusammen mit einem Beratungsunternehmen die Krise zu überwinden. Nachdem die Geschäftsführung feststellen musste, dass die Verluste der Vergangenheit auch nach Abwägung aller Optionen kurzfristig nicht ausgeglichen werden können, habe sich die dazu entschlossen, einen Antrag auf Insolvenz zu stellen und sich durch Sanierung wieder zukunftsfähig aufzustellen.

„Für uns als Unternehmen und als Familie Kiener stand der Erhalt der Arbeitsplätze immer an oberster Stelle — insbesondere auch in Krisenzeiten. Dieses Verständnis haben wir noch heute, weshalb wir weiterhin alles an den Erhalt der Arbeitsplätze der Mitarbeitenden in unseren Werken setzen. Aufgrund unserer guten Auftragslage sowie den sich bietenden Perspektiven blicken wir zuversichtlich auf die kommenden Monate und sind überzeugt, dass wir auch mit dem vor uns liegenden Insolvenzverfahren künftig wieder an bisherige Erfolge anknüpfen können“, erklärt Stefan Kiener, geschäftsführender Gesellschafter von Kiener Maschinenbau.