Industriestandort
Sprache der IHK wird deutlicher: Kraftwerke müssen zurück ans Netz
Heidenheim / Lesedauer: 4 min

„Nur wer Energie hat, kann sie nutzen. Energie ist die zentrale Frage für den Industriestandort Deutschland geworden. Wir werden uns gemeinsam und mit aller Kraft gegen negative konjunkturelle wie strukturelle Einwirkungen auf die Region stemmen“, sagt IHK-Präsident Markus Maier zu der schwelenden Energiekrise.
IHK hatte sich frühzeitig vorbereitet
In einer Presserunde machte IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler darauf aufmerksam, dass die IHK bereits im September 2021 ein Positionspapier herausbrachte, in dem es um die Sicherheit und Qualität der Stromversorgung in Süddeutschland geht. „Da war vom Angriffskrieg in der Ukraine nicht einmal in den schlimmsten Fantasien die Rede. Davon können wir uns jetzt natürlich auch nichts kaufen, es sei aber mal angemerkt“, so Rentschler. Am 19. September dieses Jahres dann hat das IHK-Präsidium einen Acht-Punkte-Maßnahmenkatalog („20 Prozent gehen immer!“) erörtert, was die Region sofort tun könne. Zwei Tage später dann hat die DIHK-Vollversammlung eine Resolution zur Energiekrise verabschiedet (siehe Infokasten).
DIHK-Beschluss ist bis auf wenige Entahltungen durchgewunken
„Der Beschluss der DIHK ist bis auf ganz wenige Enthaltungen so beschlossen worden. Wir möchten dies zum Anlass nehmen als Appell an unsere Region, was wir machen können“, sagt Rentschler . Viele Themen seien in den vergangenen Monaten schon beackert worden, jedoch nicht so wahrgenommen worden, wie es die Problemlage bedurft hätte, so Rentschler weiter. Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine ist der Gaspreis stetig angestiegen, zunächst dreifach, dann fünffach, aktuell ist er beim zehn- bis 15-fachen. „Und da ist von der Politik stets gesagt worden, dass wir ein Gasproblem und kein Stromproblem haben. Mittlerweile wissen wir aber, dass wir ein komplettes Energieproblem haben. Die Dinge haben sich Monat für Monat weiter verschärft“, blickt Rentschler zurück.
Checklisten heölfen beim Sparen
Die IHK hat bereits in der Frühphase Checklisten herausgegeben, wie der Hauptgeschäftsführer sagt und er gibt einen ersten Lösungsansatz preis: „So viel Verbrauch wie es geht, einstellen. Wo es geht, muss man energieeffizienter werden, sparen, und Energie schlichtweg nicht verbrauchen. Alles, was möglich ist, hilft sofort. Das gilt für jedes Unternehmen, das gilt für jede öffentliche Hand, das gilt für jedes Hallenbad und das gilt natürlich auch für jeden Privathaushalt“, so Rentschler. Energie, die man nicht verbrauche, müsse man nicht teuer einkaufen, so der IHK-Tenor. Die aktuelle Situation sei mit der von vor einem halben Jahr nicht mehr vergleichbar, sagt Rentschler: „Wir haben jetzt gespürt, wie abhängig wir von Energie sind. Ohne Energie geht keine Volkswirtschaft, vor allem nicht bei einer Volkswirtschaft, die mitten im Transformationsprozess steckt“, so Rentschler. Schließlich stecke in jedem Prozess, Neubau, Transport Vor- oder Endprodukt, einfach überall, Energie drin, so Rentschler.
Kernkraftwerke sollen möglichst schnell wieder ans Netz
Übrigens auch im Erschließen von erneuerbaren Energien. „Die zweite Lösung lautet: So viele Kraftwerke wie möglich müssen jetzt ans Netz gebracht werden. Nur das hilft, den Preis zu dämpfen. Dadurch würde sich diese irrsinnige Preisbildung wieder etwas beruhigen“, sagt Rentschler deutlich. Dadurch würde sich der Markt wieder allmählich ausgleichen, „damit wir durch diesen Winter kommen“. Rentschler weiß aber auch, dass man das russische Gas nicht mit einem Schlag kompensieren kann. Die beiden Lösungsvorschläge, die Rentschler kommuniziert, seien seiner Meinung nach aber die einzigen, die kurzfristig helfen würden.
Zeitfaktor spielt große Rolle, Umsetzungen müssen schnell erfolgen
Rentschler und die IHK möchten damit nicht gegen erneuerbare Energie schießen, es gehe schlichtweg um den Zeitfaktor. Denn kein neu erschlossener Solar- oder Windpark würde in knapp zwei Monaten am Netz sein können. In diesem Kontext verweist er darauf, dass auch das heutige Stromnetz, wie wir es kennen, sich in rund 100 Jahren aufgebaut hatte. Man dürfe sich beim Energiethema auch nicht in Diskussionen verlieren, der Winter stehe schließlich vor der Tür. Zum Thema Zeit sagt auch IHK-Präsident Maier: „Jeder Tag, an dem die Energiepreise in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern hoch bleiben, ist eine enorme Belastung für unsere Unternehmen im Wettbewerb“. Und nicht nur für die Unternehmen, derzeit dreht wohl jeder den Cent zweimal um.