Die Suche nach der entführten Bankiersfrau aus Heidenheim wird immer mehr zum Kampf gegen die Zeit. Jetzt hat die Polizei eine Sonderkommission von 80 Kriminalbeamten gebildet, die die Heidenheimer Einsatzkräfte unterstützen sollen.
Auch am fünften Tag nach der Entführung der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl ist das Schicksal der 54-Jährigen ungewiss. Etwa 100 Beamte der Bereitschaftspolizei Göppingen durchforsteten gestern bis zum Abend das Gebiet rund um den Bereich, in dem das Handy der Verschleppten gefunden wurde. Die Suche wird heute und in den kommenden Tagen fortgesetzt. Zur Unterstützung der Heidenheimer Polizei wurde gestern die Sonderkommission „Flagge“ eingerichtet. Ab sofort bewerten 80 Kriminalbeamte, darunter auch Spezialisten für verschiedene Einsatzbereiche, die bislang rund 450 eingegangenen Hinweise aus der Bevölkerung.
Ein Kriminalbeamter aus Heidenheim kommt am Mittwoch, 19. Mai, in die ZDF-Sendung „ Aktenzeichen XY ungelöst“, wo der Fall ausgestrahlt wird. Die Polizei hat keine berechtigten Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine Entführung handelt. „Wir haben eindeutig keine Erkenntnisse, dass dies nicht so ist“, sagte Bernhard Kohn, Pressesprecher der Polizei, die nun an die Menschlichkeit des Entführers oder der Entführer appelliert, ein Lebenszeichen seines Opfers oder einen Hinweis über das Schicksal von Maria Bögerl zu geben. {element}
Die Familie des Entführungsopfers, die eine Belohnung von 50 000 Euro für Hinweise, die zur Freilassung der zweifachen Mutter führen, ausgesetzt hat, wird von der Polizei betreut. „Beamte, die für solche Fälle geschult sind, stehen den Betroffenen zur Seite“, sagte Kohn . So würden die Angehörigen nicht in völliger Ungewissheit gelassen und seien immer über die polizeilichen Fortschritte informiert.
Mittlerweile bangt auch die ganze Heimatgemeinde mit Familie Bögerl. „Wir wissen natürlich auch, dass von Tag zu Tag ein Stück Hoffnung wegbricht“, sagte ein Mitglied des örtlichen Gewerbevereins, das das Ehepaar nach eigenen Angaben gut kennt. In Schnaitheim, dem Heimatstadtteil der betroffenen Familie, habe man die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, betonte er.
Das Entführungsopfer wird von vielen Anwohnern als umgängliche und unkomplizierte Frau beschrieben, die immer freundlich gegrüßt habe. Beim Lionsclub sei Bögerl sozial sehr engagiert gewesen. Vereinsmitglieder verteilten am Sonntag Flugblätter, um weitere Hinweise aus der Bevölkerung zu erhalten und die Polizeibeamten zu unterstützen. „Die Bürger haben ein dringendes Bedürfnis, sich bei der Suche einzubringen und ein Signal zu setzen“, sagte Kohn.
Am Wochenende sorgte die Meldung für Aufregung, ein Tatverdächtiger sei festgenommen, sein Grundstück und Haus durchsucht worden. Nachdem sich der Verdacht jedoch nicht erhärtete, wurde er wieder freigelassen. Jetzt richtet sich das ganze Augenmerk auf einen Unbekannten mit Glatze, der am Mittwoch, am Tag der Entführung der Bankiers-Ehefrau, von Haustür zu Haustür ging, um sogenannte Blinden-Ware zu verkaufen. Dringend wird dieser Mann von der Polizei als Zeuge gesucht, gemeldet hat er sich bislang nicht.
Polizei hält sich bedeckt
Derweil gibt es noch keine Informationen über verwertbare Spuren aus dem am Wochenende aufgefundenen Auto der 54-Jährigen. Auch werden keine näheren Angaben zu dem im Wald entdeckten Handy der Entführten gemacht, nichts dazu, ob es ausgeschaltet war oder nicht. „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir dazu im Moment keine Angaben machen“, so die Auskunft des Polizeisprechers Bernhard Kohn.