Kommentar

Ohne Notaufnahme in Ellwangen werden Bürger im Nordosten abgehängt

Ellwangen / Lesedauer: 2 min

Redakteur Mark Masuch kommentiert den aktuellen Stand der Klinikdebatte im Ostalbkreis.
Veröffentlicht:17.03.2023, 19:00

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Wenn bei Essingen ein modernes Level–3-Krankenhaus gebaut wird und die Virngrund–Klinik ihre Notfallversorgung komplett verlieren sollte, dann erreichen nach Angaben von Klinikvorständin Sylvia Pansow etwa 81,3 Prozent der Ostälbler die einzige Notaufnahme des Kreises in maximal 35 Minuten. 81,3 Prozent sind aber nicht 100 Prozent. Umgerechnet auf die Bevölkerung der Ostalb werden dann mehr als 58.000 Menschen mehr Zeit benötigen — vor allem diejenigen, die im nordöstlichen Teil des Kreises leben.

Was sich theoretisch schon nicht gut anhört, könnte praktisch zur Katastrophe werden. Denn mal ehrlich, wer war nicht schon einmal während der Hauptverkehrszeit auf der B29 unterwegs oder hatte auf einer kurvigen Landstraße drei Lkw vor sich. Zu spät zu einem Termin zu kommen, ist ärgerlich, zu spät die Notaufnahme zu erreichen, kann im schlimmsten Fall tödlich enden.

Die Virngrund–Klinik hat eine starke Lobby: Der Oberbürgermeister, Stadträte aller Fraktionen, der Freundes– und Förderkreis der Klinik sowie diverse ansässige Ärzte haben sich bereits für den Erhalt des Ellwanger Krankenhauses ausgesprochen. Das reicht aber vielleicht nicht. Jetzt müssen insbesondere die aktiv werden, die von einem Wegfall der Ellwanger Notaufnahme am stärksten betroffen wären: Die Kommunen im Nordosten der Ostalb müssen den politischen Druck auf die Entscheidungsträger verstärken.

Warum nicht einfach nach Nördlingen fahren?

Doch können beispielsweise die Bürger aus Unterschneidheim nicht einfach die Notaufnahme in Nördlingen aufsuchen? Durchaus können sie das, jedoch weiß noch niemand, wie die Krankenhäuser in den umliegenden Landkreisen nach der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigten Klinikreform aufgestellt sein werden. Und letztendlich ist jeder Landkreis, wie Joachim Bläse sagt, für seine eigenen Bürger verantwortlich.

Das stimmt, doch dann möge man bitte auch für jeden Einwohner gleich gute Voraussetzungen in der medizinischen Versorgung schaffen.