Auf einem Bauernhof in Pfahlheim sind in der Nacht von Sonntag auf Montag nach einem Unfall in einer Biogasanlage 300 000 Liter Gülle ausgelaufen. Das sogenannte Gärsubstrat, ein Folgeprodukt der in der Anlage vergasten Gülle, breitete sich auf Hoffläche, Wiesen und einen nahegelegenen Bachlauf aus.
Noch bevor man den Schlammassel gesehen hat, konnte man ihn riechen. Auf dem Hof von Hugo Sekler war es am Montagmorgen zu dem Malheur gekommen. Das Substrat, dass für die Biogasanlage vergoren wird und anschließend in die Nachgärung kommt, lief über. Grund dafür war ein technischer Defekt, die Sekler gegenüber der Ipf- und Jagst-Zeitung bestätigte. „Da ist eine Konsole abgerissen und dadurch wurde unaufhörlich Gülle in das vorgesehene Behältnis gepumpt“, so Sekler. Und zwar so lange, bis es überlief.
Gegen 21 Uhr am Sonntagabend lief die Anlage bei einer letzten Nachschau noch störungsfrei, kurz nach acht Uhr am Montagmorgen wurde die Havarie entdeckt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren nach derzeitigen Schätzungen etwa 300 000 Liter des Gärsubstrats ausgelaufen. Nach einer ersten Begutachtung durch Polizei und Landratsamt war es zu einem technischen Defekt in der Hydraulikanlage zwischen dem Nachgärer (ein 1000 Kubikmeter fassendes Gärsilo) und der Anmischgrube gekommen. Durch diesen Defekt lief unkontrolliert Gärsubstrat aus dem Siloturm in die in den Boden eingelassene Anmischgrube, indem es einfach der Schwerkraft folgte. Der Druck in der Grube wurde dadurch so groß, dass der Betondeckel auf der Grube zerbarst und das Substrat auslief.
Das Gärsubstrat ergoss sich auf den Hofraum und von dort auf die angrenzenden Wiesen, wo es unter anderem auch in eine Verdohlung lief und sich nach etwa 400 Meter Weg im Abwasserkanal in einen dortigen Bachlauf einmündete. Die Menge des Gärsubstrates, die dort in das Gewässer gelangte, kann im Nachhinein nicht bestimmt werden.
Zwar konnte Sekler die Pumpe irgendwann stoppen, doch die Gülle musste aufgehalten werden. Die Ellwanger Feuerwehr versiegelte Kanäle und staute einen kleinen Bach, in den die Gülle floss. Von dort aus wurde die stinkende Brühe von großen Unterdruckfässern abgepumpt und dann auf die umliegenden Felder gesprüht. „Dafür ist das Zeug eigentlich auch gedacht“, so Sekler.
Durch die große Hilfsbereitschaft der Nachbarn und angrenzenden Landwirte, die stundenlang Fass um Fass von den Feldern pumpten und auf den angrenzenden Flächen ausbrachten, wurde die knöchel- und teilweise kniehoch stehende Brühe bekämpft. Die Auswirkungen auf den unmittelbar betroffenen Bachlauf und die vom abfließenden Wasser später erreichten Gewässer wurden durch Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes und der Umwelt und Gewerbeaufsicht des Landratsamtes kontrolliert. In Übereinstimmung mit den bisher erreichten Fischereipächtern wurde bislang kein Fischsterben beobachtet. Günstig wirkten sich dabei sowohl die schnelle Verdünnung durch die derzeitig großen Wassermengen, wie auch die niedrigen Wassertemperaturen aus. Der Schaden durch die Havarie beläuft sich nach einer ersten Schätzung auf etwa 30 000 Euro.