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Zölibat

Hubert Wolfs 16 Thesen zum Thema Zölibat

Ellwangen / Lesedauer: 2 min

Das neue Buch des aus Wört stammenden Kirchenhistorikers entwickelt sich zum Bestseller
Veröffentlicht:18.09.2019, 16:08

Von:
  • Schwäbische.de
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Erst wenige Wochen ist Hubert Wolfs neues Buch über den Zölibat erschienen, da musste es schon in zweiter Auflage nachgedruckt werden. In 16 Thesen nimmt der aus Wört stammende Kirchenhistoriker Stellung zur umstrittenen Zölibatsfrage. Mit dem neuen Buch setzt er, wie es scheint, seine Bestseller-Reihe fort, die mit den „Nonnen von Sant’Ambrogo“ begann.

Hubert Wolf ist nicht nur für seine wissenschaftlich fundierte Darstellung schwieriger Themen bekannt, sondern auch für seine „flotte Schreibe“, die seine Bücher auch für den Laien zur spannenden Lektüre machen. Wer weiß, ob nicht seine journalistische Mitarbeit bei der „Ipf- und Jagstzeitung“ während seiner Schulzeit im Peutinger-Gymnasium in Ellwangen seinen populären Stil mitgeprägt hat?

In seinen 16 Thesen des neuen Buches geht der in Münster/Westfalen lehrende Kirchenhistoriker ausführlich auf die Wurzeln des Zölibats ein. „Die Sicherung der Kirchengüter war sogar einer der Hauptgründe für die allgemeine Einführung des Zölibatsgesetzes“, schließt er aus seinem gründlichen Quellenstudium, das bis ins frühe Christentum zurückreicht. Nicht selten sei ein Drittel des Grund und Bodens eines Landes in kirchlichem Besitz gewesen.

Der Vererbung von Kirchengut an Klerikerkinder suchten verschiedene Synoden seit dem sechsten Jahrhundert immer wieder einen Riegel vorzuschieben. Mit der zentralen Besoldung der Pfarrer aus der Kirchensteuer – wie in Deutschland – und mit der Tatsache, dass heutzutage die meisten Pfarreien über gar keine Pfründe in Form von Landbesitz mehr verfügen, sei der Hauptgrund für den Zölibat in sich zusammengebrochen, argumentiert Wolf.

Die Kirche habe sich deshalb veranlasst gesehen, „neue spiritualisierte Begründungen“ zu finden. Ihnen setzt er seine These entgegen, dass das Ideal des asketischen Priesters auf antike Vorstellungen von einem philosophischen Leben zurückgehe, das nicht dem Vorbild Jesu entspreche. Auch das Bild der „kultischen Reinheit des Priesters“ stamme aus der jüdischen und heidnischen Antike und sei nicht mehr zeitgemäß.

Dass es auch ohne Zölibat gehe, macht der renommierte Theologe am Beispiel der Ostkirche und an den konvertierten anglikanischen und protestantischen Pfarrern deutlich, die mit päpstlicher Dispens die Priesterweihe bekommen. Da der Zölibat kein Dogma sei, ermögliche die Lehre der katholischen Kirche jederzeit die Aufhebung des Zölibats, folgert Wolf in seinen Thesen. In der Güterabwägung, dem Priestermangel abzuhelfen oder den Zölibat beizubehalten, müsse sich die Kirche im Interesse der heilsnotwendigen Eucharistie gegen den nicht heilsnotwendigen Zölibat entscheiden.