Aalen

Textiler aus drei Unternehmen treten in den Warnstreik

Aalen / Lesedauer: 3 min

IG Metall kämpft in Aalen mit den Arbeitnehmern für höhere Löhne und Beibehaltung der Altersteilzeit in der Textil– und Bekleidungsindustrie.
Veröffentlicht:17.03.2023, 17:00

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Gut 100 Beschäftigte des Aalener Vliesstoff–Herstellers Rowa, des Heubacher Wäscheherstellers Susa und des Unterkochener Textilveredlers Lindenfarb haben mit einem Warnstreik vor dem Rowa–Firmensitz in der Aalener Kochertalstraße ab dem späten Freitagvormittag die Arbeit niedergelegt. Dazu aufgerufen hatte die IG Metall, die auch für die Beschäftigten in der Textil– und Bekleidungsindustrie zuständig ist. Mit dem Warnstreik wollte die Gewerkschaft den Forderungen der Arbeitnehmerseite in den laufenden Tarifauseinandersetzungen in dieser Branche Nachdruck verleihen.

Die IG Metall fordert für die westdeutsche Textil– und Bekleidungsindustrie acht Prozent, mindestens aber 200 Euro monatlich mehr Einkommen bei zwölf Monaten Laufzeit und außerdem eine Beibehaltung und Verbesserung des Tarifvertrags über die Altersteilzeit. Den wollen die Arbeitgeber laut Gewerkschaft komplett aufgeben. Die letzte Verhandlungsrunde hatte die IG Metall am Dienstag abgebrochen. Die Angebote der Arbeitgeber seien „zu wenig, zu lang und zu spät“, sagte die Zweite Bevollmächtigte und Geschäftsführerin der IG Metall Aalen/Schwäbisch Gmünd, Heike Madan, am Freitag vor dem Rowa–Gebäude.

Gewerkschaftssekretärin Cynthia Schneider konnte zur Streikversammlung auch Abordnungen aus der Metall– und Automobilindustrie begrüßen, namentlich aus den Aalener Firmen GSA und Alfing AMT und AMS sowie von der Gmünder Daimler–Niederlassung. Martina Fürst, die Betriebsratsvorsitzende von Lindenfarb, nannte die Absicht der Arbeitgeber, den Tarifvertrag über die Altersteilzeit abschaffen zu wollen, „absolut respektlos“. „Schaffen bis zum Umfallen lassen wir uns nicht gefallen“, rief sie. Sie rügte außerdem heftig die Absicht der Arbeitgeber, für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten eine Öffnungsklausel in den Tarifvertrag schreiben zu wollen.

Der Betriebsratsvorsitzende von Rowa, Ramazan Okutan, warf den Arbeitgebern vor, völlig überzogen von einem Schicksalsjahr für die gesamte Branche zu sprechen und den Untergang der deutschen Textil– und Bekleidungsindustrie herbeireden zu wollen, sollten sich die Arbeitnehmer mit ihren Forderungen durchsetzen. Und das, obwohl sich die Unternehmen nach Corona bereits wieder deutlich erholt hätten.

Der Branche gehe es zwar nicht bombastisch gut, aber nicht so schlecht, wie von den Arbeitgebern dargestellt, sagte auch Heike Madan. Die Umsätze seien wieder auf dem Niveau von vor Corona, dafür seien aber für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Lohnsteigerungen von vor Corona wegen der aktuell hohen Inflation und der hohen Energiekosten komplett aufgefressen. Außerdem dürften die Unternehmen nicht zulassen, dass Beschäftigte in andere Branchen abwanderten, wo mehr verdiens werde. „Ohne Arbeitnehmer gibt’s auch keine Gewinne“, schrieb sie den Arbeitgebern ins Stammbuch. Wenn diese bei der nächsten Verhandlungsrunde keinen Schritt auf die Arbeitnehmerseite zumachen würden, „dann wird’s krachen — gewaltig“, kündigte die IG–Metall–Bevollmächtigte an.