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Öffentlicher Nahverkehr

B29-Baustelle: Deshalb kommen Essingens Schüler dauernd zu spät

Aalen / Lesedauer: 5 min

Den Aalener Gymnasien reicht’s. Wegen der Verspätungen wenden sie sich an die Stadt und ans Landratsamt. Doch die vorgeschlagene Lösung ist alles andere als kinderfreundlich.
Veröffentlicht:21.11.2023, 05:00

Von:
  • Sylvia Möcklin
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So geht es nicht weiter. Täglich kommen Schülerinnen und Schüler aus Essingen morgens zu spät zur ersten Unterrichtsstunde am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) und am Schubart-Gymnasium (SG). Der Grund: Ihre Busse haben wegen der Bauarbeiten an der B29 Verspätung.

Wir haben jeden Morgen in vielen Klassen Zuspätkommer.

Christoph Hatscher

Jetzt wenden sich die beiden Schulleitungen und auch die Elternvertreter des SG mit Appellen ans Landratsamt und an die Stadt Aalen. „Es muss schnell etwas passieren“, sagt der geschäftsführende Schulleiter Christoph Hatscher. „Diese Situation ist auf Dauer nicht tragbar.“

„Wir haben jeden Morgen in vielen Klassen Zuspätkommer“, erklärt Hatscher die Situation. 105 Schülerinnen und Schüler aus Essingen besuchen das THG, 73 das SG. „Oft kommen sie erst um 8.05 oder um 8.10 Uhr in den Unterricht“, berichtet der Schulleiter des THG. „Das stört den Verlauf der Stunde massiv.“

Zahlreiche Beschwerden gehen bei der Stadt ein

Er habe deshalb bereits in der vergangenen Woche ein Gespräch mit der Aalener Rathausspitze gehabt und sei auf offene Ohren gestoßen. Eine Anfrage bei der Stadt dazu blieb am Montag allerdings noch unbeantwortet.

Ähnlich wie das THG äußern sich Schulleitung und Elternbeirat des SG. Sie haben sich mit einer Petition schriftlich an Landrat Joachim Bläse, Oberbürgermeister Frederick Brütting und Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann gewandt.

„Die später eintreffenden Schülerinnen und Schüler stören massiv den Unterrichtsverlauf und auch Klassenarbeitstermine“, ist in dem Schreiben zu lesen. „Nach Corona sind wir immer noch am Aufarbeiten von großen Lücken und darauf angewiesen, dass der Unterricht auch in der ersten Stunde ungestört abgehalten werden kann.“

Die Schüler trifft keine Schuld

Das sieht Schulleiter Hatscher ganz genauso. „Die Corona-Pandemie hat nicht nur ein paar Wochen gedauert“, ruft er in Erinnerung. Und er betont, dass für die Störungen im Unterricht nicht die zu spät kommenden Essinger Schülerinnen und Schüler verantwortlich gemacht werden können.

„Sie sind diejenigen, die am meisten unter der Situation leiden“, so Hatscher. Auch die Eltern seien in Nöten. Er erhalte deshalb viele Anrufe, erzählt der THG-Schulleiter. Einige Eltern hätten bereits private Fahrgemeinschaften gebildet, doch „das Problem ist ja nicht nur für die Busse, dass es allenthalben Stau gibt“.

Wie groß die Probleme sind, schildert auch eine betroffene Mutter. „Nicht alle Schulen und auch nicht alle Lehrer tolerieren verständlicherweise, dass die Essinger Schüler nahezu täglich zehn bis 20 Minuten zu spät zum Unterricht erscheinen“, so ihre Erfahrung. Drei Busse führen um 7.09 Uhr von Essingen aus an die Aalener Schulen.

Ihr Sohn könne zwar auch um 6.45 Uhr einen Bus früher nehmen, ergänzt die Mutter. Dann müsste er aber um 5.45 Uhr aufstehen, in Essingen bis zu einer entfernteren Haltestelle und in Aalen vom Gmünder Torplatz bis zum Gymnasium laufen, denn dieser Bus fahre nicht bis zur Schule.

Ihren Ältesten selbst dem Auto zur Schule zu bringen sei „bei drei Kids mit Schule und Kindi und eigener Berufstätigkeit ‚logistisch echt eine Nummer‘".

Regierungspräsidium muss Abhilfe schaffen

Helfen könnte das Regierungspräsidium Stuttgart, das für die Bauarbeiten an der B29 zuständig ist. Bis Ende 2024 soll der Ausbau des etwa 3,6 Kilometer langen Abschnitts zwischen Essingen und Aalen zu einer vierspurigen Straße dauern.

Bis Mitte Juli 2024 ist dafür die Bundesstraße zwischen dem Knoten Essingen und der Abzweigung Bauhaus voll gesperrt ‐ quasi ein Schuljahr lang. Zu den Staus, unter denen nicht nur die Schüler, sondern auch viele Arbeitnehmer seit Beginn des Schuljahrs ächzen, nimmt die Pressestelle in Stuttgart nur wie folgt Stellung:

„Aktuell befinden wir uns mit allen Beteiligten in Abstimmungen.“ Dienstagfrüh sei ein Vor-Ort-Termin anberaumt. Auch das Landratsamt bestätigt, man wisse von den Schwierigkeiten der Schulen und sei an dem Thema dran. Man wisse auch von einer Idee, die Einbahnrichtung der schmalen Aalener Straße, die eigentlich nur für Pkws geöffnet ist, umzudrehen und zuzulassen, dass Busse auf dieser Route von Essingen nach Dauerwang fahren.

Noch kein offizieller Antrag aus Essingen

So würden sie dem Baustellenstau entgehen. Doch liege der Verwaltung dazu kein offizieller Antrag der Gemeinde Essingen vor, betont Pressesprecherin Susanne Dietterle.

„Wenn alle Beteiligten dies fordern, würden wir diese Lösung nicht blockieren“, äußert sich Busunternehmer Peter Rau zu dem Vorschlag. Es könne funktionieren, wenn die Aalener Straße zwischen 7 und 7.45 Uhr zugunsten der Busse für den Pkw-Verkehr gesperrt werde.

Es würde bedeuten, eine halbe Stunde früher aufzustehen, weiterzulaufen und zu früh in der Schule zu sein.

Christiane Dittmann

Der OVA-Geschäftsführer bestätigt, dass die B29-Baustelle seit Schuljahresbeginn Mitte September im Busverkehr zu Verspätungen zwischen 15 und 30 Minuten führt.

Er zeigt sich offen für eine Idee, die SG-Schulleiterin Christiane Dittmann als Notlösung bezeichnet. Wenn für den 6.45 Uhr-Bus ein Doppeldecker eingesetzt würde, könnte er 140 Fahrgäste und damit etwa die Hälfte derer mitnehmen, die morgens von Essingen nach Aalen gelangen wollen.

Kinderfreundlich ist anders

Ab dem Gmünder Torplatz könnten ältere Essinger Schüler die jüngeren in Gruppen bis zur Schule begleiten. Die Schulleiterin wiederum würde ihre Schule früher öffnen und die Aufsicht über diejenigen übernehmen, die dann schon gegen 7.25 Uhr vor ihrer Türe stehen.

„Es würde bedeuten, eine halbe Stunde früher aufzustehen, weiterzulaufen und zu früh in der Schule zu sein. Es wäre keine kinderfreundliche Lösung“, sagt Christiane Dittmann.

Es würden auch nicht alle Essinger in den früheren Bus passen, und der Doppeldecker würde dann an anderer Stelle fehlen, ergänzt OVA-Geschäftsführer Rau, aber: „Wir prüfen gerade, ob wir einen solchen freimachen können.“