Zukunft der Kliniken
So will der Ostalbkreis seine Kliniken in Zukunft aufstellen
Aalen / Lesedauer: 3 min

- Christopher Czernecki
Die Klinikpläne des Ostalbkreises nehmen Fahrt auf. Mit deutlichen Worten hat Landrat Joachim Bläse bei der jüngsten Sitzung des Klinik–Verwaltungsrats dafür geworben, schnell den nächsten Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Kliniklandschaft im Kreis zu gehen. Laut Grobkonzeption sollen ein Zentralklinikum als Regionalversorger, zwei lokale Grundversorger in Ellwangen und Mutlangen und ein Gesundheitszentrum in Bopfingen entstehen.
Doch bevor der Landrat sein flammendes Plädoyer hielt, stellte Sylvia Pansow, Vorständin der Kliniken Ostalb, die Ist–Analyse und ein grobes Konzept zur Zukunftsplanung der Kliniken vor. Ebenso sprach sie über Maßnahmen, die in der Übergangszeit vom jetzigen in den gewünschten Zustand angegangen werden sollten. Ziel sei es, eine bestmögliche Versorgung für alle Menschen im Ostalbkreis zu gewährleisten.
Immer mehr ambulante Patienten
In einer mehr als 60 Folien langen Präsentation ging sie auf einige, teils bereits bekannte, Details ein. Grob zusammengefasst wird der Anteil der Rentner im Ostalbkreis bis 2040 um 25 Prozent steigen. Gleichzeitig werden 37 Prozent aller Klinik–Mitarbeiter bis 2035 in den Ruhestand gehen. Außerdem sei die Ambulantisierung eine „große Herausforderung“, die in fast allen Fachbereichen um zehn bis 37 Prozent steigen werde.
Von den 65.000 Notfallpatienten im Jahr werden schon jetzt 60 Prozent ambulant behandelt. „Was uns im Gesundheitswesen bevorsteht, ist ein Umbruch, der alles nach links und rechts dreht“, resümierte Pansow.
Klare Empfehlung des Modells "Regionalversorgung"
Drei Grobkonzepte hat die Arbeitsgruppe Kliniken auf Basis der Ist–Analyse erstellt. Das Modell „Zwei starke Häuser“ mit Regionalversorgern in Mutlangen und Aalen sowie einem Gesundheitszentrum in Bopfingen und dem Gesundheitscampus in Ellwangen sei keine sinnvolle Option. Doppelstrukturen und eine anhaltende Konkurrenzsituation zwischen den Standorten seien alles andere als zielführend.
Eher nicht empfiehlt die Arbeitsgruppe das Modell „2D“ mit nur einem zentralen Regionalversorgungs–Standort sowie dem Grundversorger in Ellwangen und einem ambulanten Gesundheitszentrum in Bopfingen. Zwar sei diese Konzeption trotz der einen oder anderen Doppelstruktur umsetzbar, doch die Personalsuche am größeren Standort und die Wirtschaftlichkeit am kleineren könnte für Probleme sorgen.
Eine klare Empfehlung hingegen sprach Sylvia Pansow für das Modell „Regionalversorgung“ aus. Das Konzept sieht einen zentralen Regionalversorger in der Kreismitte vor. Der genaue Standort muss noch in einem Auswahlverfahren ermittelt werden, so Pansow. Ergänzt wird dieser durch zwei Grundversorger in Ellwangen und Mutlangen sowie dem ambulanten Gesundheitszentrum in Bopfingen. In Ellwangen soll dabei die Notfallversorgung sowie die noch nicht weiter geplante Gesundheitsakademie untergebracht werden.
Ellwangen wird Geburtenhilfe verlieren
Für Mutlangen ist ebenfalls die Versorgung von Notfällen, ergänzt durch die Geburtenhilfe, vorgesehen. Das ambulante Zentrum in Bopfingen solle haus– und fachärztliche Versorgung anbieten. Doppelstrukturen gebe es in diesem Konzept nicht. Dafür seien alle stationären Leistungen „bestmöglich zentralisiert“. Trotzdem gebe es auch in diesem Modell Herausforderungen, beispielsweise bei der Machbarkeit der flächendeckenden Notfallversorgung.
Die Geburtenhilfe in Ellwangen kann laut Analyse der Arbeitsgruppe nicht gehalten werden. Auch die Onkologie (Versorgung bösartiger Tumore) müsse von bisher drei auf künftig einen Standort in Mutlangen verschlankt werden, um zukunftssicher aufgestellt zu sein.
Landrat wirbt in brennender Rede für nächsten Schritt
Landrat Joachim Bläse stellte sich daraufhin in einem langen Statement hinter den Vorschlag der Arbeitsgruppe: „Das ist das einzig Richtige für eine bestmögliche Versorgung. Es liegt jetzt an uns, wie wir mit dem Thema umgehen.“ Deshalb werbe er dafür, den nächsten, konsequenten Schritt in der Klinik–Debatte zu gehen. Er warnte auch davor, dass private Krankenhausbetreiber übernehmen würden. Dann bekomme der Landkreis die Klinik–Probleme nicht in den Griff.
Detaillierte Stellungnahmen der Fraktionen, die ihre grundsätzliche Zustimmung bereits signalisierten, sollen erst bei der Kreistagssitzung am 25. Juli folgen.