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Ofenbauen gefragt wie nie – und Europas Bester kommt aus Aalen

Aalen / Lesedauer: 5 min

Mehr geht nicht: Nach dem deutschen Meistertitel sahnt Jannik Schebesta bei der EM in Österreich erneut ab.
Veröffentlicht:01.02.2023, 19:02

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Er ist der beste Ofen- und Luftheizungsbauer. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Die Rede ist von dem Aalener Jannik Schebesta. Bei der Europameisterschaft im österreichischen Wels vergangener Woche ging er für Deutschland an den Start und setzte sich gegen seine Konkurrenten aus der Schweiz, der Slowakei, Tschechien und Ungarn durch. Damit hat er alles erreicht, was er erreichen konnte. Denn eine Weltmeisterschaft im Ofen- und Luftheizungsbau gibt es nicht. „Leider“, wie der 22-Jährige findet, der sich nach seinem deutschen Meistertitel sogar ins Goldene Buch der Stadt Aalen eintragen durfte.

Älterer Bruder studiert Medizin

„Ich war schon immer handwerklich interessiert“, sagt Jannik Schebesta im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung“. Während sich sein ein Jahr älterer Bruder Jonas für ein Medizinstudium entschlossen hat, sei für ihn früh klar gewesen, in die Fußstapfen seines Vaters Ralf treten zu wollen. Bereits während seiner Schulzeit habe er diesen oft auf Baustellen begleitet und Hand angelegt. Begeistert von dem kreativen Beruf des Ofen- Luftheizungsbauers machte er nach seinem Realschulabschluss an der Friedrich-von-Keller-Schule in Abtsgmünd im September 2017 eine dreijährige Ausbildung im elterlichen Betrieb, der dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert und den er nach Ausscheiden seines Vater in der vierten Generation weiterführen möchte.

Event um zwei Jahre verschoben

Nach erfolgreichem Abschluss als einer der besten Absolventen an der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart nahm er 2020 an der Deutschen Meisterschaft in Neuburg an der Donau teil. Hier ließ er seine sieben Mitkonkurrenten im Regen stehen, sahnte den ersten Platz ab und qualifizierte sich für die Europameisterschaft (EM) in Wels. Eigentlich hätte diese bereits im Januar 2021 stattfinden sollen, sagt Jannik Schebesta. Doch aufgrund der Corona-Pandemie sei das Event um zwei Jahre verschoben worden.

Nervös sei der 22-Jährige vor der EM nur bedingt gewesen. Trotzdem habe er sich akribisch darauf vorbereitet, unter anderem bei einem Training, das Mitte Dezember bei „Ofen Innovativ“ in Neuburg an der Donau stattgefunden habe. Denn die Pläne wie der zu bauende Ofen bei der EM auszusehen hat, seien ihm im Vorfeld vorgelegen. So manchen Tipp habe es auch von Vater Ralf gegeben. Den Weg in die Stadt im oberösterreichischen Alpenvorland bestritt der Sohnemann allerdings alleine. Seine Familie habe ihm aber in der Heimat kräftig die Daumen gedrückt. Mit Erfolg. Sein gemauerter Ofen hatte am Schluss bei der international besetzten Fachjury die Nase vorn, bei der er vor allem mit seiner „schwäbischen“ Präzision punkten konnte. Mit einem Preisgeld im Gepäck kehrte der Ofen-Champion nach Aalen zurück, wo er von seinen Eltern Ralf und Petra und seinen Geschwistern Jonas und Jasmin mit einem Fest überrascht wurde.

Im Ofen- und Luftheizungsbau bereits alles erreicht

Der 22-Jährige hat in seinem jungen Alter im Ofen- und Luftheizungsbau alles erreicht, was er erreichen konnte. Eine Weltmeisterschaft im Ofenbau gibt es nicht. Denn weltweit gesehen sei mit Ausnahme von ein paar Ländern das Handwerk nicht mehr groß vertreten, sagt Jannik Schebesta. Künftig möchte er sich noch mehr auf den Familienbetrieb konzentrieren, den sein Urgroßvater Erich Schebesta 1925 in Schönberg (Schlesien) gegründet hat und der von seinem Großvater Erich Schebesta 1963 in der Wilhelm-Merz-Straße in Aalen eröffnet wurde. Seit 1998 leitet Janniks Vater Ralf den Betrieb, den der 22-Jährige einmal übernehmen möchte, denn die Tradition des Ofenbaus in der Kreisstadt aufrechtzuerhalten und die Familientradition zu wahren, sei ihm ein wichtiges Anliegen.

Das Schöne an dem Beruf sei die Vielseitigkeit, sagt er. Neben einem technischen Verständnis seien umfassende Kenntnisse im Bereich der Elektrik und Elektronik gefragt. „Ein Kaminofenbauer ist auch Maurer, Fliesenleger, Blechbearbeiter und noch einiges mehr.“ Das Handwerk habe nach wie vor goldenen Boden, Nachwuchs zu finden, sei dennoch schwer. Um weiter für den Beruf zu werben, sei der Familienbetrieb regelmäßig auf der Ausbildungs- und Studienmesse in Aalen vertreten.

Nachfrage nach Öfen weiterhin ungebrochen

Die Nachfrage nach Öfen sei nach wie vor ungebrochen und steige sogar an. Angesichts des Ukrainekriegs und den gestiegenen Energiekosten würden immer mehr Privatleute auf Kamin- und Holzöfen zurückgreifen. „Derzeit betragen die Lieferzeiten bis zu einem Jahr“, sagt Jannik Schebesta, der Spaß daran habe, Öfen nach individuellen Bedürfnissen zu planen und in den Eigenheimen zu installieren.

Viel Arbeit komme auf den Betrieb im Jahr 2024 zu, wenn vonseiten des Landratsamts die Frist für zahlreiche Öfen ausläuft, die nicht mehr der Norm entsprechen und ausgewechselt werden müssen.

Dass es im Hause Schebesta einen Ofen gibt, versteht sich von selbst. „Ein gemütliches Unikat im Wohnzimmer“, verrät der 22-Jährige, der nicht nur beruflich an Land erfolgreich ist. Auch als aktiver Schwimmer schwamm er sich in der Vergangenheit in der Disziplin Brust ganz nach vorne. Sein größter Erfolg im Wasser war die Teilnahme bei den Süddeutschen Meisterschaften.