StartseiteRegionalRegion OstalbAalen„Stadt, aktiv, Kultur“: Aalen will touristisch punkten

Neues Konzept

„Stadt, aktiv, Kultur“: Aalen will touristisch punkten

Aalen / Lesedauer: 5 min

Ein neues Konzept soll dazu beitragen, um künftig gezielt Kurzurlauber und Städtereisende, Radler und Familien anzulocken. Dafür braucht es aber auch Geld und Personal.
Veröffentlicht:20.09.2023, 05:00

Von:
  • Eckard Scheiderer
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Die Stadt Aalen hat sich auf den Weg gemacht, ein Tourismuskonzept für sich zu erarbeiten. Geht es nach den Vorstellungen der damit beauftragten Agentur Project M, soll sich Aalen künftig als Destination vermarkten, in der die Stadt und ihre Kultur vielfach aktiv erlebt werden können. Einen ersten Eindruck von dem Konzept und der Vision für Aalen, welche Project M erarbeitet hat, haben die Mitglieder des Kultur-, Bildungs- und Finanzausschusses des Gemeinderats in ihrer jüngsten Sitzung erhalten. Wo die Konzeption auf eine teils wohlwollende, aber teils auch distanziert-kritische Aufnahme gestoßen ist.

„Aalen bewegt und verbindet. Hier verschmelzen antike Kultur, schwäbische Schaffenskraft und Innovationsfreude. Durch aktive Erlebnisse erfahren unsere Gäste die Verbindung von kulturellen Schätzen, eindrucksvoller Natur und interessanter Stadtgeschichte.“ Geht es nach Tobias Klöpf vom Standort München der Agentur Project M, könnte Aalen so einmal mit dieser von ihm formulierten Vision Touristen anlo-cken. Klöpf präsentierte im Ausschuss die Ergebnisse eines halbjährigen, ganzheitlichen Prozesses zur Erstellung eines Tourismuskonzepts für Aalen, in den auch wichtige Schlüsselakteure vor Ort intensiv eingebunden waren.

Im Laufe dieses Prozesses wurden unter anderem Stärken und Schwächen im touristischen Angebot der Stadt und seiner bisherigen Vermarktung analysiert, ebenso wurden Konkurrenzstandorte und vergleichbare Städte betrachtet und die Herkunft der bisherigen typischen Aalen-Touristen.

Ergebnis am Ende: „Stadt, aktiv und Kultur“, wie Klöpf schlagwortartig formulierte. Aalen sei eine Stadt, in der man eben die Stadt und ihre Kultur aktiv erleben könne, Aalen bewege und verbinde diese drei Elemente ‐ „das ist der Kern, das ist unsere Mission für Aalen“, sagte Klöpf. Um daraus vier Leitziele für den Tourismus in Aalen als verbindende und bewegende Aktiv- und Kulturstadt abzuleiten: eine Steigerung der Wertschöpfung unter anderem durch eine Steigerung der Übernachtungszahlen und damit der Auslastung der Kapazitäten, eine Steigerung der Stärke der „Marke“ der Stadt, eine Steigerung der Qualität an Freizeit- und Kulturangeboten und nicht zuletzt eine Steigerung der Kooperationen und der Zusammenarbeit der Akteure in Stadt und Umland.

Als Kernzielgruppe für Aalens künftige Tourismus-Aktivitäten hat Project M die sogenannten „Best Ager“ ausgemacht, also Menschen ab einem Lebensalter von über 50 Jahren, die aktiv und kulturell interessiert sind. Ergänzungszielgruppen sind Outdoor-Begeisterte mit einem klaren Schwerpunkt auf Radfahren und Mountainbiking sowie kulturinteressierte Familien, die ganz gezielt gemeinsame freie Zeit miteinander verbringen wollen. Vor diesem Hintergrund fasst das Konzept die aktuellen Angebote Aalens in die Kategorien Kulturerlebnis, Aktiverlebnis und Stadterlebnis zusammen, die künftig aber viel stärker miteinander verschmelzen und Schnittmengen bilden müssten.

Aus all dem definiert die Konzeption 49 Einzelmaßnahmen und 15 ausgewählte Schlüsselprojekte für starke Tourismus-Impulse. Dazu gehören neben der Neuorganisation der Amtsstrukturen in der Stadtverwaltung mit einer Trennung von Kultur und Tourismus unter anderem der Bau attraktiver und möglichst umweltschonender Mountainbike-Trails, die Erweiterung der Hotellerie mit einer mountainbikerfreundlichen Infrastruktur, die Sanierung und Modernisierung der Limesthermen sowie die Weiterentwicklung thematischer Rad- und Wandertouren. Bei der Hotellerie, so machte Klöpf deutlich, gehe es nicht darum, fünf neue Hotels zu bauen, sondern darum, die vorhandenen Kapazitäten viel besser auszulasten ‐ von derzeit etwa nur 47 auf wünschenswerte 60 Prozent. Ob Aalen für die entsprechende Zielgruppe ein Fünf-Sterne-Hotel, also ein Angebot im Luxussegment, brauche, das ließ Klöpf offen, wollte es aber auch nicht kategorisch ausschließen.

Am Ende schrieb er den Ausschussmitgliedern ins Stammbuch, Investitionen in den Tourismus seien „Investitionen in einen zukunftsfähigen Lebensraum“. Wie hoch die sein sollen, auch daran lassen die Konzeptstudie und auch die Sitzungsvorlage der Stadt keinen Zweifel: Es geht um die Personalkosten für zwei neue Vollzeitstellen ausschließlich im Bereich Tourismus in Höhe von 130.000 Euro pro Jahr sowie um ein jährliches Marketingbudget von 150.000 Euro.

In der Diskussion vermisste Armin Abele (CDU) in dem Konzept-entwurf deutliche Aussagen zum Thema Gesundheitsprävention ‐ Stichworte Limesthermen, Asthmatherapie, Kneippangebote. Außerdem, so Abele, müsse sich Aalen auf der wichtigen Tourismusmesse CMT in Stuttgart künftig viel stärker aus der Gesamtpräsentation des Ostalb-Tourismus herausheben.

„Alten Wein in neuen Schläuchen brauchen wir nicht“, ging Alexander Asbrock (Grüne) die Konzeption durchaus auch kritisch an. Das Aalener Angebot müsse vom Touristen her gedacht werden, forderte er. Aalen müsse touristisch so entwickelt werden, dass eine Familie hier unbedingt einen Kurzurlaub verbringen wolle. Und die Leitung eines künftigen, solitären Tourismusamts müsse unbedingt vom touristischen Fach sein.

„Wir müssen von der Stadt her denken“, hielt Hermann Schludi (SPD) entgegen. Also müsse Aalen seine Alleinstellungsmerkmale ausbauen und „das optimieren, was wir haben“. Wie Asbrock sprach sich auch Schludi gegen ein Fünf-Sterne-Hotel aus. Vielmehr sei es für die Stadt höchste Zeit, touristisch auch für jüngere Zielgruppen zu investieren. Frank Gläser (AfD) wandte sich gegen ein neues Zuschussprojekt. Es müsse klar ersichtlich werden, was Aalen als Gewinn aus künftigen Investitionen in den Tourismus erwarten könne. Inge Birkhold sprach sich für eine klare Trennung zwischen einem künftigen Tourismus-Amt und dem städtischen Eigenbetrieb Kultur & Event aus.

Am Ende sagte Oberbürgermeister Frederick Brütting, Aalen habe aufgrund seiner Geschichte, seiner Kultur und seiner Topografie bereits ein recht klares Profil, „wir müssen da nichts künstlich draufsetzen“. Es brauche aber den Mut, Schwerpunkte zu bilden. „Wir dürfen uns nicht verzetteln, wir brauchen einen Fokus“, so Brütting. Das neue Tourismuskonzept soll der Gemeinderat in seiner Sitzung am 28. September nun verabschieden.