Gartenanlage
Natur soll Gartenanlage zurückerobern
Aalen-Wasseralfingen / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Die Stadt plant gerade ein in dieser Form einmaliges Modellprojekt: Nach dem Stolleneinbruch vom 13. November 2015 soll die gesperrte Gartenanlage am Erzweg so erhalten bleiben wie sie ist. Alle Hütten, Anlagen und Wege bleiben stehen, man will sehen, wie sich die Kleingartenanlage über die Jahre entwickelt und wie sich die Natur das Gelände zurückholt. Es könnte so zum Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten werden.
Das ist eine neue Wendung für die seit über zwei Jahren brach liegende Anlage. Denn ursprünglich waren der Abbruch und ein Rückbau der Gartenanlage vorgesehen. Das Vorhaben, das Areal so zu lassen wie es ist, war in der Vergangenheit aber auch schon angedeutet worden. Einige der Schrebergarten-Hütten wurden bereits ausgeräumt. Dazu muss jedes Mal die Feuerwehr oder das THW anrücken, um die Pächter zu sichern wegen der nicht auszuschließenden Gefahr, dass wieder ein Stück in die Tiefe bricht.
Rudi Kaufmann vom Grünflächen- und Umweltamt erklärt, warum nun alles so belassen werden soll, wie es ist: Zum einen sei es zu gefährlich, das Gebäude mit schwerem Gerät zu räumen, eben wegen der Gefahr eines erneuten Stollen- beziehungsweise „Tagebruchs“. Zum anderen könne man das Areal nicht anders nutzen, also beispielsweise nicht als Ackerland oder Wiese. Die Erzweganlage soll zu einem Biotopverbund vernetzt werden, zusammen mit dem Wald am Braunenberg (östlich des Salchenhofs) und der Wiese, die im vergangenen Jahr mit Aushub aufgefüllt wurde.
An Kocherwiesen tut sich was
Wie dieser Biotopverbund genau aussehen soll, ist noch in Planung. Jedenfalls, so Kaufmann, sei dieses Modellprojekt eine „hochspannende Sache“ – man könne verfolgen, wie sich die Natur dort entwickelt, wie sich möglicherweise seltene Arten, Vögel, Reptilien oder Amphibien das Gelände zurückerobern und sich Pflanzen ansiedeln. Eines stellt Kaufmann aber auch klar: Die Erzweg-Anlage wird eingezäunt gegen unbefugtes Betreten, das Ganze soll überwacht und begleitet werden. Mit dieser kleinen „grünen Geisterstadt“ setzt die Stadt auch ein Stück ihrer „urbanen Wildnis“ um. Das Projekt wird auch noch im Gemeinderat vorgestellt.
Mittlerweile tut sich auf der Ersatzanlage an den Kocherwiesen neben der bestehenden Anlage etwas: Gerade sind die Parzellen mit Wasser und Strom erschlossen worden. 16 Pächter ziehen vom Braunenberg ins Tal, die Flächen für die 270 bis 290 Quadratmeter großen Hütten sind bereits bestellt, erklärt Manuela Körner von den Gartenfreunden Wasseralfingen. Im nächsten Jahr soll dann das neue Vereinsheim aufgebaut werden. Die Gärtner sind nun im dritten Frühling ohne Garten, doch Körner erzählt von der optimistischen Aufbruchsstimmung bei den Mitgliedern: „Das kriegen wir auch noch in den Griff, und wir freuen uns, dass es nun vorwärtsgeht.“ Außerdem sieht sie im Ganzen auch etwas Positives: „Der Boden hier unten ist viel besser als oben an der Erzweg-Anlage.“