Aalen
Landratsamt soll wieder eine Kantine haben
Aalen / Lesedauer: 3 min

Eckard Scheiderer
Die Kantine im Aalener Landratsamt, die im dortigen fünften Obergeschoss bis Ende 2021 in Betrieb war, soll wieder öffnen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Ausschuss für Bildung und Finanzen des Kreistags einen entsprechenden Antrag der Fraktion der Freien Wähler positiv aufgenommen und beschlossen, die Verwaltung solle mit dem inklusiven gemeinnützigen Unternehmen Insiva entsprechende Verhandlungen über einen künftigen Kantinenbetrieb aufnehmen.
Klaus Wolf, Dezernent für Verwaltung und Digitalisierung, erinnerte im Ausschuss daran, dass seit Bezug 1984 nahezu durchgehend ein Kantinenbetrieb im Kreishaus in Aalen existiert habe. Zuletzt betrieben durch die LWV Eingliederungshilfe/Habila GmbH, die aus wirtschaftlichen Gründen während der Corona–Pandemie den Pachtvertrag zum 30. Juni 2021 aber gekündigt habe. Auf eine erste Ausschreibung im Mai 2021 hin sei ein Angebot der Insiva GmbH, ein Tochterunternehmen von Habila, für den Kantinenbetrieb eingegangen. Aus verschiedenen Gründen habe die Ausschreibung allerdings aufgehoben werden müssen. Im Rahmen einer zweiten Ausschreibung seien keine Angebote eingegangen. Mit Habila habe ein Weiterbetrieb der Kantine bis zum Jahresende 2021 vereinbart werden können.
Wolf sagte weiter, im Anschluss an die Ausschreibung hätten direkte Gespräche mit potenziellen Interessenten, Gastronomen und Kantinenbetreibern stattgefunden. Hier habe sich allerdings gezeigt, dass alle Interessenten von keinem wirtschaftlichen Betrieb der Kreiskantine ausgehen. Zusätzlich seien die Kochmöglichkeiten vor Ort sehr eingeschränkt. Schließlich habe Insiva als einziges Unternehmen Interesse am Kantinenbetrieb im Kreishaus gezeigt und am 10. März ein neues Angebot vorgelegt. Der gemeinnützige Inklusionsbetrieb betreibe aktuell die Küche am Rabenhof in Ellwangen und verpflege unter anderem die Firmen Fein, Franke, Varta (Bargau), die Parkschule Essingen und das Samariterstift in Bopfingen.
Wie Wolf weiter sagte, könnte Insiva den Kantinenbetrieb für einen Zuschuss in Höhe von 120.000 Euro im ersten Jahr und einmaligen Investitionskosten in Höhe von 125.000 Euro aufnehmen. Alternativ, so Wolf weiter, bestünde die Möglichkeit, wie dies auch in einzelnen anderen Verwaltungen gehandhabt werde, den Kantinenbetrieb mit eigenem Personal zu betreiben und das Mittagessen anliefern zu lassen. Flexibilität und Attraktivität wären bei dieser Option aber deutlich eingeschränkt. Und nach den Erfahrungen im Rems–Murr–Kreis müsse man für die Essensausgabe mit eigenem Personal mit jährlichen Personalkosten von rund 150.000 Euro rechnen. Eine Kantine, so Wolf abschließend, stelle einen Wettbewerbsvorteil bei der Personalgewinnung dar, sie diene auch der Personalbindung, ein Gewinn sei damit aber nicht zu machen.
Peter Traub (Freie Wähler) hielt eine Kantine für eine Grundvoraussetzung dafür, um als attraktiver Arbeitgeber zu gelten. Ein Eigenbetrieb sei aber die ineffizientere Variante. Andrea Schneele (CDU) wollte abklären, ob eine Kantine eine Konkurrenz zur Aalener Gastronomie darstelle und ob sie auch, wie früher, wieder extern genutzt werden könne.
Die Frage von Carola Merk–Rudolph (SPD) nach der einstigen Frequentierung beantwortete Wolf mit 60 bis 120 Personen täglich, je nach Angebot und Wetter. „Mit Linsen und Spätzle bei Regen war die Bude voll“, so Wolf. Und es habe keine Klagen aus der Aalener Gastronomie oder von den örtlichen Metzgereien gegeben, als die Kantine noch in Betrieb gewesen sei.
Landrat Joachim Bläse formulierte zum Schluss die Kriterien, unter denen die Verwaltung nun weiterverhandeln solle und denen sich auch der Ausschuss anschloss: Der Kantinenbetrieb solle an einen inklusiven Betrieb fremdvergeben werden, die Kantine soll außer dem Kreispersonal nur noch Mitarbeitenden von anderen öffentlichen Arbeitgebern und Institutionen per Vereinbarung offenstehen („Ich will keinen Wettbewerb mit der örtlichen Gastronomie“), und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts erhalten einen Essenszuschuss.