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„Ein enorm erfolgreicher Brückenschlag“

Aalen / Lesedauer: 3 min

Experte wertet Aalens Städtepartnerschaft mit Saint-Lô als wichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft. „Da hat die Zusammenarbeit viel geleistet“, sagte er bei einem Vortrag in Aalen.
Veröffentlicht:20.09.2023, 17:52

Von:
  • Johannes Müller
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Seit dem Jahr 1950 gibt es Partnerschaften zwischen deutschen und französischen Städten. Inzwischen sind es 2200, darunter seit 45 Jahren die zwischen Aalen und Saint-Lô. „Diese Partnerschaft ist ein enorm erfolgreicher Weg der Annäherung zwischen den beiden Völkern“, hat Professor Frank Baasner vom Deutsch-französischen Institut bei seinem Vortrag im Aalener Städtepartnerschaftsverein festgestellt. Und er ermunterte dessen Mitglieder, diesen Weg weiter auszubauen.

Baasner ist Experte in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Sein Institut in Ludwigsburg wertet seit Jahrzehnten die Erfahrungen auf vielen Ebenen aus. Seit 2008 veröffentlicht Baasner fortlaufend Berichte in seiner Buchreihe „Sichtweisen ‐ Deutschland und Frankreich“. Der neueste Band der Reihe ist dieses Jahr erschienen. Der Autor wirft dabei seinen Blick auf die Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Medien ebenso wie auf Schule, Essen und Trinken.

„Die Zusammenarbeit beider Völker ist kein Selbstläufer“, machte der Professor klar. Beide Staaten seien in vielerlei Hinsicht völlig unterschiedlich organisiert. Die Praktiken der Arbeitswelt seien verschieden, die alltäglichen Gewohnheiten seien nicht nur für junge Menschen gewöhnungsbedürftig. Umso erfreulicher sei es, dass gerade von ihnen neue Impulse in den Städtepartnerschaften ausgehen, würdigte der kundige Wissenschaftler, der mit einem Stab von Mitarbeitern die aktuellen Trends auch in Aalen beobachtet.

Bemerkenswert sei, dass der französische Präsident Emmanuel Macron die positiven Erfahrungen der deutschen Berufsschulen =im dualen Ausbildungssystem aufnehme. Er habe Prämien für kleine Handwerksbetriebe eingeführt, wenn sie zur Zusammenarbeit mit den Schulen bereit seien. Es gäbe bereits 500.000 solcher Verträge. Seither nehme die Zahl gut ausgebildeter Handwerker in Frankreich zu.

Baasner scheute sich nicht, auch mangelnde Beziehungen auf politischer Ebene anzusprechen. Nach dem durch seine rheinische Herkunft geprägten Bundeskanzler Helmut Kohl sei leider ein deutlicher Rückgang festzustellen. Angela Merkel und Gerhard Schröder hätten in der Beziehung mit Frankreich keine großen Ambitionen gehabt und Olaf Scholz habe jüngst bei seiner Rede in Prag Frankreich nur einmal am Rande erwähnt. In seiner kritischen Prognose für die Zukunft setzte Baasner auf Stabilität in einer neuen Zeit der „Kalten Kriegs“. Deutschland und Frankreich müssten ihren Platz in Europa zwischen USA, Russland und China finden und ausfüllen.

Dass auf dem Gebiet der menschlichen Begegnung und gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung sich gerade durch die Städtepartnerschaft mit Saint-Lô in Aalen viel geändert und gebessert habe, wurde in der lebhaften Diskussion deutlich. Dazu hätten die vielen Familienkontakte und die Austauschprojekte der Vereine beigetragen. „Da hat die Zusammenarbeit zwischen Aalen und Saint-Lô sicher viel geleistet“, anerkannte der Ludwigsburger Experte. In der Summe aller Partnerschaften sei auf Bundesebene auf dem Weg der Annäherung viel erreicht worden.