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Damwild–Züchter aus Oberalfingen erweitern im Hofladen ihr Angebot

Aalen / Lesedauer: 5 min

Bei Dietmar und Andrea Wendel kann man rund um die Uhr einkaufen. Der erstellte Neubau bietet Platz für Mehr. Anfang Juni kündigt sich Nachwuchs auf vier Beinen ein.
Veröffentlicht:02.06.2023, 05:00

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Nicht mehr lange, und Dietmar und Andrea Wendel bekommen mehrfachen Nachwuchs. Allerdings nicht auf zwei, sondern auf vier Beinen. Seit 2012 betreibt das Ehepaar in Oberalfingen eine Damwildzucht. Vor einem Jahr sind die Wendels zudem in die Direktvermarktung von Lebensmitteln lokaler Hersteller mit einem Hofladen–Automaten und einem Softeisgerät eingestiegen. Aufgrund der großen Resonanz wurde das Angebot jetzt um ein weiteres Gerät und einen Kaffeeautomaten erweitert. Auch das anfängliche Provisorium aus Holz ist einem Neubau gewichen, der Platz für Mehr bietet.

Freitagnachmittag, kurz nach 16 Uhr. Das Direktvermarkter–Häuschen der Familie Wendel am landwirtschaftlichen Weg zwischen Oberalfingen und Attenhofen ist gut besucht. Immer wieder machen hier Radfahrer oder Spaziergänger einen Stopp, um sich einen Kaffee aus dem Automaten zu lassen oder sich an der Kühltheke mit einem Stück Kuchen zu belohnen. Der Renner bei Kindern ist vor allem das Softeis, das sie sich selbst am Automaten „zapfen“ können.

Gut angenommen werden auch die beiden Automaten, in denen es 24–Stunden lang via Selbstbedienung frische Lebensmittel regionaler Anbieter gibt. Und diese sind reichlich bestückt. Das Angebot reicht von Eiern über Grillgut und kühle Getränke bis hin zu Fleisch– und Wurstwaren sowie küchenfertig eingedosten Fleischgerichten. Mit Blick auf Paprikalyoner, Gulaschsuppe oder Geschnetzeltem sitzen die Wendels an der Quelle. Schließlich arbeitet Andrea Wendel mehrere Tage in der Woche bei der Metzgerei Schirle in Westhausen, und ihr Sohn, der 18–jährige Johannes, macht derzeit eine Ausbildung als Metzger bei der Metzgerei Vetter in Wasseralfingen.

Die Idee, in die Direktvermarktung einzusteigen, ist am 1. April vergangenen Jahres in die Tat umgesetzt worden, blickt Dietmar Wendel zurück, der in seinem Hofladen auch Nudeln, Linsen, Zwiebeln und Kartoffeln anbietet. Entstanden sei diese, weil es mit der Versorgung von Lebensmitteln in Hofen und Oberalfingen mau aussehe. Gerade ältere Bürger hätten nicht immer die Möglichkeit, in Supermärkten in Wasseralfingen, Aalen oder Westhausen einkaufen zu gehen.

Aber auch die jüngere Generation schätze es, sich hier auch nach 22 Uhr noch unkompliziert eine Grillwurst oder ein küchenfertiges Steak „ziehen“ zu können.

Im Direktvermarkter-Häuschen des Ehepaars in Oberalfingen können Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer seit kurzem auch Kaffee und und Kuchen genießen. Eine Terrasse hinter dem Häuschen ist bereits in Arbeit.
Im Direktvermarkter-Häuschen des Ehepaars in Oberalfingen können Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer seit kurzem auch Kaffee und und Kuchen genießen. Eine Terrasse hinter dem Häuschen ist bereits in Arbeit. (Foto: Verena Schiegl)

Aufgrund der großen Resonanz haben die Wendels Ende vergangenen Jahres beschlossen, ihr Angebot in der Hirtengasse 22 auszubauen. Weil für einen weiteren Automaten inklusive Kaffeeautomat der Platz allerdings zu eng geworden sei, wurde ein Neubau erstellt. Aus der Holzhütte, in der sich einst der Sandkasten der drei Söhne Moritz (23), Michael (21) und Johannes (18) befunden hat, ist Anfang des Jahres in Eigenarbeit ein kompletter Neubau entstanden. An das Spielparadies für die Kinder erinnert allerdings noch das Baumhaus, das in den Laden integriert wurde.

Mit ihrem erweiterten Angebot an 17 Kaffeesorten und verschiedenen Kuchen trifft das Ehepaar den Nerv der zahlreichen Ausflügler, die an dem Hofladen in Oberalfingen vorbeispazieren oder vorbeiradeln. Vor allem bei schönem Wetter und am Wochenende sei hier viel los, sagt Dietmar Wendel, dem die Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Deshalb stehe auch nur Porzellangeschirr bereit, und das Softeis gebe es nur in Waffeln. Neu im Angebot werden jetzt Geschenkkörbe aus dem Sortiment in jeder Preisklasse zusammengestellt.Um für die Besucher die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und ihnen die Möglichkeit zu geben, im Freien zu sitzen, baut er derzeit hinter dem Laden eine überdachte Terrasse, auf der sie den Blick auf Hofen und sogar bis nach Dewangen oder zu den drei Kaiserbergen genießen könnten.

Seit 2012 züchten die Wendels auf rund drei Hektar Grünland Damwild im Nebenerwerb. Anfang Juni kommt Nachwuchs.
Seit 2012 züchten die Wendels auf rund drei Hektar Grünland Damwild im Nebenerwerb. Anfang Juni kommt Nachwuchs. (Foto: Verena Schiegl)

Hoch im Kurs der Besucher steht auch das Damwild der Familie Wendel aus eigener Zucht. Wer dieses allerdings in den Automaten erwartet, wird enttäuscht. Die Nachfrage nach dem Fleisch sei so groß, dass für diese nichts mehr übrigbleibt, sagt der 50–Jährige. Vielmehr müsse es vorbestellt werden. Wer die wunderschönen Tiere beobachten oder Futter für sie aus einem Automaten holen möchte, das sie den Menschen dann aus der Hand fressen, hat dazu jederzeit die Möglichkeit.

Seit 2012 züchten der gelernte Schreiner, der bei Rolladen Kaiser in Oberalfingen arbeitet, und seine Frau Andrea auf rund drei Hektar Grünland Damwild im Nebenerwerb. Die beiden Zuchthirsche Rudolf und Anton haben die beiden anno dazumal von einem Betrieb in Matzengehren bei Hohenberg erworben. Mittlerweile grasen rund 40 Tiere auf den Weiden, sagt Dietmar Wendel, der sich ebenso wie seine Frau auf den Nachwuchs freut, der Anfang Juni das Licht der Welt erblicken wird.

Bevor dieser geschlachtet wird, geht noch ein Jahr ins Land. Von Mitte bis Ende September und von Ende November bis Mitte Dezember werden die bis dahin eineinhalbjährigen Tiere aus dem Rudel erlegt. Dies fällt dem 50–Jährigen, der sich gemeinsam mit seiner Frau von morgens bis abends um die Tiere kümmert, nicht leicht. Ein Trost sei, dass das Wild im Gegensatz zur Massentierhaltung ein schönes Leben in freier Wildbahn habe, nur mit natürlichen Produkten ohne chemische Dünger versorgt werde, und dass auf die Verabreichung von Medikamenten bis auf Ausnahme einer jährlich verabreichten Wurmkur verzichtet werde.

Die erlegten Tiere verarbeitet Wendel, der sämtliche Schulungen vom Betäubungslehrgang bis zur Waffensachkunde absolviert hat, mit seinem Sohn Johannes im zertifizierten Schlachthaus mit Kühlraum im Keller des Wohnhauses. Hier werde das Fleisch auch küchenfertig und portionsweise vakuumiert.

Trotz der großen Nachfrage an Damwild wird Dietmar Wendel seinen Tierbestand durch Zukauf vorerst nicht vergrößern. Auch das Angebot im Hofladen soll erst einmal nicht erweitert werden. „Erst einmal“, sagt der 50–Jährige, der immer wieder für eine neue Überraschung gut ist.