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Klangfest

17 Lieder, 17 Sprachen, 17 Themen

Aalen / Lesedauer: 5 min

Markus Romes hat das internationale Klangfest am 2. März in der Stadthalle organisiert
Veröffentlicht:19.02.2019, 18:43

Von:
  • Schwäbische.de
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Am Samstag, 2. März, um 19 Uhr findet in der Aalener Stadthalle das internationale Klangfest statt. Der Ulmer Chorleiter, Arrangeur und Dirigent Markus Romes hat den Abend mit 122 Künstlern aus allen Kontinenten und Generationen organisiert. Mit dabei sind zum Beispiel Jan Jäger von „Erpfenbrass“, Marcus Krone , ehemaliges Ensemblemitglied des Aalener Stadttheaters, oder auch Margarete Lamprecht, Romes’ Frau, die ebenfalls schon am Aalener Stadttheater zu sehen war – etwa in „Venedig im Schnee“. Unser Kulturredakteur Ansgar König hat sich erklären lassen, was hinter der Idee steckt und wie der Abend abläuft. Premiere mit Standing Ovations hatte das Klangfest bereits vor vollem Haus im CongressCentrum Ulm, eine weitere Aufführung fand im Festsaal der Waldorfschule Heidenheim statt.

Herr Romes, ein internationales Musiktheater, das sich für die Demokratie einsetzt. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Die Idee entstand eigentlich schon 2016. Die Vorgängerproduktion, ebenfalls ein interkultureller Abend, stand unter dem Motto „Leben und leben lassen“. Wir haben uns dabei an Aussagen von Hans Scholl von der „Weißen Rose“ orientiert, zum Beispiel „Es lebe die Freiheit“. Scholl wurde zwar nicht in Ulm geboren, wuchs aber hier auf und hatte hier viele Freunde. Die Geschwister Hirzel haben hier an der Martin-Luther-Kirche Flugblätter gemacht. Bei dieser ersten Produktion haben spontan viele Künstler mitgemacht. Wir wurden eine eingeschworene Truppe und haben uns hinterher gefragt: Wie machen wir weiter? Hans und Sophie Scholl haben schon damals Dinge angesprochen, die heute noch brisant sind.

Zum Beispiel?

Eben „Es lebe die Freiheit!“. Meine feste Überzeugung ist, dass man Demokratie nicht nur konsumieren darf, sondern sie aktiv mitgestalten muss. Das Recht auf Bildung, die Kinderrechte, das sind alles hart erkämpfte Dinge, die man aber trotzdem feiern darf. Und das wollen wir mit dem internationalen Klangfest tun. Hinter dem Projekt steht das große Thema Demokratie, das als Gesamtkunstwerk sehr spannend ist. Völkerverständigung auf dem Weg der Kunst, als Musiktheaterprojekt. Die Demokratie ist für mich, wenn man so sagen darf, wie eine Lebensgefährtin in einer Ehe. Wenn man sich nicht drum kümmert, ist sie eines Morgens weg.

Ist es noch notwendig, die Stärken der Demokratie zu erklären?

Ich nenne mal ein Beispiel: Zunächst hatten wir die Produktion mit „Wir sind alle ein Volk“ untertitelt. Das ist bei einigen in den falschen Hals geraten. Viele sahen da Bezüge zum Populismus. Das wollten wir natürlich nicht. Dabei war das Motto von der Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung getragen und ermöglichte schließlich 1989 die friedliche Revolution in Deutschland. Jetzt nennen wir es schlicht „Internationales Klangfest“, seither ist es besser. Ja, man muss Demokratie immer wieder ins Bewusstsein zurückholen. Das zeigt auch die tägliche Zeitungslektüre. Demokratie ist eben einfach nichts Selbstverständliches.

Zum Abend selbst: Wie bringt man weit über 100 Künstler – Profis wie Amateure – unter einen Hut?

Wir betrachten uns als Interessengemeinschaft, feiern gemeinsam bestimmte Werte. Das funktioniert wunderbar. Eigentlich ist es wie bei einem Tauschbasar: Jeder Akteur bietet was an. So singt der bosnisch-muslimische Chor „Die Gedanken sind frei“, dafür das komplette Ensemble das muslimische Sofi-Lied „Frzem Sbori“.

Was zieht sich als roter Faden durch den Abend?

Ich komme ja vom Musiktheater. Mein Bestreben war deshalb, dramaturgisch eine Geschichte zu erzählen. Mir kommt da die Menschenkette im Baltikum von 1989 in den Sinn. Zwei Millionen Menschen aus Estland, Lettland und Litauen verbanden die drei Länder über 600 Kilometer hinweg – und das mit Liedern, eine singende Revolution. Am 2. März in Aalen wird der Schauspieler Marcus Krone die Geschichte erzählen. Wir reisen mit dieser Geschichte dann durch mehrere Länder, starten zum Beispiel mit dem chinesischen Stück „Dämmerung des Frühlings“, das in China einige Sprengkraft besitzt. Der Frühling ist ja eh in mehreren Revolutionen ein Thema. Der Chor verwandelt sich in Gefängnis-insassen. Die Stücke werden dramaturgisch, schauspielerisch miteinander verbunden, Musiktheater eben, 17 Titel, 17 Sprachen, 17 Themen der Demokratie wie Gleichstellung, Meinungsfreiheit und so weiter. Jedes Lied deckt ein Thema ab.

Das klingt nach einem politischen Abend, eine Zeitung hat die Produktion mal als „musikalische Demokratiebewegung“ bezeichnet.

Nein, als politische Veranstaltung würde ich es nicht bezeichnen. Mir ist die Bezeichnung internationales Musikfest lieber. Es ist die Geschichte von Menschen auf dem Weg zur Demokratie.

Sie haben sich für Aalen eine besondere Aktion ausgedacht.

Ja, alle Schüler kommen dank der Förderung durch den Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg und dem Carl-Zeiss-Förderfonds umsonst in die Stadthalle. Wir haben alle Schulen angeschrieben und diese Information breit gestreut. Man muss sich nirgends anmelden. Es genügt, an der Abendkasse den Schülerausweis vorzuzeigen. Wenn Schüler in einer größeren Gruppe gemeinsam kommen wollen, wäre eine Anmeldung per E-Mail ([email protected]) gut.

Wo gibt’s Karten?

Karten gibt es im Vorverkauf bei der Tourist-Information Aalen, Reichsstädter Straße 1, Telefon 07361 / 522358, unter www.reservix.de und bei allen angeschlossenen Vorverkaufsstellen und natürlich an der Abendkasse. Wer mehr über den Verein zur interkulturellen Begegnung in Musik und Gesang e. V. wissen will, kann sich auf unserer Homepage unter www.ulminterkulturell.de informieren.

Die Teilnehmer

Yueliang Li (China) Erhu, Margarete Lamprecht (Deutschland) Schauspiel, Mohammed Alouf (Syrien) Gesang, Dalma Lima (Brasilien) Percussion, Christian Mejia (Ecuador) Arrangement, Leolo Vukic (Deutschland) Gesang, Ermina Suleimanovic (Bosnien) Gesang, Alexandros Nikola (Griechenland) Bouzouki, Debora Vilchez (Peru) Percussion, German Realini (Argentinien) Kontrabass, Steffen Dix (Deutschland) Reeds, Max Clouth (Deutschland) Gitarre und Arrangements, Can Demirel (Türkei) Saz, Mona Schmid (Deutschland) Gesang, Rebekka Antoniadu (Griechenland) Tanz, Oleg Nehls (Russland) Bajan, Adrian Werum (Deutschland) Arrangement, Tanja Conrad (Schweiz) Violine, Woo Sunghyun (Südkorea) Gesang, Chris Werneke (Deutschland) Text, Ratislav Huba (Slowakei) Cello, Carsten Netz (Deutschland) Reeds, Bastian Jäger (Deutschland) Tuba und Posaune, und viele mehr...