Lesung der Biografie

„Tatort“-Star kommt nach Wasseralfingen: Der Nemec hinter dem Batic

Aalen-Wasseralfingen / Lesedauer: 4 min

Miroslav Nemec kommt nach Wasseralfingen. Wir haben mit ihm über seinen Beruf, seine Herkunft und seine Zukunftspläne gesprochen.
Veröffentlicht:18.09.2023, 12:00

Von:
  • Anja Lutz
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Einem breiten Fernsehpublikum ist Miroslav Nemec als Kriminalhauptkommissar Ivo Batic bekannt. In dieser Rolle ermittelt er seit 1991 im Münchner Tatort. Jetzt zeigt er den „Nemec hinter dem Batic“, so der Untertitel einer Veranstaltung, die am Samstag, 23. September, im Kopernikus–Gymnasium Wasseralfingen stattfindet. Der Stadtverband für Sport und Kultur lädt zu einem literarisch–musikalischen Abend. Anja Lutz hat sich im Vorfeld mit dem Künstler unterhalten.

Wollten Sie schon immer Schauspieler und Musiker werden?

Ich wollte immer Musiker werden, das war mein eigentliches Interesse. Mit fünf Jahren hatte ich begonnen, Klavier zu spielen. Durch meine Rockband habe ich allerdings die klassische Musik eine zeitlang vernachlässigt, sodass ich schließlich zu alt für eine Pianistenlaufbahn war. Am Mozarteum hatte ich eine Freundin, die Schauspielerin werden wollte. Aus Spaß und Spontanität habe ich mich entschlossen, die Aufnahmeprüfung an der Schauspielakademie mit ihr zusammen zu machen. Wir haben beide bestanden. Nach drei Jahren war ich dann Schauspieler. Erst später habe ich dann begriffen, was es wirklich bedeutet, Schauspieler zu sein und habe eine Leidenschaft dafür entwickelt.

Was bedeutet es für Sie, Schauspieler zu sein?

Ich bin zum Theater gegangen, um die Welt zu verbessern. Das ist der moralische Teil. Der andere Teil daran ist, die Menschen zu unterhalten, ihnen Inhalte zu vermitteln, Dinge zu erzählen. Man ist Entertainer, aber auch ein Belehrender und man versucht, die Menschen auf die richtige Spur zu führen. Dabei ist der Begriff „Schauspieler“ ein etwas in Verruf geratener Begriff. Denn er impliziert, man spiele etwas vor. Dabei bedeutet er eigentlich das Gegenteil, man sollte wahrhaft sein.

Sie sind ja sozusagen Polizist im Zweitberuf. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Ganz am Anfang waren wir im Präsidium eingeladen, wir haben das Kriminalmuseum gezeigt bekommen und uns angeschaut, wie Verkehrsüberwachung und Spurensicherung funktioniert. Wir sind auch immer wieder in Kontakt mit der Pressestelle und waren jetzt auch gerade erst beim Polizeifest. Die Leute wollen da Fotos machen und man gehört einfach dazu. Auch hat uns ein Fallanalytiker oft beraten, mit dem wir ein sehr gutes Verhältnis haben.

Woran denken Sie, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?

Ich denke ans Meer, denn meine Mutter ist auf der Insel Krk geboren. Und natürlich an meine Geburtsstadt Zagreb. Da gab es Hinterhöfe, in denen ich spielen konnte, wo ich wollte, weil niemanden etwas gehörte, denn es war ja Sozialismus. Armut gehörte natürlich auch dazu, aber auch sehr viel Zuneigung und Liebe, Nachbarschaftshilfe. Ein Kollektiv im besten Sinne.

Sie sind dann im Alter von zwölf Jahren nach Deutschland gekommen. Was bedeutet für Sie Integration?

Meine Integrationsgeschichte liegt in einer anderen Zeit, das kann man nicht heute vergleichen. Damals waren es Gastarbeiter, Türken, Ex–Jugoslawen, Italiener, Griechen oder Spanier. Sie haben gearbeitet, sind im Sommer nach Hause gefahren und haben sich mit ihrem verdienten Geld ein Haus gebaut. Heute ist die Zahl derer, die ins Land kommen, schon eine andere. Es ist ganz schwierig für Deutschland zu entscheiden, wer bleiben darf und wer nicht. Meine Integration war einfacher. Trotzdem gab es natürlich so etwas wie Hänseleien in der Schule, da musste man sich durchsetzen. Mir hat immer meine Musik geholfen, um nicht angreifbar zu sein.

Was wollen Sie beruflich noch erreichen? Welche Rolle würden Sie noch gerne spielen?

Das kann man sich so gar nicht vornehmen, die Sachen passieren meistens. Ich habe schon viele tolle Sachen gemacht, musikalisch zum Beispiel den Puck im Sommernachtstraum von Benjamin Britton an der Frankfurter Oper. Da war ich dann auf Gastspiel in Tel–Aviv. Ich mache mir vorab nur bedingt Gedanken über so etwas. Ich wünsche mir gute Rollen, die man formen und bewältigen kann, eine Zusammenarbeit mit netten Kollegen und angenehmen Produktionsbedingungen, wo man eine gute Lebenszeit verbringt.

Sie waren ja für die Dreharbeiten zum Weihnachtstatort „Mord unter Misteln“, der teilweise im Oettinger Schloss gedreht wurde, schon einmal in der Gegend. Zudem sind im vergangenen Jahr in der Bopfinger Schranne aufgetreten. Was verbinden Sie mit der Region?

Nördlingen hat mir sehr gut gefallen, mit der alten Stadtmauer, auch die Kneipen und Gastronomen. Da habe ich viele Menschen kennengelernt. Auch das Oettinger Schloss war uns während der Dreharbeiten durch die Gastfreundschaft von Fürst und Fürstin ein Zuhause. Insgesamt habe ich dort mehr Menschen, als Gegend kennengelernt.

Was erwartet die Zuschauer in Wasseralfingen?

Ich lese aus meiner Biographie „Miroslav Jugoslaw“ und begleite die Jahrzehnte mit Klavier und Gitarre. Dazu erzähle ich den ein oder anderen Witz oder Anekdote aus meinem Leben.


Tickets sind im Vorverkauf bei Schreibwaren Rössler oder Musika für je 21 Euro erhältlich. An der Abendkasse kostet eine Karte 24 Euro. Einlass ist um 18 Uhr, die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.