Genehmigt
Landratsamt Ravensburg macht Weg für Windpark Röschenwald frei
Wolpertswende / Lesedauer: 4 min

Philipp Richter
Der Windpark Röschenwald wird gebaut. Das ist seit Montagmittag klar. Das Landratsamt Ravensburg hat dem Projekt mit vier Windrädern im Wald zwischen Mochenwangen und Zollenreute bei Aulendorf die Genehmigung erteilt. Somit wird der Windpark der erste im Schussental sein und das Thema Energiewende wird greifbar und sichtbar für Oberschwaben. Vor allem wegen der weiteren in der Region geplanten Windparks genießt das Projekt im Röschenwald besondere Aufmerksamkeit.
„Es gibt einen Konsens in der Kommunalverwaltung, dass wir im Bereich Erneuerbare Energie aktiv mitgestalten wollen“, sagte Landrat Harald Sievers bei der Übergabe der Genehmigung im Landratsamt. Und weiter:
Harald SieversWir sehen uns als Solarlandkreis, aber ohne Windkraft wird es nicht gehen, weil wir sonst nicht auf die erforderliche Komplementarität kommen.
Damit meint Sievers, dass nachts über Photovoltaikanlagen kein Strom erzeugt werden kann.
Windkraft wird großen Beitrag leisten
53 Prozent des Energiebedarfs des Landkreises wurden laut Sievers im vergangenen Jahr mit Erneuerbaren Energien gedeckt. „Windkraft bringt hier ordentlich Volumen“, sagte Sievers und verweist auf den Windpark Hoßkirch, der im vergangenen Jahr genehmigt wurde und bei seiner Realisierung weitere vier bis fünf Prozent beisteuern werde. Im Fall des Windparks Röschenwald geht man von weiteren drei Prozent Strom aus Windenergie aus. Geplant werden im ganzen Landkreis gleich mehrere Windparks.

Hinter dem Projekt in Röschenwald stehen die Windkraft Bodensee-Oberschwaben GmbH & Co. KG (WKBO), an der unter anderem die Technischen Werke Schussental aus Ravensburg beteiligt sind, und die Alterric GmbH. Alterric plant übrigens auch den Windpark Wannenbühl bei Bergatreute, wo fünf Windräder entstehen sollen.
Gesamthöhe von 246 Metern
Im Röschenwald sind vier Windräder des Herstellers Enercon aus Aurich in Ostfriesland. Sie haben eine Gesamthöhe von 246 Meter. Die Nabenhöhe liegt bei 166 Metern. Zum Vergleich: Das Ulmer Münster ist 161 Meter hoch. Ausgehend von der gemessenen Windstärke geht Alterric-Projektentwickler Falk Burkhardt von 44 Millionen kWh pro Jahr aus, die der Windpark produzieren kann. Damit könnten rechnerisch rund 12.500 private Haushalte versorgt werden.

Das Investitionsvolumen für das Vorhaben ist enorm. Pro Windrad belaufen sich die Kosten auf sieben Millionen Euro, sagte Burkhardt beim Pressetermin. Insgesamt komme man beim Windpark Röschenwald auf ein Volumen von 40 Millionen Euro. Bis jedoch das erste Windrad aufgestellt werden kann, wird es noch eine Weile dauern. Die Auftragsbücher der drei großen Windenergieanlagenhersteller seien nämlich voll und die Wartezeiten steigen wegen der hohen Nachfrage. Jetzt, nachdem der Windpark genehmigt wurde, können die Projektpartner die Windräder bestellen.
So sieht der Zeitplan aus
Burkhardt geht davon aus, dass die Windräder bis Ende 2024 oder Anfang 2025 geliefert werden. Läuft alles nach Plan, wird der Windpark Ende 2025 ans Netz gehen können. Die ersten Bauarbeiten wird man höchst wahrscheinlich im Frühjahr oder im Sommer 2024 sehen. Schließlich müssen Bäume gefällt, gegebenenfalls Wege ertüchtigt und die Betonfundamente erstellt werden. Dies kann vor dem Bau der Windräder geschehen.
Insgesamt hat das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt ein Jahr in Anspruch genommen. Beim Windpark Hoßkirch brauchte man etwa elf Monate. WKBO-Geschäftsführer Helmut Hertle freute sich sehr über „das gute Ergebnis“. Wie berichtet, gingen die Projektpartner freiwillig in ein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung, das letztlich aber nicht genutzt wurde. Beim öffentlichen Erörterungstermin im Sommer in Ravensburg kam neben Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth nur eine Privatperson.
Klagen sind noch möglich
Landratsamtsmitarbeiterin Beate Bönsch vom Sachgebiet Immissionsschutz sprach von insgesamt vier Einwendungen, die die Behörde abgearbeitet hätten. Eine Einwendung habe bewirkt, dass bei den Auflagen nachjustiert wurde, so Bönsch. So habe diese ein Monitoring von Wespenbussard und Rotmilan bewirkt.
Auch wenn der Windpark Röschenwald jetzt genehmigt ist, können immer noch direkt betroffene Personen oder Verbände gegen den Windpark Einspruch erheben, wenn die Genehmigung veröffentlicht ist. Die Hürden sind jedoch hoch. Ob die Bürgerinitiative Lebenswerter Röschenwald, die gegen den Windpark kämpft, klagen wird, ist noch nicht klar. „Wir müssen uns die Genehmigung genau anschauen und werden uns mit unserem Rechtsanwalt beraten“, sagt Bruno Friedmann, der Vorsitzende der Initiative. Ob die BI klage, hänge zudem von den Erfolgsaussichten ab. „Ins Blaue hinein prozessieren, läuft bei mit mir nicht“, sagt Friedmann.
Initiative: Kampf geht weiter
Er zeigt sich enttäuscht von der Genehmigung, aber auch überrascht über den Zeitraum von einem Jahr und spricht „von einer gewissen Traurigkeit, dass man den Wald für diesen Irrsinn kaputt macht“. Dabei spielt er auf die anderen geplanten Windparks im Altdorfer Wald an, und fügt an: „Unseren Kampf geben wir nicht auf.“