Fachkongress
Wie Religionen Frieden stiften können
Weingarten / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
„Frieden zwischen Pädagogik und Zivilgesellschaft“ war das Thema eines Fachkongresses, den die Pädagogische Hochschule Weingarten in der Aula des Schlossbaus veranstaltet hat. In Vorträgen, künstlerischen Beiträgen und Infoständen wurde die Thematik vielseitig beleuchtet. In einer Podiumsdiskussion ging es um die Rolle der großen monotheistischen Religionen in einer Welt, in der viele Kriege religiös begründet werden.
Unter der Leitung des katholischen Religionspädagogen Lothar Kuld diskutierten Melek Yildiz von der Alevitischen Gemeinde Deutschland, die islamische Religionspädagogin Aicha Berth und der evangelische Schuldekan Frank Eberhard. Efrat Pan von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft musste seine Teilnahme wegen einer Terminüberschneidung kurzfristig absagen.
„Religionen haben ein großes Friedens- und Gewaltpotenzial.“ Dieser einleitenden Feststellung des Moderators stimmten alle Gesprächspartnerinnen und Partner zu. Ebenso der Behauptung, dass sich hinter religiös begründeten Kriegen in aller Regel soziale, wirtschaftliche und politische Konflikte verbergen. Zu plakativ war für den evangelischen Schuldekan die Behauptung des Moderators, Bildung sei die stärkste Waffe gegen ideologischen und religiösen Fanatismus. „Es gab in der Hitlerzeit genügend hoch gebildete Intellektuelle, die fanatische Nazis waren, und ebenso viele einfache Menschen ohne höhere Schulbildung, die Hitler klar durchschauten und seine Diktatur mutig bekämpften.“ Man einigte sich schnell darauf, dass der Bildungsbegriff nicht auf den intellektuellen Bereich beschränkt werden dürfe, sondern auch den emotionalen einschließen müsse.
An vielen Beispielen aus dem Koran und Berichten aus dem Leben des Propheten Mohamed versuchte Aicha Berth darzulegen, dass die salafistischen Hassprediger ein völlig einseitiges Zerrbild ihrer Religion zeichnen. Für Aicha Berth lautet die Kernbotschaft des Koran, das sich der Mensch ein Leben lang anstrengen müsse, ein guter Mensch zu sein. Religiöse Erziehung müsse daher eine Erziehung des Herzens sein.
Das treffe auch eine Kernbotschaft der alevitischen Religion, stimmte ihr Melek Yildiz bei. Toleranz und die strikte Trennung von Staat und Religion habe hier eine lange Tradition. Darin vermutet der Moderator auch einen wichtigen Grund dafür, dass die Aleviten nie in religiös begründete Kriege verwickelt waren, weil sie sich nie mit den politisch Mächtigen verbündet hätten, um zu missionieren.
Gewaltpotenzial erwachse auch aus der Überzeugung, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, gab der Moderator Lothar Kuld zu bedenken.
Daraus leite sich leicht das Recht ab, vermeintlich Irrende gewaltsam zu bekämpfen und auf den „rechten Weg“ zu bringen. Er erinnerte daran, dass es gerade einmal 50 Jahre her ist, dass sich die katholische Kirche im II. Vatikanischen Konzil vom Begriff des „gerechten Kriegs“ verabschiedet hat.
Einen weiteren Aspekt brachte eine Dame aus dem Publikum ins Spiel, indem sie darauf verwies, dass alle monotheistischen Weltreligionen, die sich auf den Urvater Abraham berufen, eindeutig männlich dominiert seien: „Da ist immer nur von Vätern und Söhnen die Rede. Die Mütter und Töchter spielen allenfalls eine dienende Rolle.“ Die patriarchalische Dominanz dieser Religionen wollte auf dem Podium niemand leugnen, wenngleich die beiden christlichen Vertreter darauf verwiesen, dass die Mutter Gottes im Neuen Testament eine tragende Rolle spiele.