Serie „Best-of-Weingarten“
Das sind drei der ältesten Bücher aus Weingarten
Weingarten / Lesedauer: 3 min

- Merlin Isabo
Die Serie „Best-of-Weingarten“ befasst sich mit den Superlativen der interessantesten Dinge rund um die Welfenstadt. Dieses Mal geht es um die wohl ältesten Bücher von um die 1200 aus dem ehemaligen Benediktinerkloster auf dem Martinsberg, die bis heute erhalten sind.
„Genau lässt sich das natürlich nicht mehr zurückverfolgen“, sagt Uwe Lohmann, der Weingartener Stadtarchivar. Gegründet wurde das Kloster 1056 unter Welf IV. und zählte lange zu den führenden Institutionen für Kultur und Wissenschaft in der Gegend. In dieser Zeit sind einige Meisterwerke in der Schreibstube der Mönche entstanden. Eine Auswahl davon stellt Schwäbische.de vor.
Das „Berthold-Sakramentar“
Das wohl bekannteste und älteste Werk ist das sogenannte „Berthold-Sakramentar“ (früher „Berthold-Missale“). Entstanden ist es im Hochmittelalter zwischen 1200 und 1232 unter Abt Berthold von Hainburg. Der nutzte es als Gebetsbuch während den Gottesdiensten. Das Buch ist mit zahlreichen biblischen Texten und farbenfrohen Malereien gefüllt.
Der Künstler ist namentlich unbekannt und wird daher, nach seinem Auftraggeber, „Bertholdmeister“ genannt. Das geht aus dem „Heimatbuch Weingarten“ hervor. Die Texte sind in lateinischer Sprache verfasst und im romanischen Stil gehalten. Das Werk fällt besonders durch die fast schon verschwenderische Verwendung von Gold und Silber und seinem mit Edelsteinen besetzten Einband auf.
„Heute befindet sich nur noch ein Faksimile in Weingarten“, sagt Lohmann. Dabei handle es sich um eine originalgetreue Nachbildung, die in einem aufwendigen Druckverfahren hergestellt wurde. „Allein die ist schon etwa 10.000 Euro wert“, sagt der Archivar. Das Original wurde 1803 im Zuge der Säkularisierung, also der Trennung von Kirche und Staat, zuerst nach Fulda und später nach Paris gebracht. Dort kaufte es 1818 Thomas Coke, „Earl of Leicester“, dann gelangte es in die Hände des amerikanischen Bankiers John Pierpont Morgan. Aktuell kann das „Berthold-Sakramentar“ in der „Morgan Library“ in New York bestaunt werden, heißt es auf der Website von „Ziereis Faksimiles“, einem Regensburger Fachgeschäft.
„Heinricus-Sacrista-Missale“
Das „Heinricus-Sacrista-Missale“ hat denselben Weg hinter sich und befindet sich ebenfalls in New York. Es entstand 1217 als Stiftung des Mönchs Hainricus Sacrista und diente als Messbuch in der Marienkapelle des Klosters. Das Werk besteht aus 296 Seiten Pergament und enthält alle wichtigen Texte und Anweisungen, die für die Feier eines Gottesdienstes benötigt werden.
Die Malereien weisen einige Parallelen zum „Berthold-Sakramentar“ auf, weshalb vermutet wird, dass die Künstler Schüler des „Bertholdmeisters“ gewesen sein könnten. Allerdings werden die Malereien hier deutlich plastischer dargestellt. Deren Farben haben während acht Jahrhunderten nicht an Glanz verloren und auch die Bindung ist noch im Originalzustand. Der Einband ist aus Silber und zeigt die Krönung der Gottesmutter Maria.
Die „Weingartner Liederhandschrift“
Die „Weingartner Liederhandschrift“ stammt nicht direkt aus Weingarten, sondern wurde wahrscheinlich um 1300 vom Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg in Auftrag gegeben. Im Jahre 1613 gelangte sie aber ins Benediktinerkloster Weingarten und blieb daraufhin bis 1781 fast unbeachtet in dessen Bibliothek. Das Buch enthält die Werke von 31 verschiedenen „Minnesängern“, die sich auf höfische Liebesdichtung spezialisierten. Die Gedichte wurden im gotischen Stil auf Pergament geschrieben, weshalb sich das Buch auch von den anderen beiden unterscheidet. Heute befindet es sich in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und wird daher auch „Stuttgarter Liederhandschrift“ genannt.
Dass die Bücher zurück an ihren Entstehungsort finden und im Weingartener „Schlössle“ ausgestellt werden, hält Uwe Lohmann für eher unwahrscheinlich. Nur in den großen Bibliotheken könnten die Bücher unter den optimalen Bedingungen aufbewahrt werden. „Als die jetzt im Schlössle ausgestellten Faksimiles angefertigt wurden, waren die originalen Werke aber kurzzeitig in Weingarten“, sagt er.