Hochschulprojekt
Vom Hochschulprojekt zum Kunstkatalog
Weingarten / Lesedauer: 4 min

Schwäbische.de
Aruna Gallas lächelt. „Das ist schon ziemlich cool geworden“, sagt die 19-jährige Studentin. In ihren Händen hält sie ein schwarzes Buch: den Katalog zur in dieser Woche endenden Ausstellung von Herman de Vries – „Arbeiten auf Papier“. Es ist ihre allererste Publikation und gleich eine überaus erfolgreiche: Denn mit ihrem Entwurf hat die Studentin der Dualen Hochschule Ravensburg den Weingartener Galeriebeirat derart begeistert, dass er ihr Konzept unter sechs weiteren auswählte.
Dass die Kornhausgalerie Weingarten einen eigenen Katalog herausgibt, ist ein Novum in der Geschichte der Galerie: „Es ist eine Würdigung für den Künstler und außerdem eine hervorragende Lektüre für die Ausstellungsbesucher“, sagt Martin Oswald , Vorsitzender des Galeriebeirats der Stadt Weingarten. Einmal im Jahr widmet sich die Kornhausgalerie künftig den „Positionen der Zeichnung“ – und jeweils zu den Ausstellungen dieser Reihe werden Kataloge erscheinen.
„Wir haben uns sehr gefreut, dass der Studiengang Mediendesign von Professorin Andrea Hennig sofort bereit war, mit uns zu kooperieren“, sagt Oswald. Unter dem Titel „Hauptprojekt 2“ arbeitete Aruna Gallas mit ihren Kommilitonen drei Monate lang an der Gestaltung eines Katalogs. Dieser sollte eine hohen Wiedererkennungswert haben, Auftaktpublikation für eine ganze Reihe an Kunstkatalogen sein und visuell das Schaffen des Künstlers abbilden. „Ich habe viel recherchiert“, berichtet die Studentin, die mit Printprodukten bis dato wenig Erfahrung hatte und sich in einer Stuttgarter Full-Service-Agentur der Webgestaltung widmet.
Großer Aufwand
Mit welchen Materialien arbeitet der Künstler? Was passt zu seinen Bildern? Wie werden Vorwort, Vita und Bilder gelayoutet? Und welche Schriften werden überhaupt benutzt? Über drei Monate hinweg hat sich die 19-Jährige täglich mit all diesen Fragen befasst, hat Dozenten konsultiert und ist letztlich ihrem Weg treu geblieben – mit Erfolg. Denn herausgekommen ist „ein sehr lesenswertes Buch in bibliophiler Form“, so Oswald. Und das werde demnächst sogar bei der renommierten „Stiftung Buchkunst“ eingereicht, die Jahr für Jahr die schönsten deutschen Bucherscheinungen prämiert.
„Die Idee, den Katalog wie ein Skizzenbuch aussehen zu lassen, hatte ich sehr schnell“, erinnert sich Gallas, während sie durch die Seiten blättert. So habe sie die Blätter ihres eigenen Skizzenblocks weiterverwertet, um daraus ihren Entwurf zu gestalten. Lediglich 15 layoutete Seiten erhielt ihr „Dummy“: „Viele der Entwurfsseiten verfügten nur über Blindtext, der später ausgetauscht worden ist“, sagt die Studentin. Die übrigen Seiten waren vorerst leer.
In Handarbeit hat sie ihr Werk gebunden und geklebt – so wie sie es im Studium gelernt hat. Eigens mit Siebdruck hat sie den Schriftzug auf dem Titel versehen und dann ihr Konzept vorgestellt. Weil es „nur mit 2,3 und nicht mit Eins“ benotet worden ist, hatte Aruna Gallas zunächst gar nicht damit gerechnet, sich beim Galeriebeirat gegen die Mitbewerber durchsetzen zu können. „Umso schöner, dass es geklappt hat“, sagt sie und lächelt. Das Buchprojekt bedeutet der Reutlingerin eine Menge.
Skizzenbuch überzeugt
Und auch Martin Oswald vom Galeriebeirat war gleich beeindruckt von Gallas‘ Herangehensweise: „Das ist genau der Katalog, den wir haben wollten.“ Wenngleich es „sehr kreative und einfallsreiche Entwürfe“ gegeben habe. Überzeugt habe Aruna Gallas‘ Format des Skizzenbuchs, weil es den Ausstellungen der zeichnenden Künstler am nächsten komme.
Dank des großzügigen Engagements vieler Sponsoren konnte dieses produktionsaufwändige Konzept ausgewählt werden. Entgegen dem ursprünglichen Plan ist der Katalog nun im Quer- statt im Hochformat erschienen, auf festerem Papier gedruckt und „benutzerfreundlich angepasst“ worden. Die Auflage beträgt zunächst 200 Exemplare, Bestellungen nimmt die Abteilung für Kultur der Stadt Weingarten entgegen.
Und was sagt Herman de Vries zu seinem neuen Katalog? Ihm gefällt die Publikation sehr. „Darüber freue ich mich am meisten“, sagt Aruna Gallas.
Die Ausstellung in der Kornhausgalerie Weingarten, Karlstraße 28, ist noch bis Sonntag, 11. Dezember, zu sehen: am Mittwoch von 10 bis 13 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der 60-seitige Katalog, der neben allen Ausstellungsbildern auch Fotografien und Texte von Hans-Martin Asch enthält, ist für 20 Euro erhältlich.