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Studiengebühr

Verantwortliche besorgt: Zahlreiche Studenten verlassen die Hochschule

Weingarten / Lesedauer: 3 min

23 Prozent der Studenten aus Nicht-EU-Ländern brechen zum Wintersemester 18/19 ihr Ingenieur-Studium ab
Veröffentlicht:06.11.2018, 15:22

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„Wir verfolgen diese Entwicklung mit Besorgnis“, kommentiert die Hochschule Ravensburg-Weingarten die aktuelle Entwicklung: 23 Prozent der eingeschriebenen Studenten aus Nicht-EU-Ländern haben sich im Wintersemester 18/19 exmatrikuliert. Als Grund gaben sie an, sie wollen das Bundesland wechseln. Der Hintergrund: Die Studiengebühren, die das Land Baden-Württemberg zum Wintersemester 2017/18 eingeführt hat.

1500 Euro pro Semester

Derzeit müssen Nicht-EU-Bürger 1500 Euro pro Semester bezahlen. Für ein Zweitstudium fallen für alle 500 Euro pro Semester an. Auf Vorschlag der Baden-Württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hatte die schwarz-grüne Landesregierung die Gebühren beschlossen. Begründet wurde die Einführung damit, dass Internationale Studenten zum Zweck eines Studiums nach Deutschland einreisen würden und nicht Teil der deutschen Solidargemeinschaft seien, die gemeinsam Steuern erwirtschaftet. Die soziale Verträglichkeit dieser Studiengebühren werde durch Ausnahmeregelungen gesichert.

Wissenschaftsministerium spricht von moderatem Beitrag

„Niemand, der dauerhaft seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland hat, muss Gebühren bezahlen - ungeachtet von Herkunft und Nationalität“, hatte die Ministerin in einer Presserklärung gesagt. „Wir möchten lediglich, dass Studierende, die von außerhalb der EU zu uns kommen, um ein Studium von hoher Qualität zu absolvieren, ebenfalls einen moderaten Beitrag für unser Hochschulsystem leisten. Mit Hilfe von Stipendien und verschiedenen Ausnahmeregelungen nehmen wir insbesondere Studierende aus den entwicklungsschwachen Ländern in den Blick.“

Daraufhin hatten sich zum Wintersemester 17/18 laut Ministerium 21,6 Prozent weniger Studenten aus Nicht-EU-Ländern an Baden-Württembergs Hochschulen eingeschrieben. Das Ministerium wertete dies als „moderaten Rückgang“, der so erwartet worden war. Die Zahl der internationalen Studierenden in Baden-Württemberg steige seit vielen Jahren so massiv, dass auch dieser Wert noch über dem Niveau des Wintersemesters 2011/12 liege.

40 Prozent weniger Bewerber in Ravensburg-Weingarten

Von einem „moderaten Rückgang“ kann aber an der Hochschule Ravensburg-Weingarten nicht die Rede sein. Die Bewerberzahlen für den englischsprachigen Studiengang „Electrical Engineering and Information Technology“ sind von 225 im Jahr 2017 auf 90 im Jahr 2018 zurückgegangen. Das sind 40 Prozent weniger Bewerbungen. Für den zweiten englischsprachigen Studiengang „E-Mobility and Green Energy“ gibt es keine Vergleichszahlen, da es ihn erst seit 2018 gibt.

Michael Pfeffer , Hochschule Weingarten

Zwar gibt es damit immer noch viel mehr Bewerber als die Hochschule Plätze frei hat: 30 im Fach „Electrical Engineering and Information Technology“ und 14 im Fach „E-Mobility and Green Energy“, also insgesamt 44, dennoch machen sich die Verantwortlichen Gedanken um die Zukunft. „Der Rückgang ist ein Signal“, sagt Michael Pfeffer Prorektor für Forschung, Internationales und Transfer an der Hochschule. Er will einen weiteren Rückgang der Bewerber für die kommenden Semester nicht ausschließen. Der Bedarf an Ingenieuren ist gerade in der Region sehr hoch und immer weniger junge Menschen entscheiden sich für ein Ingenieursstudium.

Jeder Abbrecher ist ein Verlust“

Michael Pfeffer

Hinzu kommt jetzt noch die Abbrecherquote von 23 Prozent bei Studenten aus Nicht-EU-Ländern zum Wintersemester 18/19. In absoluten Zahlen heißt das: Neun Studenten haben sich exmatrikuliert. „Jeder Abbrecher ist ein Verlust“, sagt Pfeffer. „Das ist Ressourcenverschwendung.“ Ein internationaler Student kostet die Hochschule viel mehr an Geld und Verwaltungsaufwand als ein anderer. Geld das die Studiengebühren nicht decken können, da nur rund 300 Euro der 1500 Euro direkt an die Hochschule fließen. „Ich bin gegen Studiengebühren, die die Forschung und Lehre betreffen“, sagt Pfeffer. „Aber ich bin sehr wohl für Servicegebühren, die für die Verwaltung, Betreuung und Integration von internationalen Studenten anfallen.“ Und die müssten die Studenten direkt an die Hochschulen bezahlen.