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Selbstportrait

Mit Selfies gegen Extremismus

Weingarten / Lesedauer: 3 min

Hochschule Ravensburg-Weingarten nimmt auf Einladung der US-Regierung am Social-Media-Projekt „Challenging Extremism“ teil
Veröffentlicht:17.03.2015, 17:45

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Mit Selbstportraits im Internet, so genannten „Selfies“, wollen Studenten der Hochschule Ravensburg-Weingarten in Sozialen Netzwerken Extremismus begegnen. In einem Wettbewerb sammeln 23 Hochschulen Weltweit Ideen, um den Vormarsch von Extremisten auf Internetplattformen wie Facebook oder Twitter zu stoppen. Die Hochschule im Schussental ist dabei einziger deutscher Teilnehmer.

Die Idee ist Teil einer von der US-Regierung initiierten Kampagne mit dem Titel „P2P: Challenging Extremism“ (Deutsch: „Extremismus begegnen“). Die Hochschule sei dank ihrer guten Beziehungen zu Akademien in den USA nun Teil des Projekts, erklärt Wolfram Höpken , Professor für Wirtschaftsinformatik, der die Kampagne in Weingarten betreut. Die Idee mit den Selfies stammt von den zehn Studenten seiner Projektgruppe, die sich seit Mitte Februar intensiv mit dem Thema beschäftigt. „2fies“ sollen die Bilder heißen, die von Internet-Nutzern geschossen und dann auf der eigens dafür eingerichteten Homepage veröffentlicht werden sollen. Die Idee: Zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit unterschiedlicher Religion zeigen mit dem „2fie“ Toleranz und Offenheit. Die Bilder sollen wegen der Rechte auf der Homepage bleiben, aber über Facebook, Twitter und Co. verlinkt werden.

Hoffnung auf weite Verbreitung

„Wir erhoffen uns einen ähnlichen Effekt wie etwas bei der Ice-Bucket-Challenge“, sagt Informatikstudent Keane Stebbing. Die Videos von Menschen, die sich Eiswasser über den Kopf gossen, fluteten im vergangenen Sommer das Internet. „Es sollen möglichst viele Teilnehmer 2fies posten“, erklärt der Student. „Das ist unser Traum.“

Ob die Idee der Weingartener Studenten auch bei der US-Regierung Anklang findet, zeigt sich in vier Wochen. Bis dahin läuft die Kampagne, an der 22 weitere Hochschulen, davon 13 aus den USA , weltweit teilnehmen. Darunter sind so bekannte Namen wie die New York University oder die Georgia State University. Es sind auch zwei Hochschulen in Marokko, eine in Kuwait und zwei auf dem Balkan, in Belgrad und Podgorica, beteiligt. „Ein Auswahlverfahren ist uns nicht bekannt“, sagt Wolfram Höpken. „Auch nicht, ob noch weitere Hochschulen in Deutschland angefragt wurden.“ Fest steht: Die Weingartener haben nun bis zum 28. April Zeit, für ihre Idee zu werben, Nutzer zum Mitmachen zu bewegen und so zu beweisen, dass der Ansatz tatsächlich erfolgreich sein kann. Dabei sollen auch Prominente helfen. Ulms SPD-Oberbürgermeister Ivo Gönner hat zum Beispiel schon seine Unterstützung angekündigt. „Man fragt sich gerade, wohin die Reise geht“, sagt Wolfram Höpken. „Wir hoffen, dass sich unsere Idee verbreitet.“ Auf der Homepage, die ab dem 18. März online ist, wird auch ein interner Wettbewerb stattfinden, um die Nutzer zur Teilnahme zu animieren: Es sollen die besten „2fies“ gekürt werden.

Was passiert, wenn die Idee in den USA durchfällt, ist auch klar: „Die Botschaft wird ja nicht alt“, sagt Hochschulrektor Thomas Spägele. „Das sind tolle Entwicklungen, es spricht ja nichts dagegen, diese Sache unter eigener Regie weiterzuführen.“

Unter dem Namen „Challenging Extremism“ hat die US-Regierung ein globales Universitätsprogramm ins Leben gerufen. Im Auftrag des US-Außenministeriums entwickeln 23 Universitäten digitale Kampagnen. Sie sollen vor allem Jugendliche ansprechen. Hintergrund ist die Tatsache, dass Extremisten Soziale Netzwerke längst als Werbeplattformen entdeckt haben. Außerdem soll ein Wissensaustausch zwischen den Studenten stattfinden. Die Gewinner werden auf eine Rundreise durch die USA geschickt. Die Adresse der Homepage ist ww.clip2gether.com