Harte Branche
Filmemacher aus Weingarten kämpft um Finanzierungen
Weingarten / Lesedauer: 3 min

Stefanie Rebhan
Die Kurzfilme von Regisseur Johannes Krug aus Weingarten sind preisgekrönt und beachtet. Noch ist er aber weit von seinem Ziel entfernt, mit genug Budget Langfilme zu entwickeln, von denen er leben kann. Außerdem: Zur reinen Unterhaltung sollen seine Filme nicht dienen.
Johannes Krug ist 28 Jahre alt und seit kurzem Vater. Während seine Frau in Vollzeit arbeitet, ist Krug Hausmann und verdient vor allem damit Geld, seine Dienste als Regisseur und Editor anderen Filmemachern zur Verfügung zu stellen. Derzeit lebt er in Ludwigsburg und plant Workshops und Filmvorführungen mit anschließender Diskussion an Schulen und anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen.
Jahr in Ghana beeinflusst den Filmemacher
Die Finanzierung der Filme ist überhaupt eines der größten Themen, mit denen sich Krug befassen muss. Allein sein 30-minütiger Diplomfilm habe rund 26.000 Euro gekostet – und das mit freiwilligen Schauspielern und Teammitgliedern, die keine Gage verlangten. Umsetzen können die Künstler ihre Projekte nur mit zahllosen Förderungen oder Crowdfunding. Zum Vergleich: Eine erfolgreiche Folge einer Serie beim Streamingdienst Netflix kann locker rund eine Million Euro kosten.
Die Unterstützung von Internetnutzern über das Crowdfunding hat sich Krug bei seinem Film „Divine 419“ im Jahr 2019 zunutze gemacht. Er hat an der Hochschule der Medien in Stuttgart das Fach Audiovisuelle Medien studiert, kam dann an die Filmakademie Baden-Württemberg. Zuvor jedoch verbrachte er im Rahmen des „Weltwärts“-Freiwilligendienstes ein Jahr lang in Ghana, das ihn in seinem Tun stark beeinflusst hat – nicht nur, weil er dort seine zukünftige Frau kennengelernt hat.
„Divine 419“ lief auf mehreren Festivals, wurde unter anderem mit dem Baden-Württembergischen Filmpreis ausgezeichnet. Es geht um Jugendliche in Ghana, ihr Streben nach Erfolg und den Missbrauch von Religion im Alltag.
Das Langwierigste ist die Postproduktion eines Filmes
Gesellschaftskritisch ist auch sein Diplomfilm „Black Savior“, in dem er gemeinsam mit dem Britisch-Ghanaer Kwaku Ankomah das Verhalten der Weißen, die in Afrika Entwicklungshilfe leisten, satirisch umdreht. Nun kommen die „Retter“ vom afrikanischen Kontinent ins Schwabenländle, um dort zu helfen. Im Film haben die Orte fiktive Namen. „Wir verarbeiten natürlich viele Glaubenssätze, die auf Klischees beruhen und üben so humorvoll Kritik an neokolonialem Verhalten“, so Johannes Krug. Zwei Jahre hat die Produktion gedauert.

Die Herstellung eines Films teilt sich grob in drei Teile auf: die Vorproduktion, die Produktion und die Postproduktion. Die Vorproduktion beinhaltet Themen wie Finanzierung, Planung, Szenenbild, Drehorte, Casting. Die Produktion beschreibt den Dreh an sich. Mit am langwierigsten, so Krug, ist die Postproduktion. Hier geht es um den Schnitt, die Farb- und Tongestaltung, Musik, Animation und visuelle Effekte. Danach steht das Thema Vermarktung an.
Kooperationspartner in der Region
Dafür eignen sich auch Filmfestspiele. Der Filmemacher muss seine Projekte selbst einreichen und hofft, dass sie ausgewählt und einem breiteren Publikum vorgeführt werden. Krug hat unter anderem die Oberschwäbischen Filmtage und die Biberacher Filmfestspiele im Auge – denn er dreht nicht nur Filme, deren Handlung in Ghana verortet ist, sondern auch schwäbische Produktionen wie „Forst Först“. Ein humorvolles Porträt über einen Förster aus dem Donautal.
Johannes Krug möchte in Zukunft sowohl dokumentarisch als auch fiktional arbeiten, vor allem aber will er, „dass mehr Menschen meine Filme sehen. Ich würde gern zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen und dazu sollen meine Projekte einen inhaltlichen Mehrwert bieten“, sagt er. Um mit seinen gesellschaftskritischen Filmen mehr Leute zu erreichen, hofft er auch auf Kooperationspartner in der Region.
Filme, Updates und Kontaktdaten von Johannes Krug gibt es online auf linktr.ee/filmundfotokrug