Fahrzeug-Flotte ist veraltet

Rotes Kreuz Weingarten muss sich über alten Krankenwagen freuen

Weingarten / Lesedauer: 4 min

Das DRK hat finanzielle Probleme und nimmt daher einen ausgemusterten Krankenwagen an. Der Ruf nach mehr Unterstützung wird lauter.
Veröffentlicht:31.05.2023, 19:00

Von:
  • Stefanie Rebhan
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Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Ortsgruppe Weingarten bekommt einen Kleinbus, einen 20 Jahre alten Krankenwagen. Und die Mitglieder sind glücklich darüber, obwohl der Transporter alt ist und vom Bund ausgemustert wurde. Fahrzeuge sind für die Hilfsorganisationen nämlich ein rares Gut.

Überhaupt kämpfen sie mit finanziellen Sorgen an allen Fronten, sagt Gerhard Krayss, Chef des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Ravensburg. Der DRK Ortsverband Weingarten möchte zudem das Format „Weingartener Sicherheitsgespräch“ ins Leben rufen.

Weingartens DRK–Vorstand Georg Roth freut sich aber zunächst über den Krankentransporter: „Klar, das ist ein altes Teil, aber wir sind froh drüber“, sagt er. Bisher haben die Helfer in der Not Patienten nur im Sitzen transportieren können, im „neuen“ Fahrzeug allerdings, könne man sie hinlegen. Zusammen mit dem DRK–Kreisverband will Roth das Auto wieder fit machen.

Ein paar Jahre könne er es schon noch machen — und das ist wichtig, denn einer der beiden anderen betagten Wagen, die der Ortsverein schon besitzt, werde wohl bald den Geist aufgeben. Er sei schon mehrmals überholt worden. Die Werkstattkosten zahlt niemand, daher kümmern sich DRK–Mitglieder, die sich mit der Reparatur von Fahrzeugen auskennen, darum.

Keine Reaktion nach den Katastrophen

Roth: „Angenommen, in Weingarten würde ein Altersheim brennen oder beim Blutritt würde eine Massenpanik ausbrechen, und wir müssten mehr als 50 Verletzte transportieren? Dann sieht es schon schlecht aus.“

Auch landkreisweit gibt es laut Gerhard Krayss ein Problem. Nach momentanen Erkenntnissen sei ein Großteil der aktuell vorhandenen Fahrzeuge des DRK der Ausmusterung nahe. Auch sind sie nicht wald– und geländefähig. Krayss: „Katastrophen passieren ja nicht immer da, wo es Asphalt gibt. Bei einem Erdbeben oder Erdrutsch wäre das schon schwierig.“

Laut Georg Roth geht das DRK Weingarten finanziell gesehen auf dem Zahnfleisch. Noch vor einigen Jahren habe es keine Krisen oder Katastrophen mehr gegeben, sodass die Mittel von Bund und Land immer weiter gekürzt wurden. Nach der Corona–Pandemie und dem Hochwasser–Desaster im Ahrtal im Juli 2021 hätte sich das aber eindeutig ändern sollen, findet Roth. Genau das sei jedoch nicht geschehen.

Für den Katastrophenschutz sind in erster Linie die Länder zuständig, erklärt Gerhard Krayss. Der Bund unterstütze die Länder aber bei der Bereitstellung von Ressourcen. „Es gibt eine Co–Abhängigkeit zwischen Länder und Bund. Beide verlassen sich aufeinander und dann passiert nichts“, sagt Krayss.

Das ändere nichts daran, dass die Bürger sich auf den Katastrophenschutz verlassen würden, deshalb fordert das DRK vehement finanzielle Unterstützung. Momentan sei ein neues Katastrophenschutzgesetz in Arbeit. Ob das die Defizite ausgleichen kann, ist allerdings noch unbekannt.

„Weiße Flotte“ werde ausgegrenzt“

Der DRK–Chef des Landkreises kritisiert außerdem die Ungleichbehandlung der Ehrenamtlichen. Die Feuerwehr etwa ist eine kommunale Einrichtung — laut des Feuerwehrgesetzes Baden–Württemberg muss jede Kommune eine Feuerwehr aufstellen. „Es handelt sich um eine Pflichtaufgabe“, so eine Sprecherin des Landkreises Ravensburg.

Feuerwehr und auch das Technische Hilfswerk (THW) etwa, erhalten einen Verdienstausfall für einen Einsatz. Das DRK, die Malteser oder das DLRG hingegen nicht. Sie agieren als Vereine. „Die ,Weiße Flotte’ wurde immer ausgegrenzt“, sagt Krayss, da hätte das DRK seiner Meinung nach längst auf den Tisch hauen müssen. Er fordert hier eine Gleichstellung. Außerdem solle, wie vom DRK–Landesverband formuliert, der Katastrophenschutz endlich voll finanziert werden.

Das wäre dann auch ein Signal für die Bevölkerung, dass wir die Probleme auf dem Schirm haben

Georg Roth

Das gilt eben vor allem auch für die Bereitstellung von neuen Einsatzfahrzeugen. Ganz nebenbei, so glaubt Roth, lassen sich mit neuen, modernen Fahrzeugen auch mehr freiwillige Helfer gewinnen: „Mal ehrlich, mit einem 23 Jahre alten Auto lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor.“

Ein Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit könne das DRK aber tun — zusammen mit der Stadt Weingarten. Den Rettern kam die Idee eines „Weingartener Sicherheitsgesprächs“. Roth: „Wir sind gerade dabei, das Konzept zu entwerfen, dann schicken wir es offiziell an die Stadt. Um was es geht? Einmal im Jahr sollte die Stadt mit der gesamten Blaulichtfamilie zusammentreffen, um die wichtigen aktuellen Themen zu besprechen und sich untereinander besser kennenzulernen. „Das wäre dann auch ein Signal für die Bevölkerung, dass wir die Probleme auf dem Schirm haben“, so Roth.