Dreck
Schimmel und Dreck: Vermieter klagt Messie aus Wohnung
Schlier / Lesedauer: 3 min

Matthias Geiger traut seinen Augen nicht, als er nach eineinhalb Jahren zum ersten Mal wieder seine vermietete Wohnung in einem Schlierer Mehrfamilienhaus betrat. Jetzt war ihm klar: Sein Mieter ist ein Messie. Die Paneelen von der Badezimmerdecke seien heruntergerissen gewesen und die elektrische Lampe hängte herab. Der Schimmel hatte sich überall eingenistet, Müllsäcke waren im Wohnzimmer und in der Küche verteilt.
„Mich hat der Schlag getroffen: Ich hab eine Verwahrlosung vorgefunden, die man eigentlich nur im Fernsehen sieht. Für mich war klar: Der muss sofort raus, bevor noch größerer Schaden entsteht“, berichtet Matthias Geiger, der in dem Haus mehrere Wohnungen vermietet. Er übergebe seine Wohnungen immer frisch renoviert und in Kürze war sie in einem desolaten Zustand.
Geiger berichtet, dass es Zufall war, dass er überhaupt davon mitbekommen hatte, was in seiner Wohnung vor sich ging. Bei einem Blick vom Erdgeschoss nach oben hat er ins Badezimmer geschaut, hat wegen herunterhängender Lampe und Decke Gefahr wegen der Elektrik befürchtet. Der Mieter sei nicht zu Hause und nicht zu erreichen gewesen, weswegen er in die Wohnung ging und einen Schock erlebte.
Überall Schimmel
Mittlerweile hat er den Mieter herausgeklagt und die Wohnung wurde geräumt. Als er die „Schwäbische Zeitung“ zum Besuch einlud, präsentierte sich ein ekelerregendes Bild: beißender Gestank nach Schimmel und Müll, Müll auf dem Boden verteilt, die Küche vollgestellt mit leeren Dosen und Essensresten, ein verkrusteter Herd, eine Pfanne mit stinkendem Wasser und grünblauem Schimmelteppich, das Wohnzimmerfenster mit einem mit Klebeband befestigten Handtuch abgehängt, dahinter schwarzer Schimmel auf dem Fenster, eine Isomatte mit einem schwarzen, speckigen Kissen mitten im Raum, Tüten und Verpackungen, gebrauchte Unterhosen in der Wohnung verteilt, eine verkrustete Toilette und Wasserflecken im Bad.
Es habe vor eineinhalb Jahren noch schlimmer ausgesehen als heute, erklärt Matthias Geiger. Die darunterliegende Wohnung habe mittlerweile sogar Wasserschäden, weil Wasser von oben nach unten gelaufen ist. „Der muss hier die Wohnung geflutet haben. Vielleicht hat er so seine Wäsche gewaschen, weil er keine Waschmaschine hatte. Mir ist es unbegreiflich, wie jemand so leben kann“, sagt Geiger. Rund weitere eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis Geiger seinen Mieter aus der Wohnung bekommen hat.
Er habe ihn zuerst gemahnt, ihm die Möglichkeit gegeben, alles in Ordnung zu bringen, was auch geschah, aber nicht lange anhielt. Kurze Zeit später sei es wieder genau gleich gewesen. Dann habe er ihm gekündigt, weil er plötzlich seine Mietraten nicht mehr ordentlich gezahlt habe. Obwohl er ihm Zeit gelassen habe, seine Wohnung zu verlassen, sei er nicht gegangen, sodass er den Rechtsanwalt hinzuziehen musste. Jetzt ist die Wohnung geräumt und das Chaos lässt erahnen, was für Geiger ansteht: eine Komplettrenovierung. Vieles ist schlichtweg nicht mehr zu verwenden und muss ersetzt werden. Er schätzt, dass er 3000 Euro in die Wohnung stecken muss. „Und ich habe Glück, weil ich Handwerker bin und vieles selber machen kann. Viele können das nicht“, sagt er.
Als er den Mietvertrag geschlossen hatte, wusste er nicht und habe er auch nicht ahnen können, wen er sich in die Wohnung geholt hatte, sagt Geiger heute. Er sei ganz normal gewesen, habe Arbeit gehabt und anfangs auch regelmäßig seine Mieten gezahlt. Erst später sei es dann schwierig geworden. Matthias Geiger findet es schade, solche Erfahrungen gemacht zu haben. „Es wird jetzt alles immer strenger werden, aber man kann einfach nicht in die Menschen hinein sehen“, sagt er.