Maßnahme gegen Wohnungsnot
Häuslebauer sollen Grundstücke nur noch pachten können
Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Frank Hautumm
Häuslebauer in Ravensburg sollen Grundstücke von der Stadt künftig nur noch in Erbpacht bekommen. Das schlägt die Fraktion der Bürger für Ravensburg (BfR) in einem Antrag vor. Das Ziel: Die Kommune soll damit vor Ort der Wohnungsnot entgegensteuern.
Erbpacht oder Erbbaurecht ist eine Alternative zum Grundstückskauf. Wer auf Erbpachtland baut, kauft das Grundstück nicht, sondern pachtet es für eine bestimmte Zeit. Dadurch können auch Bauherren mit kleinerem Geldbeutel an Grund und Boden für ein Eigenheim kommen. Ein Vertrag regelt die Laufzeit und den monatlichen, quartalsweise oder jährlich fälligen Erbzins.
Baugewerbe in der Krise
Neue Wohnungen zu erstellen sei eine der wichtigsten sozialen Aufgaben von Bund, Land und Kommunen, so Fraktionschef Ulrich Höflacher in seinem Antrag. Da die Bodenpreise, Zinsen und die Preise vieler Baustoffe steigen, befinden sich große Teile der Bauindustrie in einer Krise. Der Neubau von Wohnungen ist eingebrochen. Höflacher: „Die Frage ist, was die Kommune unternehmen kann, um konkret der Wohnungsnot entgegenzusteuern. Ein Ansatzpunkt wäre, bei den Grundstückspreisen anzusetzen, um das Bauen günstiger zu ermöglichen.“
Bewährtes Prinzip
Städtische Grundstücke für den Wohnungsbau sollen nach Vorstellung der BfR nur noch auf Erbpacht vergeben werden. Dadurch würden die Kosten gesenkt. Das Prinzip sei auch in Ravensburg nicht neu, sondern wurde beispielsweise im Burach nach dem Zweiten Weltkrieg praktiziert, wodurch sich viele Familien ihre eigenen vier Wände leisten konnten.
Die Stadt bliebe dann im Besitz der Flächen, die nach Ablauf der Pachtzeit neu strukturiert werden können. Grundbesitz zu haben, sei „eine wesentliche Gestaltungsmöglichkeit seit Jahrhunderten“.
Außerdem erhöhe dies die „Ausgabendisziplin bei städtischen Aufgaben“, da Grundstückserträge nicht kurzfristig verbraucht werden können. Laufende Pachterträge sicherten der Stadt kontinuierliche Einnahmen über Jahrzehnte hin. Die BfR: „Auch für die Hausbauer fallen die Kosten für die Grundstücke über lange Zeiträume an, was dazu führt, dass in den eigentlichen Hausbau investiert werden kann und nicht nur in die grüne Wiese.“