Museumsnacht
Wenn die ganze Familie Kunst und Kultur erkundet
Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Schwäbische.de
Ein traumhafter Sommerabend hat am Freitag hunderte von Menschen in die Ravensburger Oberstadt gelockt. Bis Mitternacht konnten sie im Museumsviertel auf Entdeckungsreise gehen: Das Museum Humpis-Quartier, das Wirtschaftsmuseum, das Museum Ravensburger und das Kunstmuseum hatten ihre Türen von 19 bis 24 Uhr geöffnet und luden zu einer langen Museumsnacht ein – ein Angebot, das Besucher aller Altersgruppen gerne annahmen, wie kleine Warteschlangen an den einzelnen Kassen schon kurz vor 19 Uhr signalisierten.
„Die lange Museumsnacht ist die erste gemeinsame Aktion unserer vier Museen in der Oberstadt“, erläuterte Andreas Schmauder , Direktor des Museums Humpis-Quartier, bei seiner Begrüßung. Man wolle das Stadtviertel, in dem die Museen in einer einzigartigen Lage auf engstem Raum eine große Themenvielfalt präsentieren, stärker ins Bewusstsein rücken. Auch das Haus der Museumsgesellschaft in direkter Nachbarschaft zum Museum Humpis-Quartier, so Schmauder weiter, leiste mit Angeboten wie etwa der Textil- und Schreibwerkstatt, die in der Museumsnacht für zwei Stunden ihre Türen öffnete, einen wichtigen Beitrag. Alle vier Museen lockten neben den aktuellen Ausstellungen mit besonderen Museumsnacht-Aktionen für kunst- und kulturinteressierte Nachtschwärmer.
Besucher erfahren viel Neues
Im Humpis-Quartier gab Schmauder einen interessanten Überblick über die Ausstellungsbereiche des Museums. Wer wollte, konnte auch im Geschichtslabor auf Entdeckungsreise gehen oder in einem Film die Entstehung des Museums mit verfolgen. „Ich wusste bisher nicht viel über die Textilgeschichte der Region. Toll, was es hier alles zu sehen und erfahren gibt“, schwärmte Doris Brix, die mit Freundinnen aus Bregenz zur Museumsnacht angereist war und die Sonderausstellung „Auf Tuchfühlung“ anschaute. Tänzerisch mit dem Publikum auf Tuchfühlung ging kurz darauf die Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin Christine Lang-Genthner aus Calw, die für ihre eindrucksvolle Performance viel Beifall bekam.
Finanzjongleur am Werk
Auf der anderen Seite der Marktstraße drängten sich die Besucher im Wirtschaftsmuseum. Dort führte Museumsleiter Christian von der Heydt durch 200 Jahre Wirtschaftsgeschichte des Landkreises Ravensburg . „An einige Firmenschilder und Gerätschaften kann ich mich noch aus meiner frühen Kindheit erinnern“, freute sich ein Museumsbesucher. Gleich daneben amüsierte Eventjongleur Christoph Rummel aus Köln mit origineller Wirtschaftscomedy. Witzig und charmant entführte der Finanzjongleur in die Welt der Wirtschafts- und Finanzmärkte und begeisterte das Publikum mit seiner etwas anderen Sicht der Dinge.
„Wir gehen jetzt wieder ins Museum Ravensburger“, informierten Melanie und Jan aus Mannheim ihre Eltern. Sie machen derzeit mit ihrer Familie Ferien am Bodensee und kamen extra zur Museumsnacht nach Ravensburg. „Ihr könnt euch im Kunstmuseum ruhig Zeit lassen“, ermunterten sie ihre Eltern, um gleich darauf zielstrebig den Spielehof des benachbarten Museums anzusteuern. Dort herrschte Spielfreude pur unter freiem Himmel. „Wir haben für heute Abend verschiedene Partyspiele wie 'Schlag den Raab', 'Rette die Million' oder 'Make 'n' Break' für verschiedene Altersstufen ausgesucht“, berichtete Ulrike Pfleghaar, Marketingleiterin Freizeit und Tourismus. Das Angebot werde von Alt und Jung sehr gut angenommen. Aber auch durch das Museum selbst zogen die Besucherströme. „Ich habe sogar ein Bilderbuch entdeckt, das mir meine Mutter vor über 60 Jahren vorgelesen hat“, berichtete Gertrud Brunner aus Friedrichshafen gerührt.
Nur ein paar Schritte weiter, im Kunstmuseum, herrschte fröhliche Partystimmung. Das Foyer präsentierte sich mit Bar, Musik, Filmanimationen, stimmungsvoller Beleuchtung und gemütlichen Sitzgruppen als „Art-Lounge“.
Platz für bequeme „Kunstpausen“
„Wir haben diese extra für die lange Museumsnacht eingerichtet“, sagte Museumsleiterin Nicole Fritz und freute sich, dass viele Besucher dort nur allzu gerne eine „Kunstpause“ einlegten. Und in den verschiedenen Ausstellungsetagen standen Kunstvermittler und Vertreter des Jungendkunstclubs zum Dialog bereit. Auf Wunsch der Künstler Gert und Uwe Tobias gebe es bei deren aktueller Ausstellung keine Werkbeschriftung, berichtete eine Kunstvermittlerin. „Die Bilder sprechen auch für sich“, zeigte sich Elke Murschall aus Ravensburg begeistert. Sie hatte es sich auf einem Stuhl vor einem großen und farbenfrohen Gemälde bequem gemacht und versank in eine eingehende Bildbetrachtung.
„Wir warten unten in der Lounge auf dich“, verabschiedeten sich ihre Söhne lachend von ihr. Dies sei das Schöne an der langen Museumsnacht, betonten sie. Jeder könne nach seiner individuellen Interessenslage so lange er wolle Kunst und Kultur erkunden. „Unseren Vater haben wir im Wirtschaftsmuseum zurückgelassen.“