Stadtorchester
Stadtorchester erfreut mit hervorragender Blasmusik
Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Im Kalender steht der Frühling an, draußen hat sich der Winter zurückgemeldet. Das Stadtorchester Ravensburg aber hat am Sonntagnachmittag unter Leitung von Harald Hepner die Sinne mit vielfältigen Klangmalereien und präzisen Rhythmen ergötzt. Myriam Gompper führte das Publikum aller Alters- und Bildungsstufen charmant durchs Programm.
In „Persis“, original für Blasorchester komponiert, hat der 1959 geborene US-Amerikaner James L. Hosay, orientalische Klänge für westliche Ohren aufbereitet. Fein und schwebend wie Seide und kraftvoll erdig wie das Stampfen einer Kamelkarawane mutete das musikalische Geschehen an. Das Stadtorchester glänzte mit genau abgestimmter Dynamik der Lautstärken, schönen Soli und vor Spielfreude sprühenden Rhythmen. In seiner sinfonischen Dichtung „Die Arche Noah“ entfaltet Oscar Navarro , der 1981 geborene, spanische Filmkomponist, vor einer alttestamentarischen Kulisse die ganze Palette zoologischer Lautmalereien. Kleine und riesige Mäuler, filigrane und gewaltige Gestalten traten auf, seufzende Holzbläser, perlende Perkussion regten die Phantasie an und ließen staunen. Unverkennbar trompeteten die Elefanten.
Weiter ging es mit Musik aus Musicals oder gleichnamigen Filmen, vom nahen in den fernen Osten, nach Siam und den Highlights aus „Der König und ich“ von Richard Rodgers (1902-1979). Wenige Töne skizzierten die fernöstliche Szene, in der mit humorvollem Trappeln die englische Lady und Lehrerin auftrat und die Kulturen sich begegneten. Der musikalischen Geschichte nach dem Roman „Anna und der König von Siam“, von Margaret Landon folgte das Publikum mit großem Vergnügen. Die Zuhörer ahnten, was für ein Probenfleiß, Note für Note, dahintersteckt, jetzt von Harald Hepner konzentriert zusammengeführt, und dankten mit überaus herzlichem Applaus.
Für Kenner und Genießer waren die „Manhattan Pictures“ des 1956 geborener Belgiers Jan van der Roost, wieder ein Originalwerk für Blasorchester von 1994. Es bestätigt keine allzu bekannten Ansichten, sondern huldigt in vier Sätzen der Freiheit des Komponierens und Hörens. Und doch erschienen in gradlinigen Tonfolgen die Straßenschluchten der Metropole, in denen die Musik atmosphärisch flirrte und pulsierte. Dem kraftvollen Treiben stand wie der Central Park eine erholsame Insel gegenüber. Das Zentrum bildete die Kommunikation der Instrumente, das Gespräch, der Flirt, nachdenklich, vergnüglich, melancholisch. Die Musiker legten dabei eine beeindruckende Souveränität und Freiheit an den Tag. Strahlend und rhythmisch rasant ging das Finale über die Bühne.
Schwelgerische Fülle und Wucht umgaben in der „Forrest-Gump-Suite“ des 1950 geborenen Alan Silvestri das heldenhafte Soloklavier. Auf das große Kino Hollywoods folgte mit „Les Miserables“ von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg französische Erzählkunst mit ihren Charakterstudien. Kraftvoll traten unter Trompeten, Posaunen, Tubas, Fagotten die Gegenspieler auf und begegneten sich: zischende Becken und trampelnde Pauken, kämpferische, nachdenkliche und fröhliche Töne, tragische und versöhnliche. Den begeisterten Beifall quittierte das Stadtorchester Ravensburg mit „Music“ von John Miles als Zugabe.