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Porträt

Eine Künstlerin zwischen Kreuzberg und Ravensburg

Ravensburg / Lesedauer: 7 min

Die Malerin Kathrin Landa stammt aus Ravensburg. Sie hat neben dem Ravensburger Alt–OB Hermann Vogler auch schon Promis gemalt. Was ihre Zukunftsträume sind.
Veröffentlicht:18.03.2023, 15:00

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Als sie kurz nach dem Abitur am Welfengymnasium ihre Heimat verließ, hätte sie nie geglaubt, dass sie immer wieder gern nach Ravensburg zurückkehren würde: Kathrin Landa, Jahrgang 1980, wollte nur weg, größere Städte, am liebsten die ganze Welt, erobern. Und das, obwohl sie gerade für die Grünen in den Ravensburger Gemeinderat gewählt worden war.

Kathrin Landas größtes Projekt bislang sind Auftragsarbeiten für die Stiftung Liebenau. Hier vor Bildern der Porträtreihe „Menschen in der Stiftung Liebenau“.
Kathrin Landas größtes Projekt bislang sind Auftragsarbeiten für die Stiftung Liebenau. Hier vor Bildern der Porträtreihe „Menschen in der Stiftung Liebenau“. (Foto: Stiftung Liebenau)

Dass sie sich als Mädchen in der männlich dominierten Rutenfest-Tradition benachteiligt gefühlt und aus Protest zweimal die schmückende Trommlerbraut-Rolle abgelehnt hatte, lässt ihren weiteren Lebensweg ebenso erahnen wie die Tatsache, dass sie mit dem Maler-Gen geboren wurde.

So lebt Kathrin Landa heute in Berlin nicht nur als anerkannte Porträtmalerin und Kuratorin für Malerinnen. Sie gründete auch das „MalerinnenNetzWerk Berlin–Leipzig“ und später den Kunstraum „WomenPaintersRoom“. Damit setzte sie ein Zeichen, worauf es ihr ankommt: Sich einzusetzen für die weitere Sichtbarmachung, Förderung und Vernetzung von Künstlerinnen. „Ich bin nicht nur Malerin, sondern Kuratorin für feministische Malerinnen–Projekte. Ja, und Feministin!“, sagt sie.

Liebe zur Kunst in die Wiege gelegt

Als kleines Kind schon war Kathrin Landa von Buntstiften und Farben aller Art umgeben. Die Liebe zur Kunst wurde ihr vor allem durch die mütterliche Schiene (Mutter Kunsterzieherin, Vorfahren Aquarellmaler und Porträtmaler) in die Wiege gelegt. Mit zehn Jahren nahm ihre Mutter sie mit in gotische Kirchen und Kunstausstellungen. Vertiefte Einsicht in die Malerei und sensibles Farbgespür vermittelte ihr ihre Kunstlehrerin am Welfengymnasium Elisabeth Klass.

Kathrin Landa mit einem Porträt ihrer Tochter Karla.
Kathrin Landa mit einem Porträt ihrer Tochter Karla. (Foto: Jan Sobottka)

So verwundert es nicht, dass der Berufswunsch von Kathrin Landa schon früh feststand: Kunst studieren und als Malerin in einer großen Stadt leben. Ein Jahr vor ihrem Abitur gründete die Zwölftklässlerin mit anderen Jugendlichen die „Grüne Jugend Ravensburg–Weingarten“. Dass es mit dem Gemeinderat nichts wurde, lag allein am Kunststudium in Mainz, das sie aus Ravensburg weggelotst hatte.

Die nahbare, fröhliche Mentalität der Mainzer kennengelernt

Hier lernte sie nicht nur die Freiheit der Kunst nach Beuys („Jeder Mensch ist ein Künstler“) kennen, sondern auch die nahbare, fröhliche Mentalität der Mainzer. Sie studierte Malerei bei Friedemann Hahn, hatte aber auch Zeit, die ganze Kunstschule umzubauen, um mit allen Fasching zu feiern. Obwohl sie sich in Mainz „sauwohl“ fühlte, verließ sie 2002 Rheinland–Pfalz, um eine größere Stadt zu erobern. Die Wahl fiel auf Leipzig, Hochburg für Malerei und Kunst.

Dort war alles neu und interessant, nicht nur das Studium an der „Hochschule für Grafik und Buchkunst“ und das Kennenlernen der Malerei der Alten und Neuen Leipziger Schule. Auch die Geschichte zu entdecken, Professoren aus der DDR–Zeit zu treffen oder sich mit der Stasi–Zeit zu beschäftigen, war spannend. Was die Malerei betrifft, so saß Landa in Leipzig im künstlerischen Speckgürtel. „Malerei hat hier einen Stellenwert wie kaum woanders“, sagt sie. Anfang 2000 sammelten sich um Neo Rauch Maler aus aller Welt und begründeten die Neue Leipziger Schule, heute teilweise leicht ironisch „Die jungen Milden“ genannt.

Drei Jahre leben in Saus und Braus

2005 machte Landa in Leipzig ihr Diplom mit Auszeichnung. Das öffnete ihr die Tür zum Meisterschülerstudium bei Annette Schröter. Von 2006 bis 2009 lebte sie nach eigener Aussage in Saus und Braus, meint damit aber mehr ihr positives Lebensgefühl als die Finanzen. Neben ihrem Kunst– und Romanistikstudium arbeitete sie in verschiedenen Jobs, so auch auf der Leipziger Messe. Dort lernte sie den damaligen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee kennen, dessen Fahrer ihn bald darauf in dunkler Limousine zu Landas Atelier chauffierte, um ihr Porträt zu sitzen.

Landa hatte ihn freimütig gefragt, ob er an einem Porträt von sich interessiert sei. Schließlich stellt das Leipziger stadtgeschichtliche Museum Porträts der Bürgermeister aus, und Tiefensee war zuvor Oberbürgermeister von Leipzig. Die elf Termine mit ihm waren sehr unterhaltsam. Tiefensee sang leise Gospels, während er Modell saß. Trotzdem wurde das Porträt perfekt.

Hermann Vogler: „Glücklich, dass mein Porträt eine junge Ravensburgerin malt“

Und noch ein Ex-Oberbürgermeister saß damals der Künstlerin Modell: Hermann Vogler. Auf Empfehlung des Ravensburger Kunstexperten Jupp Eisele reiste er für drei Tage aus Ravensburg an. Noch heute erzählt er freudig von der tollen Zusammenarbeit und dem abschließenden gemeinsamen Besuch einer Kunstausstellung. „Ich hab‘ verzichtet, ständig zu gucken, was sie malt“, erinnert er sich. „Und ich war so glücklich, dass mein Porträt eine junge Ravensburgerin malt“. Heute kann man im Kleinen Sitzungssaal des Ravensburger Rathauses in der Reihe der ehemaligen Oberbürgermeister Hermann Vogler — und die künstlerische Hand Kathrin Landas — entdecken.

Ravensburgs Alt-OB Hermann Vogler saß Kathrin Landa Modell.
Ravensburgs Alt-OB Hermann Vogler saß Kathrin Landa Modell. (Foto: sz)

2011 beschloss die Malerin gemeinsam mit ihrem Freund den Traum vom Leben in Berlin wahrzumachen. Der Weggang von Leipzig fiel ihr dennoch schwer. Die Zeit „als Made im künstlerischen Speck „ war abrupt beendet. Wenig Kontakte, totale Isolation, Kündigung des Leipziger Galeristen. Ein absoluter Tiefschlag! In dieser Zeit kam Töchterchen Karla auf die Welt und schenkte den Eltern zum Glück Einblick in einen neuen Lebensbereich.

Größere Sichtbarkeit von Künstlerinnen ist ein Herzensanliegen

Landa konnte bald ein Atelier in Kreuzberg mieten. „Hier in Berlin musst Du Dir aktiv ein Netzwerk aufbauen“, sagt sie. Und das hat sie mit großem Erfolg getan. Sie knüpfte Kontakte auf Vernissagen, kuratierte Ausstellungen und setzte sich öffentlich für die größere Sichtbarkeit von Künstlerinnen ein. Sie zu fördern ist ihr ein Herzensanliegen. Den Vorsitz für das von ihr gegründete „MalerinnenNetzWerk Berlin–Leipzig“ gab sie nach etlichen Jahren wieder auf. „Malerei, Kind und Netzwerk wurden mir zu viel“, sagt sie. Aber auch als Mitglied bleibt sie dran am Thema „feministische Malerinnen–Projekte“. Im „WomensPaintersRoom“ organisiert sie weiterhin Miniausstellungen von Frauen.

Berlin sei eine Stadt, die man sich erkämpfen müsse, ist Kathrin Landa überzeugt. Berlin habe sie aber auch stärker und autarker gemacht. Inzwischen lebt sie gern hier und ist auch Teil einer internationalen Kunstgruppe, dem „Aambulanz Kollektiv“. Neben Auftragsmalerei lädt sie Menschen, die sie interessant findet, zu sich ins Atelier ein. Hier entstehen dann in zwei bis vier Tagen Porträts — von Unbekannten oder Prominenten. So saß ihr auch der Schauspieler Roman Knižka Modell.

Synergie zwischen Kreuzberg und Schwaben

Berlin hat Kathrin Landa einen neuen Schwabenbezug ermöglicht. Besonders zwischen Kreuzberg und den Schwaben stellt sie eine positive Synergie fest. Ihr größtes Projekt bislang sind Auftragsarbeiten für die Stiftung Liebenau: Zum einen ihr Gemälde „Urzelle – Die Gründung der Stiftung Liebenau“, zum anderen die Porträtreihe „Menschen in der Stiftung Liebenau“, die sie gemeinsam mit Behinderten schuf.

Auch der deutsche Schauspieler Roman Knižka wurde von Kathrin Landa porträtiert.
Auch der deutsche Schauspieler Roman Knižka wurde von Kathrin Landa porträtiert. (Foto: )

Heute arbeitet die Künstlerin mit der Ravensburger Galeristin Andrea Dreher zusammen. Sie stellt viel im süddeutschen Raum aus, unter anderem in der Kreissparkasse Ravensburg, in Weingarten, Biberach oder im Schloss Achberg. In Verbindung mit dem „Aambulanz Kollektiv“ war ein Teil ihrer Gemälde kürzlich im Kunstverein Markdorf zu sehen. Für eine Ausstellung in der Städtischen Galerie in der Badstube Wangen, kuratiert von Babette Caesar und Michael C. Maurer, im Herbst 2023 erarbeitet sie derzeit den Katalog.

Begeistert von der kulturellen Lebendigkeit ihrer Heimat

Kathrin Landa ist begeistert von der kulturellen Lebendigkeit ihrer Heimatregion. Hier werde man als Künstler in außergewöhnlicher Weise unterstützt. Hier wurde sie auch 2015 auf Vorschlag von Martin Oswald mit dem Kulturförderpreis der Städte Ravensburg und Weingarten ausgezeichnet.

Zukunftsträume? „Malen, Unterstützung für meine Malerei und gesellschaftspolitischen Ziele bekommen und ein Mal im Kunstmuseum Ravensburg ausstellen…!“