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Ravensburger Autohaus Schuhbauer schließt

Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Einstige Parkettfabrik steht zum Verkauf – Grund ist neben Alter der Geschäftsführer auch die Marktlage
Veröffentlicht:30.06.2022, 17:00

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Das Autohaus Schuhbauer in Ravensburg schließt. Die einstige Parkettfabrik, die für das Autohaus grundlegend saniert worden ist, gehört zu den markantesten Gebäuden in Ravensburg und steht jetzt zum Verkauf. Gründe dafür, dass die Geschäftsführer Peter Schuhbauer und Gebhard Kronenberger aufhören, sind ihr Alter, aber auch die Marktlage. Schuhbauer sagt: Eine Vielzahl an Autohäuser werden in Zukunft dichtmachen.

Zum 30. Juni ist in der Parkstraße 56 Schluss für das Autohaus. Schuhbauer und Kronenberger sehen dem Ende mit gemischten Gefühlen entgegen. Seit 2001 betreiben der gelernte Elektromechaniker, Handelsfachwirt und passionierte Verkäufer Schuhbauer und der Kfz-Meister Kronenberger gemeinsam das Autohaus. Kronenberger war vorher schon daran beteiligt gewesen. Sie übernahmen das Autohaus ihres damaligen Arbeitgebers in Weingarten, der den sehr ähnlichen, aber doch nicht identischen Namen „Schuhbaur“ hatte. Einzelne Kunden betreuten sie somit über 25 Jahre.

Parkettfabrik Sterkel gekauft

Um sich zu vergrößern haben die beiden Männer 2005 die alte Parkettfabrik Sterkel in Ravensburg zwischen Park- und Ulmer Straße gekauft, aushöhlen und sanieren lassen, um dort 2008 unter anderem einen Showroom für ihre Fahrzeuge mit angrenzender Werkstatt einzurichten. Außerdem gehört das Kesselhaus als Partylocation, die angemietet werden kann, zu dem Anwesen. Auch die repräsentative Industrie-Villa ist Teil des Gebäudekomplexes, dort werden WG-Zimmer vermietet, und das Unternehmen für Innenraumgestaltung „La Casa“ ist darin ansässig. Die Mietverträge laufen laut Schuhbauer auch weiter.

Die in Teilen burgartig anmutenden Gebäude der einstigen Parkettfabrik Sterkel stammen aus den Jahren 1901/02; der große Eingang an der Möttelinstraße entstand allerdings erst in den 1950er Jahren.

Das Grundstück von knapp 5000 Quadratmetern samt den Gebäuden wird laut einer Immobilienanzeige für sechs Millionen Euro angeboten. Schuhbauer würde sich wünschen, dass die renovierte einstige Parkettfabrik als Ganzes erhalten bleibt. Das Gebäude stehe ohnehin unter Denkmalschutz.

Personalmangel wird schlimmer

Schuhbauer sagt, dass sie jetzt aus dem Geschäft mit den Autos aussteigen, liege an ihrem Alter. Kronenberger ist 59 Jahre alt. Er selbst sei mit 62 Jahren „alt genug für den Ruhestand“. Außerdem spielen folgende weitere Faktoren eine Rolle: Der Personalmangel sei immer schlimmer geworden, zum Beispiel im Verkauf finde er kaum jemanden. Und wer sich bewerbe, werde von der Samstagsarbeit abgeschreckt. Von den 18 Mitarbeitern des Autohauses sitze deshalb nach der Schließung aber niemand auf der Straße, andere Autohäuser hätten zum Teil schon angerufen und gefragt, ob Schuhbauer noch Personal abzugeben habe.

Problematisch sei auch die Verfügbarkeit von Neufahrzeugen. Die Hersteller lieferten einfach nicht, das hänge unter anderem mit dem weltweiten Chipmangel infolge der Verwerfungen durch die Corona-Pandemie zusammen.

Er habe Interessenten gehabt, die das Autohaus gerne übernommen hätten. „Die haben aber wegen der aktuellen Lage einen Rückzieher gemacht“, sagt Schuhbauer mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die Inflation.

Jedes zweite Autohaus wird schließen

Für ihn sei es genau der richtige Zeitpunkt, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Langfristig fallen voraussichtlich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weg, die Autos mit E-Antrieb hätten deutlich weniger Wartungsaufwand, was für die derzeit stark ausgelastete Werkstatt keine rosige Perspektive biete. Außerdem gebe es seitens der Autohersteller den Trend zum Direktvertrieb an die Kunden, „da sind wir Autohäuser nur noch Erfüllungsgehilfen“, sagt Schuhbauer. Analysten aus der Auto-Branche gingen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren jedes zweite Autohaus schließt, wie er gelesen hat.

Die hohen Spritpreise schlugen zumindest in seinem Sortiment, das neben der Marke KIA auch Chevrolet und Dodge beinhaltet, noch nicht auf die Kauflaune der Kunden. „Amerikanische Autos mit großvolumigen Motoren sind eher ein Hobby“, sagt Schuhbauer. Wer einen Achtzylinder fahren wolle, mache das auch jetzt und habe Freude dran. Die Stadt Ravensburg hält der gebürtige Weingartener Schuhbauer aber nach wie vor für einen guten Handel- und Gewerbestandort. „Wir haben einen guten, gesunden Mittelstand.“

Nach der Schließung wird das Autohaus Schuhbauer noch einmal öffnen: Im Oktober werde man noch einmal für eine Woche für die Kunden da sein, um ihnen ihre eingelagerten Räder zu wechseln.