Einzelhandelsupdate
Neue Modegeschäfte für die Ravensburger Innenstadt
Ravensburg / Lesedauer: 6 min

Manches Geschäft steht kaum leer, dann ist es schon wieder vermietet. Das ist an zwei Stellen in der Ravensburger Innenstadt aktuell der Fall: Nach dem Auszug des Stoff– und Gardinengeschäfts Mink am Gespinstmarkt zieht dort bald ein Jungunternehmer mit einem Mode–Outlet ein. In der Unterstadt erweitert der Herrenausstatter Suitery seine Verkaufsfläche und übernimmt dafür eine Fläche in der Oberen Breite Straße. Doch in der Adlerstraße, ohnehin Problemkind der Stadt in Sachen Leerstand, hat erneut ein Geschäft geschlossen.
Suitery–Gründer fühlen sich in Obere Breite Straße wohl
Der Herrenausstatter Suitery, der unter anderem Maßanzüge und -hemden anbietet, erweitert in der Oberen Breite Straße von zwei auf drei Standorte. Die Gründer Florian Kreft und Alex Katjuschenko betreiben ihr Geschäft dort bereits in zwei gegenüberliegenden Läden. Gegen Ende des Jahres 2023 kommt die 480 Quadratmeter große Fläche in der Oberen Breite Straße 6 dazu, wo zuletzt Lebensmittel verkauft wurden und davor ein Ein–Euro–Shop untergebracht war.

Diese Fläche wird nach einem Umbau künftig das Geschäft beherbergen, erklärt Kreft. Ins jetzige Hauptgeschäft zieht dann die Schneiderin der Suitery ein, die Suitery–Aufträge erledigt, aber auch fremde Änderungen annimmt. Auf der bereits genutzten Fläche gegenüber wollen sie die Annahme einer Reinigung für hochwertige und heikle Kleidung unterbringen. Den Standort in der Oberen Breite Straße schätzen die beiden, weil sich dort mehrere inhabergeführte Geschäfte befänden, die in ihrem jeweiligen Bereich qualitativ hochwertige Produkte anböten, so Kreft. Er nennt namentlich die Inhaber Claudia Scheck und Raphael König sowie die Geschäfte Sasa Frauenzimmer und Seil Marschall.
Kunden schätzen die Erreichbarkeit mit dem Auto
Ein Argument für die Erweiterung an diesem Standort sei auch die Erreichbarkeit mit dem Auto.
sagt er.Wer ein Hemd abholen will, kann für eine Minute kurz vor unserer Tür anhalten und wieder weiterfahren,
Nach Angaben der Geschäftsinhaber hat die Suitery eine Strahlkraft weit über die Stadt hinaus, mancher Kunde habe sogar eine so weite Anfahrt, dass er in der Stadt übernachte. Durch ihre Erweiterung entstehen nun zwei Vollzeitstellen im Verkauf und im Marketing, wie die Gründer sagen.
Laden am Gespinstmarkt wieder vermietet
Eine Neueröffnung gibt es im Juni am Gespinstmarkt. Dort zieht in die aktuell leerstehenden Räume, in denen sich zuletzt eine Filiale der Firma „Mink Stoffe und Gardinen“ befand, das Modegeschäft „More 4 Less“ ein. Es befindet sich bisher in Baienfurt. Der 23–jährige Gründer Leon Haser aus Leutkirch verkauft dort seit Sommer 2020 nach eigenen Angaben Markenkleidung für Damen und Herren zu Outlet–Preisen.

Weil er Sportkleidung aus dem Sortiment genommen hat, sei ihm die Verkaufsfläche von 325 Quadratmetern in Baienfurt zu groß, so Haser. In der Ravensburger Innenstadt zahlt er für knapp 170 Quadratmeter nach eigenen Angaben etwa gleich viel Miete, rechnet aber mit mehr Laufkundschaft. Parkplätze hat er dort jedoch keine mehr vor der Tür. „Ich glaube nicht, dass die Altstadt ausstirbt — auch ohne Autos nicht“, sagt Haser.
Leutkircher Geschäftsinhaber lobt Ravensburg
„Ravensburg ist ein etablierter Einkaufsstandort“, findet der 23–Jährige. Dort bummele man gerne. „Es wird viel unternommen, um die Ravensburger Innenstadt attraktiv zu halten.“ Und seine Stammkundschaft werde auch in der Altstadt weiterhin zu ihm kommen, ist er überzeugt.
Haser kauft ausgelaufene Kollektionen oder Kleidung aus Überproduktionen auf. Er setzt vor allem auf sogenannte Basics, also Kleidungsstücke, die nicht so schnell vom Trend überholt werden. Das unterscheide ihn von den bisher in der Innenstadt ansässigen Modehäusern. Wer Kleidungsstücke aus aktuellen Kollektionen kaufen wolle, werde weiterhin bei anderen Geschäften in der Innenstadt einkaufen, weshalb sein Geschäft das bestehende Angebot in der Innenstadt gut ergänze, so die Meinung von Haser.
Zugezogene Händlerin sieht viel Positives in Ravensburg
Relativ neu ist ebenfalls im Bereich Mode die Boutique „Oh Lola“ in der Marktstraße 53, wo Stefanie Kehr Damenkleidung verkauft. Sie bezieht diese von eher kleinen französischen, italienischen und griechischen Labels, wie sie sagt. Sie hat vor ihrem Umzug in die Region einen Luxus–Second–Hand–Geschäft in Hannover betrieben. „Ravensburg hat eine absolut funktionierende Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften. Das macht den Unterschied“, sagt sie. In Hannover bestehe die Innenstadt aus Ketten und namenlosen Geschäften, schildert sie. Die Marktstraße empfindet Kehr als eine der schönsten Einkaufsmöglichkeiten der Stadt mit Gastronomie, Museen, der Markthalle und vielen Einzelhändlern.

Doch es gibt auch immer wieder Leerstände in der Stadt. Schwerpunkt ist dabei weiterhin die Adlerstraße, wo seit der Schließung eines Imbiss für Süßspeisen gegenüber der Filiale der Bäckerei Frick nun ein neuer Leerstand hinzugekommen ist. Ein Nachmieter ist dort noch nicht gefunden.
Leerstände für Makler schwerer loszuwerden
Bei anderen Leerstände laufen im Hintergrund offenbar langwierige Gespräche für eine künftige Nutzung. So etwa im einstigen Erlebniscafé Kambly in der Bachstraße, wo seit Monaten mit Interessenten verhandelt wird. Unter anderem war dem Vernehmen nach eine nicht näher benannte Systemgastronomie — also eine Gastronomiekette — im Gespräch.

Doch Immobilienmakler Ralph Schneider sagt, die Expansionsleiter großer Unternehmen oder Ladenketten seien wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit hoher Inflation vorsichtig. Sie verschieben seinen Angaben zufolge Erweiterungs–Entscheidungen auf Ende des Jahres.
Frequenz zieht nach Experten–Meinung wieder an
Das beobachtet auch Immobilienmakler Marc–Ernst Oberscheid: Sowohl für die Räume der ehemaligen Engel–Apotheke in der Kirchstraße als auch für das Geschäft zwischen Esprit und dem Restaurant „Walfisch“ sei er in guten Gesprächen. Aber: Weil viele Händler seit der Corona–Pandemie verunsichert seien, brauche man derzeit einen längeren Atem für Gewerbevermietungen. Selbst Filialisten seien vorsichtiger geworden. Trotzdem ist Oberscheid zuversichtlich: Die Frequenz in den Innenstädten allgemein ziehe wieder an. Und Ravensburg sei nach wie vor „eine funktionierende Einkaufsstadt, die auch bei Auswärtigen sehr gut ankommt“.