Meinungsverschiedenheiten
Kampfabstimmung bei der Ravensburger Volkshochschule ist vertagt
Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Bernd Adler
Auch nach der Mitgliederversammlung der Ravensburger Volkshochschule (VHS) am Freitagabend ist unklar, wie es mit der Bildungseinrichtung weitergeht. Die erwartete Kampfabstimmung über die künftige Struktur blieb aus.
Die Querelen rund um die VHS ziehen sich seit Monaten hin. Trotz unterschiedlicher Meinungen über die künftige Ausrichtung blieben die Mitglieder bei der Versammlung in der Auseinandersetzung aber sachlich. Abgestimmt über eine Satzungsänderung wurde nicht, da der neue Satzungsentwurf den Mitgliedern nicht fristgerecht zugestellt worden war.
Corona knipste das Licht aus
Als wegen der Corona–Schutzmaßnahmen alle Bildungseinrichtungen schließen mussten, gingen auch bei der Ravensburger Volkshochschule die Lichter aus. Die Folge: Keine Kurse, keine Einnahmen. Die finanzielle Lage spitzte sich zu, auch eine drohende Zahlungsunfähigkeit stand im Raum.
Nach Aussage von Geschäftsführerin Silke Pfaller ging die VHS daher auf die Stadt Ravensburg zu und bat um Unterstützung beziehungsweise ein anderes Finanzierungsmodell. Die Stadt ist der wichtigste Zuschussgeber der Einrichtung. Deren Erster Bürgermeister Simon Blümcke hatte aber schon im Juli 2022 auf ein Strukturproblem bei der Ravensburger Volkshochschule hingewiesen.
Was danach folgte, geschah vor allem hinter den Kulissen. Ein neues Modell wurde favorisiert: Die VHS bleibt ein Verein wie bisher, lehnt sich aber enger an die Stadt an. Mit dem Vorteil einer sichereren Finanzierung, aber auch verbunden mit der Vorgabe, dass die Vereinsmitglieder keinen Vorsitzenden mehr wählen dürfen. Das wäre dann automatisch der Ravensburger OB.
Idee: OB wird automatisch VHS–Vorsitzender
Vor allem mit Letzterem sind zahllose Mitglieder nicht glücklich. Die Stadt ist bereits jetzt im VHS–Vorstand vertreten, es gebe keinen Grund, dass der Verein sich vorschreiben lassen müsse, wer sein Vorsitzender sei, heißt es. Die Befürworter versprechen sich hingegen eine engere Verzahnung und bessere Kooperation mit der Stadt. Zudem könnte ein OB als Vorsitzender den Verein nicht dominieren, weil der Vorstand dann noch aus fünf weiteren gewählten Mitgliedern bestehen würde.
Derzeit hat der Vorstand sieben Mitglieder. Fünf sind für das neue Modell, zwei dagegen. Ulrich Höflacher sagte am Freitag, eine gesicherte Finanzierung der VHS habe nichts mit dessen Vorsitzenden zu tun. Er hatte sich bereits im Vorfeld gegen einen „Zwangsvorsitzenden“ gewandt.
Ist ein OB als Vereinsvorsitzender übergriffig?
Berthold Traub lehnte ein derartiges Eingreifen der Verwaltung in „die freie Zivilgesellschaft“, für die ein Verein steht, entschieden ab. Uwe Stürmer bezeichnete das als „steile These“. „Demokratiegefährdend“ sei ein OB als Vorsitzender einer Bildungseinrichtung sicherlich nicht, meinte er. Traub entgegnete, ein Modell wie das in Ravensburg geplante sei im Land nicht gang und gäbe, wie immer wieder vorgebracht. Nach seiner Recherche sei das nur in einer oder zwei Kommunen Usus.
VHS–Vorsitzender Michael Horn versuchte die Wogen zu glätten und schlug vor, dass die Mitglieder per Handzeichen aufzeigen, ob sie zu einer Satzungsänderung tendieren oder nicht. Bei der Versammlung votierte die Mehrheit für das neue Modell. Allerdings gab es von einigen gar keine Meldung und nur ein kleiner Teil der Mitglieder war bei der Versammlung dabei.
Für eine Satzungsänderung ist eine Zwei–Drittel–Mehrheit der Vereinsmitglieder notwendig. Die Abstimmung darüber soll am 23. Juni erfolgen.