Sturmlauf
Gewitter stoppt Sturmlauf der Razorbacks
Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Diesen Sturmlauf der Ravensburg Razorbacks konnte wahrlich nur höhere Gewalt stoppen: Beim Stand von 62:28 ist das Spiel gegen die Albershausen Crusaders am Sonntagabend wegen eines Gewitters abgebrochen worden. Zuvor hatten die Razorbacks viel Licht, aber auch etwas Schatten gezeigt.
Kurz nach 18 Uhr hatte das Warten eine Ende. Auch eine 45-minütige Unterbrechung hatte die Lage nicht verbessert, es blitzte weiterhin ordentlich über dem Lindenhofstadion in Weingarten – die Schiedsrichter brachen das Spiel der Razorbacks gegen die Crusaders ab. Was nun passiert, haben die Verantwortlichen der German-Football-League 2 Süd zu entscheiden. Möglicherweise wird das Spiel mit dem Zwischenstand gewertet, die zweite Hälfte neu gespielt oder gleich das ganze Spiel.
Malte Bohner muss früh verletzt raus
Was Razorbacks-Coach John Gilligan bis zum Abbruch gesehen hatte, reichte ihm aber trotzdem zu einer Analyse: „Habe ich euch nicht gesagt, dass das Spiel um 15 Uhr angepfiffen wird?“ Was er damit nur halb im Scherz bei der Kabinenansprache meinte, war klar. Mit dem ersten Angriff erreichte Albershausen die Endzone, denn Niklas Herrmann war zu weit vom Gegner weg und ließ ihn ungehindert durchmarschieren. Malik Norman verlor in der ersten Offensivaktion den Ball, dadurch kam Albershausen gleich wieder gefährlich in die Ravensburger Hälfte – und zum zweiten Touchdown, weil die Razorbacks die Mitte nicht konsequent genug verteidigten. Knapp drei Minuten gespielt, 0:14 aus Ravensburger Sicht – was stimmte hier eigentlich nicht? Bisher alles, konnte die Antwort nur lauten. Zu allem Überfluss humpelte auch noch Malte Bohner verletzt vom Feld und kam nicht wieder ins Spiel. Erster Verdacht: Kreuzbandverletzung.
Gerade an der Defensive hatten die Razorbacks in den vergangenen Wochen seit dem knappen 24:21-Auftaktsieg gegen die Straubing Spiders gearbeitet, so richtig gefruchtet hatte das Training aber ganz offensichtlich nicht. Dann aber zündeten die Ravensburger Offensivkräfte den Turbo. Mit großer Sicherheit im Arm fand Quarterback Garrett Dellechiaie seine Vorderleute. Zuerst war es Malik Norman, der den Ball über 50 Yards in die Endzone trug, Kicker Patrick Reinisch legte den Extrapunkt drauf – 7:14. Es folgte eine ganze Reihe an Fumbles auf beiden Seiten, wobei Albershausen sich einen mehr leistete – Widereceiver Michael Mayer bestrafte das, fing einen Dellechiaie-Pass, ließ sich nicht aufhalten und trug das Ei in die Endzone. Ausgleich! 14:14. Dann legte Norman einen Touchdown mit einem erneuten Lauf drauf und gab so den Startschuss in ein rekordverdächtig punktereiches zweites Viertel.
Dann war wieder Mayer dran und kam zu seinem zweiten Touchdown – und eigentlich hätte es ewig so weitergehen können, doch Dominik Pohl passte eine Sekunde nicht auf, ließ seinen Gegner Dalton Demos ziehen und der lief zum dritten Touchdown für Albershausen. Norman antwortete zuerst mit einem 60-Yard-Lauf bis kurz vor die Endzone, bevor er mit der nächsten Aktion vollendete. Dann war wieder Albershausen dran, Norman antwortete mit seinem vierten Touchdown – 42:28! Es war ein wahres Punktefestival.
Die Stadionsprecher machten sich erstmals Sorgen um die Anzeigetafel, die nur zweistellige Ergebnisse anzeigen kann. Die Sorgen verstärkte Michael Mayer mit seinen Touchdowns drei und vier zum 56:28, jeweils nach längeren Dellechiaie-Pässen. Reinisch schraubte seine makellose Bilanz auf sieben Treffer bei sieben Kicks. Dazwischen funktionierte auch mal die Abwehr, besonderes Lob verdiente sich Martin Kober mit einer ganz starken Interception. Dann war erstmal Pause. Durchschnaufen. Begreifen, dass das gerade unglaubliche, nie dagewesene 56 Punkte in einer Halbzeit waren.
Der einsetzende Regen hatte zunächst keine Auswirkungen auf den Sturmlauf der Razorbacks. Nach knapp zwei Minuten kam Malik Norman zum fünften Mal in der Endzone an. Da sich Kicker Reinisch kurz zuvor verletzt hatte, versuchten die Razorbacks es spielerisch, zwei Zusatzpunkte zu bekommen – das misslang.
Auch Patrick Reinisch und Sebastian Trabold verletzt
In den Applaus über den 62:28-Zwischenstand hinein gab es die Spielunterbrechung der Schiedsrichter wegen Blitzschlaggefahr. Nur mit Verzögerung erreichte Reinisch die Kabine, da er mit dem rechten Fuß kaum auftreten konnte und gestützt werden musste. Erster Verdacht: Knieverletzung. Kapitän Sebastian Trabold kam ihm noch auf dem Feld entgegen, um sich nach seiner Verfassung zu erkundigen. Auch er lief nicht mehr wirklich rund. Erster Verdacht: Knieverletzung. „Am Montag und Dienstag stehen die Untersuchungen an“, sagte Trabold, der seit dem ersten Spiel schon mit gerissenen Bändern im Sprunggelenk spielt.
Nach 45-minütiger Unterbrechung folgte der Abbruch, weil das Wetter nicht besser wurde. Immerhin war die Laune in der Kabine der Razorbacks gut. „Gute Arbeit“, rief Coach Gilligan den Spielern entgegen – da war seine leicht angefressen klingende Eingangsfrage schon fast vergessen. „Die Jungs sind beeindruckend zurückgekommen“, lobte auch Kapitän Trabold den Sturmlauf, der nur von einem Gewitter unterbrochen wurde.