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Friedlicher Protest in Ravensburg mit Zollstock und Grundgesetz

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Demonstration auf dem Ravensburger Marienplatz gegen die Corona-Politik
Veröffentlicht:25.04.2020, 23:18

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Gegen die Politik der Landes- und Bundesregierung, die mit Ausgangsbeschränkungen, Mindestabstandsregelungen und der beginnenden Maskenpflicht in Geschäften, Bussen und Bahnen der Ausbreitung des Sars-Cov2-Virus eindämmen will, haben mehr als 30 Teilnehmer bei einer Kundgebung am Samstag in der Ravensburger Innenstadt demonstriert. Sie sorgen sich um die Einschränkungen der Grundrechte und fordern das sofortige Ende der Schutzmaßnahmen vor covid-19 im öffentlichen Leben. Die rund zweistündige Veranstaltung, die zahlreiche weitere Passanten verfolgten, verlief friedlich. Die in Mannschaftsbusstärke vor Ort anwesende Polizei sah sich nicht veranlasst, einzugreifen.

Kurz vor 15.30 Uhr postierten sich die Demonstranten vor der Touristinformation mit Schildern, auf denen Aufschriften wie „Wissenschaftlicher Diskurs statt Grundrechts-Ausverkauf“ oder „Kitas offen, RKI abschließen“ zu lesen waren. Sie brachten Zollstöcke mit und klappten diese auf, um den vorgeschriebenen Mindestabstand zu dokumentieren und formierten sich kurz darauf bis hinauf zur Durchfahrt der Stadtbusse vor dem Sparkassengebäude.

„Das Grundgesetz wird aktuell von unseren Volksvertretern mit Füßen getreten“, stellte ein Mann mittleren Alters zu Beginn seiner etwa 15-minütigen Rede vor den Versammelten fest. Seinen vollen Namen möchte Jürgen im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ später nicht preisgeben, nur so viel: Es war die erste Demo dieser Art, die von einer anderen Privatperson als ihm beantragt wurde.

Im zweiten Anlauf habe es dann schließlich geklappt, am Donnerstag signalisierte die zuständige Behörde grünes Licht, allerdings unter Auflagen. Jürgen zufolge zählten hierzu die Teilnehmerzahl von maximal 30 Personen und vor allem die Einhaltung des Mindestabstands der Teilnehmer während der Kundgebung.

In einem kleinen Exkurs durch einzelne Passagen des Grundgesetzes prangerte der Redner, der ohne Mikro oder Megafon sprach, die „massive Einschränkung der Grundrechte“ an. „Gerade unsere Kinder leiden unter den Maßnahmen. Sie haben keine Freunde zum Spielen und können nicht auf Spielplätzen toben. Mir fällt es schwer, ihnen das zu erklären“, so Jürgen mit Blick auf die in Artikel 1 verbriefte „Würde des Menschen“.

Hart ins Gericht ging er mit der Aussage der Bundeskanzlerin, wonach es eine Rückkehr zur Normalität im öffentlichen Leben erst mit einem Impfstoff geben werde. „Eine Zwangsimpfung ist und bleibt Körperverletzung“, betonte Jürgen mit Verweis auf Grundgesetzartikel 2, der unter anderem die körperliche Unversehrtheit zum Gegenstand hat.

Gar nicht gut weg kam bei den Demonstranten auch die Berichterstattung inmitten der Corona-Krise. Alles werde „schön regierungskonform“ dargestellt, abweichende Meinungen von namhaften Virologen und Medizinern würden in den Massenmedien nicht abgebildet und sogar als Fake-News diffamiert.

Der vom Redner anschließend präsentierte Forderungskatalog enthielt eine „objektive, ehrliche und ausführliche Information“ in Zeiten der ausgerufenen Corona-Pandemie sowie eine „sofortige Beendigung der Corona-Maßnahmen“ und die „Rückkehr zum Grundgesetz mit den damit verbundenen Bürgerrechten“.

Während Jürgen zu den Demonstranten sprach, regte sich unter den Teilnehmern sowie Passanten, die das Geschen mitverfolgten, gut wie kein Widerspruch. Lediglich ein älterer Herr wollte zwischendurch wissen, was man gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu tun gedenke. „Wir haben keine erhöhten Werte bei den Todesfällen wegen Corona“, wurde ihm, mit Verweis auf die offizielle Statistik des Bundesamts, entgegengehalten.

Bevor die Veranstaltung, unter bestmöglicher Wahrung der Abstandsregelungen mittels Zollstock, in Einzel- und Gruppengesprächen ausklang, wurde ein bekanntes Volkslied über die Gedankenfreiheit angestimmt und gemeinsam gesungen. Ein Zuschauer am Rande befand die Demo als längst überfällig: „Es scheint so zu sein, dass viele das Bedürfnis haben, sich über das Geschehen der vergangenen Wochen in unserem Land intensiv austauschen zu wollen.“