Sicherheitsmaßnahme oder Schikane?
Eishockey-Ultras fühlen sich von Polizei schikaniert - zurecht?
Ravensburg / Lesedauer: 4 min

Für das brisante Spiel zwischen den Ravensburg Towerstars und dem EV Landshut ist es am Sonntagabend in der CHG-Arena ungewöhnlich leise gewesen. Dazu gab es im Block B1, wo die treuesten Fans der Towerstars stehen, einige Lücken. Das lag nicht etwa daran, dass die Ultras keine Lust auf die Partie hatten.
Vielmehr wurden sie aus ihrer Sicht unnötig und zu lange von der Polizei aufgehalten. Es gab am Sonntag sogar Gerüchte, es habe für manche Ultras ein Verbot gegeben, die Halle zu betreten. Diesem Gerücht tritt die Towerstars-Geschäftsführung entschieden entgegen. Das ist zum Vorfall bekannt.
Beim Fanmarsch wurden Bengalos gezündet
Dutzende Anhänger der Ravensburger Fanszene haben sich am Sonntag gegen 17 Uhr von der Innenstadt aus auf den Weg zur CHG-Arena gemacht. In der Kuppelnaustraße wurden dabei zwei bengalische Fackeln gezündet. Auf dem Parkplatz der Oberschwabenhalle wurden die Ultras von der Polizei aufgehalten. „Die meisten von uns haben gar nicht mitbekommen, dass jemand Bengalos gezündet hat, plötzlich wurden wir mit Polizeiautos umzingelt“, sagt ein Sprecher der Ravensburger Ultras. „Die Untersuchung wegen zwei Fackeln war ein bisschen überzogen.“
Sprecher Ravensburger UltrasDie meisten von uns haben gar nicht mitbekommen, dass jemand Bengalos gezündet hat, plötzlich wurden wir mit Polizeiautos umzingelt. Die Untersuchung wegen zwei Fackeln war ein bisschen überzogen.
Die Polizei wollte laut den Ultras herausfinden, ob die Eishockeyfans noch weitere Pyrotechnik dabei hatten und wer die ersten beiden Fackeln gezündet hatte. Das gaben die laut Polizei „gewaltgeneigten Ultras der Ravensburger Szene“ allerdings nicht preis. „Als eine tatverdächtige Person von einem Polizeibeamten erkannt wurde und die Personalien erhoben werden sollten, schützte ein weiteres Mitglied der Gruppe diesen, leistete Widerstand gegen den Beamten und suchte im Anschluss den Schutz der Gruppe“, berichtet die Polizei. Deshalb nahmen die Beamten die Personalien aller am Marsch beteiligten Fans (über 40) auf.
„Es lag der Anfangsverdacht einer Straftat zugrunde“, schreibt die Polizei in ihrer Stellungnahme. Die Untersuchung sei ruhig und kooperativ verlaufen, teilt der Ultra-Sprecher mit. Ärgerlich sei jedoch gewesen, dass zunächst eine halbe Stunde lang nichts passierte. Aus Sicht der Polizei verlief die „Kontrolle samt Personalienfeststellung störungsfrei“. Der kaufmännische Geschäftsführer der Towerstars, Raphael Kapzan, hat von den Kontrollen auch nur am Rande mitbekommen. „Die Kontrolle der Polizei war wohl sehr gründlich und hat deshalb etwas länger gedauert“, meint Kapzan.
Ultras wollten nur geschlossen in die Halle gehen
Die Fans, die auf dem Parkplatz von Polizisten eingekreist waren, mussten ihre Taschen leeren, Mützen und Schals abziehen. Dann wurden Fotos gemacht und die Personalien aufgenommen. Da nur zwei Kameras aufgebaut gewesen seien, dauerte die Untersuchung mehrere Stunden. Gefunden haben die Beamten laut des Sprechers der Ultras nichts, auch gebe es kein weiteres Ermittlungsverfahren. „Auch bei uns sind keine weiteren Fragen der Polizei eingegangen“, sagt Kapzan.
Die Polizei hat das anders dargestellt. „Es konnten auf dem Laufweg abgebrannte Bengalo-Fackeln sowie am Kontrollort drei Mundprotektoren, die im Kampfsport als Zahnschutz verwendet werden, aufgefunden werden. Die Mundprotektoren konnten keiner Person zugeordnet werden“, so die Polizei, die zudem ankündigt: „Der Tatverdächtige der Widerstandshandlung wird bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Das Zünden der nicht zugelassenen Bengalo-Fackeln zieht ebenfalls Ermittlungen wegen eines Vergehens nach dem Sprengstoffgesetz nach sich.“

Nach Informationen von Schwäbische.de hätte jeder Ultra nach seiner Kontrolle in die CHG-Arena gekonnt. Doch die Gruppe wollte nur geschlossen in den Fanblock einlaufen, weshalb die Ultras erst nach dem zweiten Drittel in der Arena auftauchten. Mit Sprechchören machten sie während und auch noch nach der Partie kurz ihrem Unmut über die aus ihrer Sicht unnötige Kontrolle Luft. Auf die gewohnt lautstarke Unterstützung der Towerstars-Profis verzichteten die Ultras im letzten Drittel. „Die Laune war im Keller“, meint der Sprecher der Ultras. Schon viele Stunden vor dem ersten Bully hatten sich einige Ultras getroffen. Dass sie trotz gültiger Tickets nur einen kleinen Teil des Spiels gegen Landshut sehen konnten, sorgte für einigen Frust.
Towerstars sprechen keine Zutrittsverbote aus
Um Gerüchten entgegenzuwirken, sagt Kapzan: „Wir als Towerstars hatten mit den Kontrollen nichts zu tun.“ Der Geschäftsführer habe zwar gehört, dass die Beamten Platzverweise für den Parkplatz der Oberschwabenhalle ausgestellt haben sollen. „Es gab aber von uns keine Zutrittsverbote.“ Eines ist klar: Die Unterstützung der Ultras hätten die Towerstars am Sonntag brauchen können. Vielleicht wäre das brisante Spiel gegen Landshut dann nicht nach Penaltyschießen verloren gegangen.