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Tornado

Arnulf Rating ist topaktuell und bissig

Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Kabarettist besteht den „Stresstest Deutschland“ in der Ravensburger Zehntscheuer
Veröffentlicht:27.01.2013, 15:15

Von:
  • Schwäbische.de
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Als ganz eigene Rating-Agentur ist Arnulf Rating mit seinem Stresstest Deutschland“ unterwegs, er gehört seit seligen Tagen mit den „3 Tornados“ zum Urgestein des politischen Kabaretts. In der übersichtlich besetzten Ravensburger Zehntscheuer schlüpft Rating in viele Verkleidungen, wobei einige Figuren rund um das „Stresstest-Mobil“ bereits seit geraumer Zeit durch die Programme geistern.

„Schwester Hedwig“ ist herrlich anzusehen. Rating lässt seine Protagonistin mit roten Zöpfen unter der Schwesternhaube über Brüderle, von Beust und Männer allgemein herziehen: „Wenn ich einen Kerl aus dem Amt jagen will, da genügen zwei Brüste und ein Schlitten, schon ist er aus der Spur.“ Ihr Chef Dr. Mabuse ist als geldgieriger Zyniker angelegt, mit beiden spiegelt er Gesundheitssystem und Gesellschaft – gleichermaßen scharfsinnig und scharfzüngig.

Rating erweckt ein ganzes Panoptikum erschreckend normaler und damit skurriler Figuren zum Leben. Dem Fahrer geht es gut dank täglichem Fünf-Gänge Menu: eine Currywurst und vier Pils. „Als ehemaliger Bergmann weiß ich, wie man die Kohle aus der Grube holt – nicht wie ihr Weicheier am Bankomat!“ Ein Aktivist der Initiative „Deutschland 21“ blickt durch: „Die haben gemerkt, wie gut Deutschland durch die Krise gekommen ist. Je mehr Stress wir hatten, umso besser haben wir gearbeitet, für noch weniger Geld – und jetzt wollen die gucken: Geht da noch mehr?“ Aber die da oben müssen sich vorsehen, schließlich „gab es Stuttgart 21, wo alles angefangen hat, was dann in Ägypten und Syrien weitergegangen ist. Revolutionsbeginn sogar ohne Bahnsteigkarte!“

Eines seiner Markenzeichen kommt im zweiten Teil zu überlangem Einsatz: ein Aktenkoffer mit Zeitungen, deren Schlagzeilen er kommentiert. Natürlich ist viel „Bild“ dabei, er lobt den Wulff-Titel: „AUS! – das ist gut, kein verschachtelter Nebensatz. Hier rechts wird noch ein Käse empfohlen.“ Nahezu der komplette Blätterwald kommt zum Vorschein, auch die Schwäbische ist ja gelegentlich für einen Kracher gut. Der Kreis schließt sich, Dr. Mabuse fliegt „auf Kosten von Thomapyrin zum Frauenärztekongress nach Las Vegas“ und entdeckt die Politik als Karrieremöglichkeit: natürlich in der FDP, da ist die Personaldecke dünner.

Rating ist topaktuell und bissig, mit enormer Pointendichte bietet er einen kabarettistischen Rundumschlag allererster Güte. Trübe Aussichten eröffnet er gegen Ende, der Geburtenrückgang („Intelligente Deutsche haben keine Kinder: Merkel, Westerwelle und der Papst.“) wird gnadenlos zurückschlagen, wenn die wenigen Kinder der spät gebärenden Schwäbinnen in Berlin einst die „Fantastilliarden“ Schulden zurück zahlen müssen: „Deutschland ein Schwabenstreich – gute Nacht.“