Als Sparkassenmuseum war es zunächst geplant, ein Wirtschaftsmuseum ist es geworden. Was sich hinter der Fassade des stilvoll sanierten Gebäudes Marktstraße 22 verbirgt, dort wo 1823 die Oberamtssparkasse Ravensburg den Betrieb aufgenommen hat, das kann die Öffentlichkeit am nächsten Wochenende erfahren. Die Schwäbische Zeitung fragte bei Museumsleiter Christian von der Heydt nach und lässt schon mal hinter die Kulissen blicken. Damit wächst das Museumsviertel in der Ravensburger Oberstadt, das bereits mit dem Humpismuseum und dem Ravensburger Spielmuseum die Besucher anlockt, um eine weitere Attraktion. Und in Kürze folgt ja noch das neue Kunstmuseum.
Was erwartet die Besucher überhaupt im Wirtschaftsmuseum?
Aufgeteilt in sechs Themenbereiche wird die wirtschaftliche Entwicklung in Oberschwaben in den vergangenen 200 Jahren exemplarisch dargestellt, beispielsweise der Wandel im Geldverkehr, im Handwerk oder in der Landwirtschaft im Zeitalter der Industrialisierung.
Wie wird das Museum lebendig und interessant gestaltet?
Es gibt interessante Exponate, die Schlaglichter auf die Wirtschaftsgeschichte und auf einzelne Firmen werfen, darunter der von Kilgus entwickelte erste Dampfmotor oder ein Torfstechspaten, der für die oberschwäbischen Moorbäder ebenso eine Bedeutung hat wie für die Oberland-Glas in Bad Wurzach. In Bildern, Objekten, Hörspielen und Filmen werden spannende und unterhaltsame Geschichten rund um das Thema Mensch und Wirtschaft erzählt. Ausgestellt ist beispielsweise ein Liebesbrief, den der Brauer Oskar Farny an seine Frau schrieb und damit sein neuerliches Zuspätkommen wegen einer wichtigen Besprechung entschuldigt.
Welche Bedeutung hat der Standort Marktstraße 22?
Auch das Museumsgebäude, ein Patrizierhaus aus dem 14. Jahrhundert, erzählt eine eigene Geschichte: Das Haus in der Marktstraße 22 gehörte der Oberamtspflege, einem Vorläufer des heutigen Landratsamtes. Ab 1823 belegte die älteste Kreissparkasse Württembergs dort einen Raum. Der alte, zehn Tonnen schwere Tresor im Erdgeschoss macht deutliche, dass schon damals großer Wert auf Sicherheit gelegt wurde.
Wer ist Träger des Wirtschaftsmuseums?
Träger ist die Stiftung der Kreissparkasse Ravensburg , eine bislang einmalige Sache. Die Stiftung ist langfristiger Mieter des Gebäudes, das zuletzt vom Ravensburger Verlag für Büroräume genutzt worden ist.
Was das Museums gekostet? Gab es dazu irgendwelche Zuschüsse?
Die Kosten für die Sanierung hat der Hauseigentümer getragen. Die Kosten der Sparkassenstiftung für Ausstellungsplanung und Museumsgestaltung betragen rund 400 000 Euro. Zuschüsse hat die Stiftung nicht bekommen.
Wer war für Sanierung und inhaltlichen Aufbau zuständig?
16 Monate dauerten die Planung und Umsetzung der Museumskonzeption. Zuvor war das Ravensburger Architekturbüro mlw (Morent, Lutz, Winterkorn) vom Hauseigentümer mit den Sanierungsarbeiten betraut worden.
Was kostet der Eintritt?
Erwachsene bezahlen drei Euro. Für Kinder Jugendliche und Schüler ist der Eintritt frei. Führungen kosten 40 Euro.
Gibt es zur Eröffnung freien Eintritt?
Am kommenden Samstag, 27. Oktober, gibt es nach einem feierlichen Festakt im Konzerthaus Ravensburg für geladene Gäste (mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann) ab 16 Uhr freien Eintritt in der Marktstraße 22. Das gilt auch für Sonntag, 28. Oktober.
Wie sind künftig die täglichen Öffnungszeiten?
Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Donnerstags gibt es eine verlängerte Öffnungszeit bis 20 Uhr.
Gibt es Extra-Führungen für Gruppen?
Ja, allerdings ist das Interesse bereits so groß, dass für dieses Jahr schon die meisten Termine ausgebucht sind. Für Führungen sollte man sich mindestens zwei Wochen im Voraus bei Museumsleiter von der Heydt melden, am besten unter der E-Mail-Adresse: [email protected]. (Nähere Informationen gibt es auch auf der Homepage: www.wirtschaftsmuseum-ravensburg.de ).