Fronreuter Rapper Thööö bringt erstes Album raus
Fronreute / Lesedauer: 5 min

Thomas Schnitzer hat ein breites Grinsen im Gesicht, wenn er den Karton mit den CDs öffnet. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagt der 31-Jährige aus Fronreute . Doch kaum jemand nennt Thomas Schnitzer mit dem Namen, der in seinem Ausweis steht. Für die meisten ist er nur Thööö. Schon als Kind bekam er diesen Spitznamen von seinen Freunden, heute ist Thööö mit drei ö der Künstlername des Rappers. „Wir waren so viele Thomas, da musste jeder anders heißen. Und seither bin ich Thööö“, erzählt er.
Das war, als er 14 Jahre alt war. Ab 28. Mai, wenn seine CD veröffentlicht wird, ist der Name auch auf den weltweiten Streamingdiensten wie Spotify oder Deezer zu finden. Darauf ist er schon stolz. Wichtig sei ihm aber eines bei allem, was er tut: Authentizität. Deswegen hat er sich auch für den Künstlernamen Thööö entschieden. „Ich wollte kein MC Thomas oder Thomas S. sein, das bin ich nicht“, sagt er. Auch seine Musik spiegele ihn selbst wider. Deshalb ist ihm auch wichtig, „keine Stressmusik“ zu machen – auch wenn Rap beziehungsweise Hip-Hop mit diesem Klischee lebt.
Zwischen Hip-Hop, Jazz und Funk
Auf seinem Album „Standby“ drehen sich die Texte vor allem um seine Leidenschaft Musik, die irgendwo zwischen Hip-Hop, Funk und Jazz zu verorten ist. Er passt den Stil dem Text an. Auf seinem Album sind Lieder über die Themen zu finden, die ihm am Herzen liegen. Er will Botschaften transportieren. So sind seine Lieder nicht nur gute Laune, sondern haben auch einen ernsten und gesellschaftskritischen Hintergrund, der zum Nachdenken anregen soll.
Beispielhaft dafür steht der Titel „Keine Alternative für Deutschland“. Darin verarbeitet der gelernte Mediengestalter in Bild und Ton ein Erlebnis, das er bei einer AfD-Parteiveranstaltung in Friedrichshafen hatte, wo ihn sein Beruf hinführte. „Es war zum Kotzen. Damals war Frauke Petry in Friedrichshafen, und ich dachte, da steht der zweite Hitler“, erzählt er. Das habe ihn so aufgewühlt, dass er am selben Tag dieses Lied geschrieben hat, das auf dem Album heraussticht, weil es vergleichsweise aggressiv ist – nicht nur beim Beat, sondern auch im Text.
Darin heißt es zum Beispiel: „Ich will es einfach nicht kapieren. Es ist wieder mal passiert, sie wurden wieder integriert. [...] Sie wollen uns unterkriegen, uns mit Angst bekehren. Haben wir denn wirklich nichts gelernt? Das sind die Nazis der Moderne. [...] Sie haben lange schon gewartet auf den Moment, bis es mal brennt und sie keiner mehr in der Republik erkennt. Und das Volk nennt es einfach nur Protest.“
Das Lied brachte er noch vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg im März 2016 heraus, bei denen die AfD 15,1 Prozent der Stimmen holte. Er streute es über die sozialen Medien. „Wenn ich nur eine Stimme für die AfD mit diesem Lied verhindern konnte, hat es sich gelohnt“, sagt er.
Ein anderes Thema, das Thööö beschäftigt, ist der Stress, der in der heutigen Gesellschaft immer mehr wird. Dafür steht auch der Albumtitel „Standby“. „Wir sind alle auf Stand-by. Das Internet, das Handy, die Arbeit – alle erwarten von uns, dass wir immer sofort funktionieren. Wir sind wie der Fernseher immer auf Stand-by und können gar nicht mehr richtig abschalten, was aber so wichtig ist“, sagt er. Die Funk- und Reggaebeats seiner Musik fordern den Zuhörer zum Abschalten und Entspannen auf. Gerade wegen dieser beiden Themen ist Thööös Album hochaktuell und spricht vor allem der jungen Generation aus der Seele.
Aufgewachsen ist Thööö in Heidenheim an der Brenz, wo er in eine Musikerfamilie hineingeboren wurde. Die Mutter eine Jazz-Sängerin und Musiklehrerin, der Vater, der als Musiker mit einer Dixieband durchs Land fuhr. „Wir haben schon früh zusammen gejammt“, erzählt er. Musik war also schon immer ein Teil seines Lebens. Schon früh begann er in einer Coverband, selbst Rockmusik zu machen, entdeckte aber dann schnell das Genre Hip-Hop für sich, „weil man mit Rap am besten Botschaften transportieren kann“. Das war mit 15. Mit zwei Freunden gründete er die Band Dreistylez. Mit der Band trat er unter anderem schon als Vorgruppe von Culcha Candela, Martin Jondo, Chefket und Die Atzen auf. Soloauftritte als Thööö hatte er im Roxy in Ulm. Außerdem trat er zusammen mit der befreundeten Musikerin Omnitah aus Fronreute in der Justizvollzugsanstalt Ludwigshafen auf.
Alles ist hausgemacht
Bei Thööö ist alles selbst gemacht. Jede Zeile ist selbst gereimt, jeder Beat selbst komponiert. Das ist ihm wichtig. Unterstützung hat er unter anderem von Omnitah bekommen, deren Stimme in manchen Liedern zu hören ist. Wo es mit seiner Musik einmal hingehen soll, weiß der 31-Jährige noch nicht. Aber eigentlich will er nicht hauptberuflich Musiker werden. Denn mit dem Erfolg bestehe die Gefahr, dass man abhängig wird von anderen und irgendwann in seiner Freiheit eingeschränkt wird, weil man das macht, was der Markt hören will. „Jetzt sind die meisten meiner Songs Erlebnisse, und die werden weniger, wenn man nur noch im Studio oder auf der Bühne ist“, glaubt Thööö.
Nur eines weiß er ganz sicher: Er wird auch in Zukunft auf Deutsch rappen. „Schwäbisches Englisch hört sich nämlich voll Kacke an“, sagt er und lacht.