Hoftheater
Wunderbar zickenfreier, atmosphärischer Abend
Baienfurt / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Furios feminin und derbe divenhaft – so ist das Sisters of Comedy-Programm angekündigt worden, mit dem Lisa Fitz und drei ihrer Kolleginnen am Montagabend das Hoftheater gefüllt haben. Der Anlass: Bundesweit tobte am vergangenen Montag die Show „Nachgelacht“ an knapp 30 Spielorten gleichzeitig, mit mehr als 160 Komikerinnen, um die Frauen(wahl)rechte zu feiern. Auch die Zuschauer in Baienfurt feierten ihre Ladys, langanhaltend und laut. Und selbstverständlich fand der gute Zweck, für den die Künstlerinnen einen Teil der Gage spenden, Anklang beim überwiegend weiblichen Publikum.
Einer „Ladys-Night“ eilt ja irgendwie der Ruf voraus, sie könne eine spröde Sache werden. Modenschau, Saunaabend, Sektchen-Runde – das geistert durch die Köpfe. Wenn aber Lisa Fitz, die seit den frühen 1980er-Jahren als erste Frau die deutsche Kabarett-Szene aufmischte, durch den Abend führt, singt, charmant schwadronierend den Geschlechterkampf aufs Korn nimmt und das noch völlig frustrationsfrei – dann bereitet die Künstlerin den zickenfreien atmosphärischen Teppich für drei ihrer Kolleginnen, die allesamt auch nicht ohne sind.
Wommy Wonder , „Fräulein Wommy Wonder“ um genau zu sein, ist eine Wucht: Die Stilettos schimmern lackschwarz. Die makellosen Beine stecken in Netzstrümpfen und der Kopf in einem Frisuren-Trumm aus (Achtung: Insider-Wissen) Streifen handelsüblicher Isomatten. Und Fräulein Wommy hat sich in eine atemberaubende Glitzerrobe hineingeatmet. Das ist, wie Wommy gleich zu Beginn eine Kostprobe ihres speziellen Humors gibt, „ein umgearbeiteter Duschvorhang des Exbischofs von Limburg“, sie selbst nennt sich „Stuttgarts größten Kortisonbunker“.
Und die Ehrenschwester nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise ans Ende des Verstands: Hinunter zur Rute, rüber ins Zwischenlager der seltenen Glücksmomente mit dem Lieblingsparfum (das muss ganz leicht nach schwäbischen Maultäschle riechen), zurück zur Oma, die sich mit 73 hat noch sterilisieren lassen (sie will keine Enkelkinder mehr). Wommy gibt Tipps zum positiven Denken („schöne Scheiße“ sei schon ein guter Ansatz), zu Männern auf Frauenparkplätzen und huldigt dem Checker vom Neckar, Friedrich Schiller. Und das Publikum liebt Wommy vom ersten Augenblick an.
Auch „die Pädagogin in freier Wildbahn“, Christine Eixenbeger, spricht den mehrheitlich weiblichen Zuschauern aus der Seele. Immerhin hat so gut wie jede der anwesenden Frauen schon mehrfach Kontakt zu Grundschullehrerinnen gehabt. Kennt den Schweigefuchs, weiß nun aber dank der bayuwarischen Kabarettistin auch, wie das Schweigeeinhorn aussieht. Hat nun eine Bild davon, wie gefährlich die ultra-gebräunte Bastelschlampen-Kollegin neben dem Adventskranz im Morgenkreis lebt. Und eine Idee davon, was Lehrer so alles leisten sollen: Den sensiblen Kurt vor der Chorprobe mit einem Lavendelsäckchen abreiben, zum Beispiel.
Roxanne, eine Illusionisten, komplettiert den Vierer-Reigen der Sisters of Comedy mit einer Haar-Verwandlung, bei der sie allein mit ihrer langen Mähne zu Trump und Pippi Langstrumpf, zur Harley-Braut oder Nonne mutiert und die wunderbar weibliche Show im zweiten Teil des Abends mit einem magisch-düsteren Spektakel bereichert. Dass Lisa Fitz professionell durch die Auftritte ihrer Kolleginnen führt: Selbstverständlich. Und Gott sei Dank bleibt zwischen den einzelnen Acts noch genügend Zeit. Für Wahlbetrugs-Schelte à la Fitz, für besinnlich-berührende Momente mit der Chansonnière Fitz, mit Tipps gegen die seelische Schwerkraft und den Wind von recht. Und die Kleinkunstpreisträgerin schließt den Abend mit einem Aufruf an all die mutigen Frauen, sich weiterhin auch außerhalb des magischen Dreiecks Kinder-Küche-Kirche zu positionieren. Weiterhin streitbar und frei zu sein.