Interview
So tickt Roland Haag, der erste Bewerber ums VSAN-Präsidentenamt
Bad Waldsee / Lesedauer: 5 min

Wolfgang Heyer
Roland Haag will 2025 der neue Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und damit Nachfolger des bisherigen VSAN-Gesichts Roland Wehrle werden. Mit Wolfgang Heyer hat der Waldseer Zunftmeister Haag über seine Bewerbung, seine Ziele und die großen Wehrle’schen Fußabdrücke gesprochen.
Herr Haag, wann stand für Sie fest, dass Sie VSAN-Präsident werden wollen ‐ erst seit kurzer Zeit oder ist das ein langgehegter Traum?
Es war kein langgehegter Traum, die Idee ist in den Sommermonaten entstanden und die Entscheidung habe ich vor vier Wochen gefällt.
Wie kam es dazu?
Vor zwei Jahren wurde bekannt, dass Roland Wehrle nach dem 100-jährigen Verbandsjubiläum nicht mehr zur Wahl stehen wird. Und so wurde eine Findungskommission zur Nachfolgesuche gegründet. Daraus wurde eine Strukturkommission ins Leben gerufen, an der ich federführend mitgewirkt habe. Die ganze Arbeit sollte einfach auf mehrere Schultern verteilt werden. Außerdem wurde im Oktober ein hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt, der für die Geschäftsstelle und den Narrenschopf in Bad Dürrheim verantwortlich ist. Die Chemie mit ihm hat sofort gestimmt. Dann habe ich Gespräche mit dem Präsidium geführt und auch hier gab es nur positives Feedback.
Roland HaagUnd nachdem ich mit Volkskundler Werner Mezger ein offenes Gespräch geführt habe, war klar, ich werfe jetzt einfach mal meinen Hut in den Ring und zeige, dass die größte Zunft im Verband mit seinen rund 3200 Mitgliedern Verantwortung übernimmt.
Roland Wehrle war fast 30 Jahre an der Spitze der VSAN tätig und sehr umtriebig. Wie wollen Sie die Fußabdrücke, die er hinterlassen wird, ausfüllen?
VSAN-Präsident sein, das geht nur im Team ‐ und, weil wir im Hintergrund auf ihn zurückgreifen können. Er wird sich ja nicht ganz in den Ruhestand verabschieden. Aber klar: Es wird keine One-Man-Show mehr sein.
Das Amt ist ein reines Ehrenamt, allerdings ein äußerst zeitintensives. Viele Narren haben sich auch bei Roland Wehrle immer gefragt, wie das mit dem Beruf zu vereinbaren ist. Sie sind 59 Jahre alt und Projektleiter beim Bau von Hängebrücken. Wie wollen Sie Beruf und forderndes Ehrenamt vereinen? Geht es in die Frührente?
(lacht) Das wäre eine gute Idee, aber leider nein. Es ist ein Ehrenamt, daher gehe ich gerne weiter arbeiten. Ich habe Projekte im Schwarzwald, unter anderem in Rottweil und befinde mich damit örtlich im Herzen des Verbandes. Da lassen sich also verschiedene Termine verknüpfen. Und im Hintergrund sind auch die Geschäftsstelle und das Präsidium und die Strukturkommission noch aktiv.
Welche Aufgaben übernimmt die Strukturkommission?
Da geht es um die Organisation der Narrentreffen und die Bereiche Bildung, Kultur, Zukunft sowie Jugend, Ortsfasnet und Verwaltungstätigkeiten. Da gibt es schon Köpfe, die sich sehr gut kümmern. Die Frage ist nur, wie man das für die Zukunft aufstellt.
Sie sprechen die Zukunft an. Welche Ziele würden Sie als VSAN-Präsident verfolgen?
Dass der Verband sich noch mehr als Dienstleister für die Zünfte versteht. Dass wir weiterhin Heimat und Brauchtum vorantreiben und eine Struktur schaffen, in der wir Personen für die Ämter finden. Und ich will weiter Narr sein. Nach vielen Jahren der Waldseer Fasnet freue ich mich darauf, die Fasnet in anderen Zünften kennenzulernen und den Blick woanders hinzulenken.
Aktuell sind Sie der erste Bewerber, der seine Kandidatur öffentlich gemacht hat. Damit haben Sie ein klares Zeichen an „die Konkurrenz“ abgegeben. Rechnen Sie mit anderen Bewerbern?
Dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich habe mich entschieden, meinen Hut in den Ring zu werfen, damit für den Präsidenten klar ist, dass es einen Nachfolger geben wird. Wenn jemand anderes sich bewirbt, werden wir miteinander reden. Es geht um den Verband, nicht um mich als Person.
Das ist sehr vorbildlich ausgedrückt. Mich würde es an Ihrer Stelle aber schon bedrücken, wenn ich dann trotz aller Bemühungen nicht gewählt würde...
Ich bin kein Mensch, der Macht braucht. Ich möchte im Team etwas bewegen und ich hoffe, dass das auch überall so gesehen wird. Nachdem ich meine Bewerbung öffentlich gemacht habe, kam jedenfalls sehr viel gutes Feedback zurück. Aber entscheiden werden das die 68 Zünfte und das Präsidium.
Bis zur Wahl im Januar 2025 ist es eine lange Bewerbungsphase. Wie wollen Sie diese Zeit nutzen?
Es wird keinen Wahlkampf geben, so viel kann ich schon sagen. Es geht um ein Miteinander. Und so lange ist es genau genommen auch nicht. Wenn man die Fasnet und die Urlaubszeit im Sommer abzieht, bleiben acht Monate. Und das ist gar nicht so viel Zeit für so einen großen Verband. Schließlich will ich mich mit dem Präsidium und den Landschaften besprechen. Sollte ich gewählt werden, wäre ich zur Fasnet 2025 VSAN-Präsident ‐ und die Fasnet 2025 ist lang. Da wäre man schnell gefordert.
Bleiben Sie eigentlich Waldseer Zunftmeister?
Nein. Am Mittwoch habe ich in der Zunftratssitzung bekannt gegeben, dass ich mein Amt nach der Fasnet niederlege und in neue Hände gebe.
Haben Sie einen Wunschnachfolger?
Alle rund 30 aktiven Zunfträte sind gestandene Narren und es wird sich eine gute Lösung für Waldsee finden, davon bin ich überzeugt.