Gasthof „Hirsch“ in Zollenreute könnte vielleicht wiederbelebt werden
Aulendorf / Lesedauer: 3 min

Der ehemalige Gasthof Hirsch in Zollenreute könnte ab Ende des Jahres eine neue Zukunft bekommen. Denn derzeit werden die drei bewohnten Wohnungen im Gebäude und die Gaststätte energetisch voneinander getrennt. Das ermöglicht den Betreibern, die Gaststätte separat zu verpachten, wie Gebäudeinhaber Josef Müller auf SZ–Anfrage erläuterte.
Mehr als drei Jahrzehnte lang hatten er und Heidi Müller die Tradition der Dorfwirtschaft mit Hingabe gepflegt. Im Januar 2019 war dann nach fast 35 Jahren Schluss, seitdem fehlt in der Aulendorfer Ortschaft eine Einkehrmöglichkeit.

Bislang hätte das gesamte Gebäude gemietet werden müssen
Der „Hirschen“ steht seit der Betriebsaufgabe leer. Eine Verpachtung wäre an sich möglich gewesen, allerdings habe es in den vergangenen Jahren nur zwei Anfragen gegeben, berichtete Müller nun im SZ–Gespräch. Bei einer davon habe es sich um ein chinesisches Schnellrestaurant gehandelt, das sei nicht so geeignet gewesen.
Und: Bislang wäre Bedingung gewesen, dass das gesamte Gebäude hätte gemietet werden müssen. Laut Müller werde aber derzeit daran gearbeitet, die Energieversorgung zu trennen, so dass etwa ab Jahresende nur die Gaststätte einzeln verpachtet werden könne.
Für Zollenreute wäre eine Wiederbelebung der Wirtschaft gut, findet Müller. Besonderes Augenmerk liege dabei auf einer gutbürgerlichen Küche. Das passe zum Ort und sei seiner Erfahrung nach immer gut gelaufen. „Bei uns war der Andrang immer groß, daran hatte es nicht gelegen.“
Eine einsatzbereite Wirtschaft
Mögliche Pachtinteressenten würden eine nahezu vollständige und einsatzbereite Wirtschaft vorfinden. Lediglich eine Spülmaschine und einige Kleinigkeiten müssten dann noch angeschafft werden.
Eine Wiederbelebung würde auch Ortsvorsteher Stephan Wülfrath gut finden, wie er auf SZ–Anfrage sagte.
sagt der Ortsvorsteher, der selbst gelernter Koch ist.„ede Ortschaft freut sich natürlich über eine Wirtschaft. Es bereichert den Ort
Es sei sehr schade, dass es in Zollenreute, ebenso wie in vielen anderen kleinen Orten, keine Dorfwirtschaft mehr gebe, in der man nicht nur gut essen könne, sondern sich auch zum Einkehren auf ein Getränk treffen könne. Umso wichtiger sei auch daher der Dorfstadel für den Ort.
„Hirschen“ war auch Heimat für Vereine
Der „Hirschen“ sei Heimat für die Vereine gewesen, die neue Übungsräume und Treffpunkte suchen mussten, und im Saal hätten so gut wie alle Veranstaltungen im Ort stattgefunden, so Wülfrath.
Doch schon einige Jahre vor der kompletten Betriebsaufgabe wurde die Saalbewirtschaftung eingestellt, weil es immer schwieriger geworden war, zuverlässiges Personal für Großveranstaltungen zu finden, wie das Wirtepaar damals erläuterte.
Und seitdem das Dorfgemeinschaftshaus in Zollenreute bestand, seien auch nicht mehr so viele Vereine wie früher nach ihren Proben zum Einkehren gekommen, berichteten die Müllers seinerzeit.
Viele Stammgäste kehrten ein
Die Gaststube mit der gutbürgerlichen schwäbischen Küche und mit dem rustikalem Ambiente war beliebt und zog Stammgäste aus dem Umland, alteingesessene Dorfbewohner sowie die Kartenspieler am Stammtisch an. Auch viele Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen oder Erstkommunionsfeiern wurden im „Hirschen“ abgehalten.
Josef Müller hatte direkt nach seiner Ausbildung zum Koch als 20–Jähriger den Familienbetrieb 1986 von seiner Mutter übernommen. Seine Ehefrau Heidi war für Service und Büro zuständig. Mit Leib und Seele waren sie Gastgeber im „Hirschen“, aber ohne Nachfolger war nach fast 35 Jahren dann einfach Schluss für das Ehepaar.
So war es eine Zäsur, als sich nach dem Dreikönigssonntag 2019 die Türen des Gasthauses an der Zollenreuter Durchgangsstraße endgültig schlossen. Von einstmals vier Wirtschaften im Ort blieb keine mehr übrig.